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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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Pol
Virtuosen, der sich lang in Pohlen aufgehalten hat,
beschrieben worden, hieher sezen.

Die Bewegung ist weit geschwinder, als sie in
Deutschland vorgetragen wird. Sie ist nicht völlig
so geschwind, als die gewöhnliche Tanzmenuet; son-
dern ein Menuettentakt macht die Zeit von zwey
Viertel eines Polonoisentaktes aus, so daß eine Me-
nuet, dessen erster Theil von 8, und der zweyte von
16 Takten wäre, einer Polonoise, dessen erster Theil
von 6 und der zweyte von 10 Takten ist, der Zeit
nach gleich ist. Sie fängt allezeit mit dem Nieder-
schlag an. Der Schluß eines jeden Theiles geschieht
bey dem zweyten Viertel, das von dem Semitonio
modi
vorgehalten wird, nemlich so:

[Abbildung]

Dieser Tanz hat viel Eigenthümliches in seinen Ein-
schnitten, im Metrum, und in seinem ganzen Cha-
rakter. Die Polonoisen, die von deutschen Com-
ponisten gesezt, und in Deutschland bekannt sind,
sind nichts weniger, als wahre polnische Tänze; son-
dern werden in Polen unter dem Namen des Deutsch-
polnischen allgemein verachtet. Jn einer ächten Po-
lonoise sind niemals zwey Sechzehntel an eine Achtel-
note angehängt, auf folgende und ähnliche Art:

[Abbildung]

Und dieser Gang ist der deutschen Polonoise eigen-
thümlich. Eben so wenig vertragen die Polen fol-
gende halbe Cadenz:
[Abbildung] sondern ihre halbe Cadenzen sind auf folgende und
ähnliche Art:

[Abbildung]

Sie verträgt übrigens alle Arten von Noten und
Zusammensezungen; nur Zweyunddreyßigtheile kön-
nen, wegen der ziemlich geschwinden Bewegung,
nicht viele auf einander folgen. Die Einschnitte sind
[Spaltenumbruch]

Pol Por
von 1 oder 2 Takten, und fallen, die größeren
auf das lezte Viertel des Taktes, die kleinern hin-
gegen in die Mitte des Taktes, wie hier:

[Abbildung]

Der wahre Charakter ist feyerliche Gravität. Man
pflegt sie mit Waldhörnern, Hoboen u. d. gl. Jn-
strumenten, die bisweilen obligat sind, zu sezen.
Heut zu Tage kömmt dieser Tanz durch die vielen
welschen Kräuseleyen, die darin von den Ausländern
angebracht werden, von seiner Majestät herunter.
Auch die Trios, die nach Menuettenart piano auf
die Polonoise folgen, und izo in Polen so gebräuch-
lich sind, sind eine Erfindung der Ausländer.

Uebrigens ist auch die deutsche Polonoise von einem
angenehmen Charakter, nur macht sie eine besondere
Art aus, der man auch einen besondern Namen ge-
ben sollte.

Portal.
(Baukunst.)

Diesen Namen giebt man den Haupteingängen der
Kirchen, Paläste und andrer großen Gebände. Es
unterscheidet sich von der Thür nicht nur durch seine
Größe, sondern vornehmlich dadurch, daß das Por-
tal durch prächtige Verziehrüngen mit Säulen,
oder Pilastern, und den dazu gehörigen Gebälken,
als ein beträchtlicher Haupttheil der Außenseite der
Gebäude in die Augen fällt, auch wol zu beyden Sei-
ten der Hauptöfnung noch kleinere Eingänge hat, die
aber mit dem Haupteingang durch die gemeinschaft-
lichen Verziehrungen in Eines gezogen sind.

Es scheinet sehr natürlich, daß bey großen Ge-
bäuden der Haupteingang sogleich das Aug auf sich
ziehe, damit man ihn nicht suchen dürfe. Nach der
heutigen Bauart ist insgemein an einer oder meh-
rern Hauptseiten das Portal gleichsam der Augen-
punkt, auf den sich alles bezieht. Das Aug fällt
zuerst darauf, und von da aus übersieht es hernach
die Theile der Fassade. Darum sollte der Baumei-
ster es sich zur Hauptregel machen, durch das Por-

tal
X x x x x 2

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Pol
Virtuoſen, der ſich lang in Pohlen aufgehalten hat,
beſchrieben worden, hieher ſezen.

Die Bewegung iſt weit geſchwinder, als ſie in
Deutſchland vorgetragen wird. Sie iſt nicht voͤllig
ſo geſchwind, als die gewoͤhnliche Tanzmenuet; ſon-
dern ein Menuettentakt macht die Zeit von zwey
Viertel eines Polonoiſentaktes aus, ſo daß eine Me-
nuet, deſſen erſter Theil von 8, und der zweyte von
16 Takten waͤre, einer Polonoiſe, deſſen erſter Theil
von 6 und der zweyte von 10 Takten iſt, der Zeit
nach gleich iſt. Sie faͤngt allezeit mit dem Nieder-
ſchlag an. Der Schluß eines jeden Theiles geſchieht
bey dem zweyten Viertel, das von dem Semitonio
modi
vorgehalten wird, nemlich ſo:

[Abbildung]

Dieſer Tanz hat viel Eigenthuͤmliches in ſeinen Ein-
ſchnitten, im Metrum, und in ſeinem ganzen Cha-
rakter. Die Polonoiſen, die von deutſchen Com-
poniſten geſezt, und in Deutſchland bekannt ſind,
ſind nichts weniger, als wahre polniſche Taͤnze; ſon-
dern werden in Polen unter dem Namen des Deutſch-
polniſchen allgemein verachtet. Jn einer aͤchten Po-
lonoiſe ſind niemals zwey Sechzehntel an eine Achtel-
note angehaͤngt, auf folgende und aͤhnliche Art:

[Abbildung]

Und dieſer Gang iſt der deutſchen Polonoiſe eigen-
thuͤmlich. Eben ſo wenig vertragen die Polen fol-
gende halbe Cadenz:
[Abbildung] ſondern ihre halbe Cadenzen ſind auf folgende und
aͤhnliche Art:

[Abbildung]

Sie vertraͤgt uͤbrigens alle Arten von Noten und
Zuſammenſezungen; nur Zweyunddreyßigtheile koͤn-
nen, wegen der ziemlich geſchwinden Bewegung,
nicht viele auf einander folgen. Die Einſchnitte ſind
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Pol Por
von 1 oder 2 Takten, und fallen, die groͤßeren
auf das lezte Viertel des Taktes, die kleinern hin-
gegen in die Mitte des Taktes, wie hier:

[Abbildung]

Der wahre Charakter iſt feyerliche Gravitaͤt. Man
pflegt ſie mit Waldhoͤrnern, Hoboen u. d. gl. Jn-
ſtrumenten, die bisweilen obligat ſind, zu ſezen.
Heut zu Tage koͤmmt dieſer Tanz durch die vielen
welſchen Kraͤuſeleyen, die darin von den Auslaͤndern
angebracht werden, von ſeiner Majeſtaͤt herunter.
Auch die Trios, die nach Menuettenart piano auf
die Polonoiſe folgen, und izo in Polen ſo gebraͤuch-
lich ſind, ſind eine Erfindung der Auslaͤnder.

Uebrigens iſt auch die deutſche Polonoiſe von einem
angenehmen Charakter, nur macht ſie eine beſondere
Art aus, der man auch einen beſondern Namen ge-
ben ſollte.

Portal.
(Baukunſt.)

Dieſen Namen giebt man den Haupteingaͤngen der
Kirchen, Palaͤſte und andrer großen Gebaͤnde. Es
unterſcheidet ſich von der Thuͤr nicht nur durch ſeine
Groͤße, ſondern vornehmlich dadurch, daß das Por-
tal durch praͤchtige Verziehruͤngen mit Saͤulen,
oder Pilaſtern, und den dazu gehoͤrigen Gebaͤlken,
als ein betraͤchtlicher Haupttheil der Außenſeite der
Gebaͤude in die Augen faͤllt, auch wol zu beyden Sei-
ten der Hauptoͤfnung noch kleinere Eingaͤnge hat, die
aber mit dem Haupteingang durch die gemeinſchaft-
lichen Verziehrungen in Eines gezogen ſind.

Es ſcheinet ſehr natuͤrlich, daß bey großen Ge-
baͤuden der Haupteingang ſogleich das Aug auf ſich
ziehe, damit man ihn nicht ſuchen duͤrfe. Nach der
heutigen Bauart iſt insgemein an einer oder meh-
rern Hauptſeiten das Portal gleichſam der Augen-
punkt, auf den ſich alles bezieht. Das Aug faͤllt
zuerſt darauf, und von da aus uͤberſieht es hernach
die Theile der Faſſade. Darum ſollte der Baumei-
ſter es ſich zur Hauptregel machen, durch das Por-

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X x x x x 2
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[917[899]/0335] Pol Pol Por Virtuoſen, der ſich lang in Pohlen aufgehalten hat, beſchrieben worden, hieher ſezen. Die Bewegung iſt weit geſchwinder, als ſie in Deutſchland vorgetragen wird. Sie iſt nicht voͤllig ſo geſchwind, als die gewoͤhnliche Tanzmenuet; ſon- dern ein Menuettentakt macht die Zeit von zwey Viertel eines Polonoiſentaktes aus, ſo daß eine Me- nuet, deſſen erſter Theil von 8, und der zweyte von 16 Takten waͤre, einer Polonoiſe, deſſen erſter Theil von 6 und der zweyte von 10 Takten iſt, der Zeit nach gleich iſt. Sie faͤngt allezeit mit dem Nieder- ſchlag an. Der Schluß eines jeden Theiles geſchieht bey dem zweyten Viertel, das von dem Semitonio modi vorgehalten wird, nemlich ſo: [Abbildung] Dieſer Tanz hat viel Eigenthuͤmliches in ſeinen Ein- ſchnitten, im Metrum, und in ſeinem ganzen Cha- rakter. Die Polonoiſen, die von deutſchen Com- poniſten geſezt, und in Deutſchland bekannt ſind, ſind nichts weniger, als wahre polniſche Taͤnze; ſon- dern werden in Polen unter dem Namen des Deutſch- polniſchen allgemein verachtet. Jn einer aͤchten Po- lonoiſe ſind niemals zwey Sechzehntel an eine Achtel- note angehaͤngt, auf folgende und aͤhnliche Art: [Abbildung] Und dieſer Gang iſt der deutſchen Polonoiſe eigen- thuͤmlich. Eben ſo wenig vertragen die Polen fol- gende halbe Cadenz: [Abbildung] ſondern ihre halbe Cadenzen ſind auf folgende und aͤhnliche Art: [Abbildung] Sie vertraͤgt uͤbrigens alle Arten von Noten und Zuſammenſezungen; nur Zweyunddreyßigtheile koͤn- nen, wegen der ziemlich geſchwinden Bewegung, nicht viele auf einander folgen. Die Einſchnitte ſind von 1 oder 2 Takten, und fallen, die groͤßeren auf das lezte Viertel des Taktes, die kleinern hin- gegen in die Mitte des Taktes, wie hier: [Abbildung] Der wahre Charakter iſt feyerliche Gravitaͤt. Man pflegt ſie mit Waldhoͤrnern, Hoboen u. d. gl. Jn- ſtrumenten, die bisweilen obligat ſind, zu ſezen. Heut zu Tage koͤmmt dieſer Tanz durch die vielen welſchen Kraͤuſeleyen, die darin von den Auslaͤndern angebracht werden, von ſeiner Majeſtaͤt herunter. Auch die Trios, die nach Menuettenart piano auf die Polonoiſe folgen, und izo in Polen ſo gebraͤuch- lich ſind, ſind eine Erfindung der Auslaͤnder. Uebrigens iſt auch die deutſche Polonoiſe von einem angenehmen Charakter, nur macht ſie eine beſondere Art aus, der man auch einen beſondern Namen ge- ben ſollte. Portal. (Baukunſt.) Dieſen Namen giebt man den Haupteingaͤngen der Kirchen, Palaͤſte und andrer großen Gebaͤnde. Es unterſcheidet ſich von der Thuͤr nicht nur durch ſeine Groͤße, ſondern vornehmlich dadurch, daß das Por- tal durch praͤchtige Verziehruͤngen mit Saͤulen, oder Pilaſtern, und den dazu gehoͤrigen Gebaͤlken, als ein betraͤchtlicher Haupttheil der Außenſeite der Gebaͤude in die Augen faͤllt, auch wol zu beyden Sei- ten der Hauptoͤfnung noch kleinere Eingaͤnge hat, die aber mit dem Haupteingang durch die gemeinſchaft- lichen Verziehrungen in Eines gezogen ſind. Es ſcheinet ſehr natuͤrlich, daß bey großen Ge- baͤuden der Haupteingang ſogleich das Aug auf ſich ziehe, damit man ihn nicht ſuchen duͤrfe. Nach der heutigen Bauart iſt insgemein an einer oder meh- rern Hauptſeiten das Portal gleichſam der Augen- punkt, auf den ſich alles bezieht. Das Aug faͤllt zuerſt darauf, und von da aus uͤberſieht es hernach die Theile der Faſſade. Darum ſollte der Baumei- ſter es ſich zur Hauptregel machen, durch das Por- tal X x x x x 2

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 917[899]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/335>, abgerufen am 26.04.2024.