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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Vom Himmel.
schen zukommen, geurtheilet, und nicht gewußt
haben, was der innere oder geistliche Mensch,
und also auch nicht, was dessen Freude und Se-
ligkeit seyen; wenn demnach die, so in der geistli-
chen oder innern Fröhlichkeit gewesen sind, gesagt
hätten, was und welcherley die himmlische Freude
sey, so hätten sie nicht begriffen werden können,
denn sie wäre in den Begriff der Unwissenheit,
und also nicht in die Empfindung gefallen, dahero
wäre sie mit unter den Dingen gewesen, die der
natürliche Mensch verworfen hätte. Jedoch aber
kann ein jeder so viel einsehen, daß der Mensch,
wenn er den äussern oder natürlichen Menschen
verläßt, in den innern oder geistlichen komme,
hieraus kann man nun wissen daß die himmlische
Freude eine innere und geistliche Freude, nicht aber
eine äussere oder natürliche Freude sey; und daß sie
auch, weil sie innerlich und geistlich ist, reiner
und ausnehmender sey, und das Jnnere des Men-
schen, das ist, seine Seele oder seinen Geist, reitze
oder ergötze. Ein jeder kann aus dem allein den
Schluß machen, daß er eine solche Freude habe,
wie die Freude seines Geistes gewesen, und daß
die Lust des Leibes, so die Fleisches Lust genennet
wird, in Rücksicht auf jene, nicht himmlisch sey;
was auch in dem Geist des Menschen ist, wenn
er den Leib verläßt, das bleibt nach dem Tod übrig,
denn sodann lebt der Geist-Mensch.

396. Alle Freuden entstehen von der Liebe,
denn was der Mensch liebet, darüber empfindet er

Freude,
J 3

Vom Himmel.
ſchen zukommen, geurtheilet, und nicht gewußt
haben, was der innere oder geiſtliche Menſch,
und alſo auch nicht, was deſſen Freude und Se-
ligkeit ſeyen; wenn demnach die, ſo in der geiſtli-
chen oder innern Froͤhlichkeit geweſen ſind, geſagt
haͤtten, was und welcherley die himmliſche Freude
ſey, ſo haͤtten ſie nicht begriffen werden koͤnnen,
denn ſie waͤre in den Begriff der Unwiſſenheit,
und alſo nicht in die Empfindung gefallen, dahero
waͤre ſie mit unter den Dingen geweſen, die der
natuͤrliche Menſch verworfen haͤtte. Jedoch aber
kann ein jeder ſo viel einſehen, daß der Menſch,
wenn er den aͤuſſern oder natuͤrlichen Menſchen
verlaͤßt, in den innern oder geiſtlichen komme,
hieraus kann man nun wiſſen daß die himmliſche
Freude eine innere und geiſtliche Freude, nicht aber
eine aͤuſſere oder natuͤrliche Freude ſey; und daß ſie
auch, weil ſie innerlich und geiſtlich iſt, reiner
und ausnehmender ſey, und das Jnnere des Men-
ſchen, das iſt, ſeine Seele oder ſeinen Geiſt, reitze
oder ergoͤtze. Ein jeder kann aus dem allein den
Schluß machen, daß er eine ſolche Freude habe,
wie die Freude ſeines Geiſtes geweſen, und daß
die Luſt des Leibes, ſo die Fleiſches Luſt genennet
wird, in Ruͤckſicht auf jene, nicht himmliſch ſey;
was auch in dem Geiſt des Menſchen iſt, wenn
er den Leib verlaͤßt, das bleibt nach dem Tod uͤbrig,
denn ſodann lebt der Geiſt-Menſch.

396. Alle Freuden entſtehen von der Liebe,
denn was der Menſch liebet, daruͤber empfindet er

Freude,
J 3
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[133/0132] Vom Himmel. ſchen zukommen, geurtheilet, und nicht gewußt haben, was der innere oder geiſtliche Menſch, und alſo auch nicht, was deſſen Freude und Se- ligkeit ſeyen; wenn demnach die, ſo in der geiſtli- chen oder innern Froͤhlichkeit geweſen ſind, geſagt haͤtten, was und welcherley die himmliſche Freude ſey, ſo haͤtten ſie nicht begriffen werden koͤnnen, denn ſie waͤre in den Begriff der Unwiſſenheit, und alſo nicht in die Empfindung gefallen, dahero waͤre ſie mit unter den Dingen geweſen, die der natuͤrliche Menſch verworfen haͤtte. Jedoch aber kann ein jeder ſo viel einſehen, daß der Menſch, wenn er den aͤuſſern oder natuͤrlichen Menſchen verlaͤßt, in den innern oder geiſtlichen komme, hieraus kann man nun wiſſen daß die himmliſche Freude eine innere und geiſtliche Freude, nicht aber eine aͤuſſere oder natuͤrliche Freude ſey; und daß ſie auch, weil ſie innerlich und geiſtlich iſt, reiner und ausnehmender ſey, und das Jnnere des Men- ſchen, das iſt, ſeine Seele oder ſeinen Geiſt, reitze oder ergoͤtze. Ein jeder kann aus dem allein den Schluß machen, daß er eine ſolche Freude habe, wie die Freude ſeines Geiſtes geweſen, und daß die Luſt des Leibes, ſo die Fleiſches Luſt genennet wird, in Ruͤckſicht auf jene, nicht himmliſch ſey; was auch in dem Geiſt des Menſchen iſt, wenn er den Leib verlaͤßt, das bleibt nach dem Tod uͤbrig, denn ſodann lebt der Geiſt-Menſch. 396. Alle Freuden entſtehen von der Liebe, denn was der Menſch liebet, daruͤber empfindet er Freude, J 3

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/132>, abgerufen am 26.04.2024.