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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
Mensch der Welt entsagen, und sich der soge-
nannten Lüste des Leibes und des Fleisches berau-
ben, und geistlich leben müsse; wovon sie sich kei-
nen andern Begriff machen, als daß sie die welt-
lichen Dinge welches vornämlich Reichthumer und
Ehrenstellen sind von sich stossen beständig in gott-
seliger Betrachtung von Gott, von der Seligkeit,
und vom ewigen Leben einhergehen und ihr geben im
Gebet, in Lesung des Worts und gottesfürchtiger
Bücher zubringen sollten; dieses, meynen sie, heisse
der Welt entsagen, und nach dem Geist, nicht aber
nach dem Fleische leben: allein, daß sich die Sache
ganz anders verhalte, daß ist mir aus vielfälti-
ger Erfahrung und aus Unterredung mit den En-
geln zu wissen gegeben worden; ja, es wurde
mir zu wissen gethan, daß diejenigen, welche auf
diese Weise der Welt entsagen und auf diese Art
nach dem Geiste leben, sich ein trauriges Leben zu
wege bringen, welches der himmlischen Freude
nicht theilhaftig ist, denn es bleibt einem jeden sein
geführtes Leben; damit aber der Mensch (wurde
mir gesagt) das Lebens des Himmels bekomme,
so müsse er schlechterdings in der Welt, und
allda in Aemtern und Geschäften leben, und als-
denn bekomme er durch das sittliche und bürger-
liche Leben das geistliche, und das geistliche Leben
des Menschen könne auf keine andre Art gebildet,
oder sein Geist zum Himmel zubereitet werden;
denn ein innerliches Leben führen und nicht zugleich
ein äusserliches, ist eben so, als in einem Hause
wohnen, das keinen Grund hat, das also nach

und
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Von der Geiſterwelt.
Menſch der Welt entſagen, und ſich der ſoge-
nannten Luͤſte des Leibes und des Fleiſches berau-
ben, und geiſtlich leben muͤſſe; wovon ſie ſich kei-
nen andern Begriff machen, als daß ſie die welt-
lichen Dinge welches vornaͤmlich Reichthumer und
Ehrenſtellen ſind von ſich ſtoſſen beſtaͤndig in gott-
ſeliger Betrachtung von Gott, von der Seligkeit,
und vom ewigen Leben einhergehen und ihr geben im
Gebet, in Leſung des Worts und gottesfuͤrchtiger
Buͤcher zubringen ſollten; dieſes, meynen ſie, heiſſe
der Welt entſagen, und nach dem Geiſt, nicht aber
nach dem Fleiſche leben: allein, daß ſich die Sache
ganz anders verhalte, daß iſt mir aus vielfaͤlti-
ger Erfahrung und aus Unterredung mit den En-
geln zu wiſſen gegeben worden; ja, es wurde
mir zu wiſſen gethan, daß diejenigen, welche auf
dieſe Weiſe der Welt entſagen und auf dieſe Art
nach dem Geiſte leben, ſich ein trauriges Leben zu
wege bringen, welches der himmliſchen Freude
nicht theilhaftig iſt, denn es bleibt einem jeden ſein
gefuͤhrtes Leben; damit aber der Menſch (wurde
mir geſagt) das Lebens des Himmels bekomme,
ſo muͤſſe er ſchlechterdings in der Welt, und
allda in Aemtern und Geſchaͤften leben, und als-
denn bekomme er durch das ſittliche und buͤrger-
liche Leben das geiſtliche, und das geiſtliche Leben
des Menſchen koͤnne auf keine andre Art gebildet,
oder ſein Geiſt zum Himmel zubereitet werden;
denn ein innerliches Leben fuͤhren und nicht zugleich
ein aͤuſſerliches, iſt eben ſo, als in einem Hauſe
wohnen, das keinen Grund hat, das alſo nach

und
Y 5
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[329/0328] Von der Geiſterwelt. Menſch der Welt entſagen, und ſich der ſoge- nannten Luͤſte des Leibes und des Fleiſches berau- ben, und geiſtlich leben muͤſſe; wovon ſie ſich kei- nen andern Begriff machen, als daß ſie die welt- lichen Dinge welches vornaͤmlich Reichthumer und Ehrenſtellen ſind von ſich ſtoſſen beſtaͤndig in gott- ſeliger Betrachtung von Gott, von der Seligkeit, und vom ewigen Leben einhergehen und ihr geben im Gebet, in Leſung des Worts und gottesfuͤrchtiger Buͤcher zubringen ſollten; dieſes, meynen ſie, heiſſe der Welt entſagen, und nach dem Geiſt, nicht aber nach dem Fleiſche leben: allein, daß ſich die Sache ganz anders verhalte, daß iſt mir aus vielfaͤlti- ger Erfahrung und aus Unterredung mit den En- geln zu wiſſen gegeben worden; ja, es wurde mir zu wiſſen gethan, daß diejenigen, welche auf dieſe Weiſe der Welt entſagen und auf dieſe Art nach dem Geiſte leben, ſich ein trauriges Leben zu wege bringen, welches der himmliſchen Freude nicht theilhaftig iſt, denn es bleibt einem jeden ſein gefuͤhrtes Leben; damit aber der Menſch (wurde mir geſagt) das Lebens des Himmels bekomme, ſo muͤſſe er ſchlechterdings in der Welt, und allda in Aemtern und Geſchaͤften leben, und als- denn bekomme er durch das ſittliche und buͤrger- liche Leben das geiſtliche, und das geiſtliche Leben des Menſchen koͤnne auf keine andre Art gebildet, oder ſein Geiſt zum Himmel zubereitet werden; denn ein innerliches Leben fuͤhren und nicht zugleich ein aͤuſſerliches, iſt eben ſo, als in einem Hauſe wohnen, das keinen Grund hat, das alſo nach und Y 5

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/328>, abgerufen am 26.04.2024.