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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

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Exempel von Geistern, etc.
in ein solches übergehe, und bey denen, die
im Glauben an den HErrn gestanden, in ein
noch helleres. Sie wollten, ich sollte es ih-
ren Freunden sagen, daß sie leben, und daß
ich ihnen schreiben sollte, wie ihr Zustand
sey; ich erzählte ihnen auch vieles von dem
Zustand ihrer Freunde, meldete aber dabey.
daß wann ich es sagen oder schreiben würde,
so würden sie nicht glauben, sondern es vor
Einbildungen halten, verlachen, Zeichen, und
Wunder fordern, ehe sie glauben: Jch wür-
de mich also ihrem Gespött bloß geben. Daß
diß wahr sey, werden vielleicht wenige glau-
ben, dann sie läugnen im Herzen, daß sie Gei-
ster seyn, und die, welche es nicht läugnen,
wollen nichts davon hören, daß jemand mit
Geistern reden könne. Zu den alten Zeiten
hat man von dem Wesen der Geister nicht
so geglaubt, aber heut zu Tag, da sie aus ei-
genen Hirnschlüssen erforschen wollen, was
Geister seyen; sie berauben dieselbe aller Em-
pfindungskraft durch ihre Erklärungen, und
Erfindungen; und je gelehrter sie seyn wol-
len, je mehr sie so halten; (sagende: Geist
sey ein einfach Wesen, das keine Bewegung,
keine Figur, keine Ausdehnung, keine sinn-
liche Eigenschaften habe.)



An-

Exempel von Geiſtern, ꝛc.
in ein ſolches uͤbergehe, und bey denen, die
im Glauben an den HErrn geſtanden, in ein
noch helleres. Sie wollten, ich ſollte es ih-
ren Freunden ſagen, daß ſie leben, und daß
ich ihnen ſchreiben ſollte, wie ihr Zuſtand
ſey; ich erzaͤhlte ihnen auch vieles von dem
Zuſtand ihrer Freunde, meldete aber dabey.
daß wann ich es ſagen oder ſchreiben wuͤrde,
ſo wuͤrden ſie nicht glauben, ſondern es vor
Einbildungen halten, verlachen, Zeichen, und
Wunder fordern, ehe ſie glauben: Jch wuͤr-
de mich alſo ihrem Geſpoͤtt bloß geben. Daß
diß wahr ſey, werden vielleicht wenige glau-
ben, dann ſie laͤugnen im Herzen, daß ſie Gei-
ſter ſeyn, und die, welche es nicht laͤugnen,
wollen nichts davon hoͤren, daß jemand mit
Geiſtern reden koͤnne. Zu den alten Zeiten
hat man von dem Weſen der Geiſter nicht
ſo geglaubt, aber heut zu Tag, da ſie aus ei-
genen Hirnſchluͤſſen erforſchen wollen, was
Geiſter ſeyen; ſie berauben dieſelbe aller Em-
pfindungskraft durch ihre Erklaͤrungen, und
Erfindungen; und je gelehrter ſie ſeyn wol-
len, je mehr ſie ſo halten; (ſagende: Geiſt
ſey ein einfach Weſen, das keine Bewegung,
keine Figur, keine Ausdehnung, keine ſinn-
liche Eigenſchaften habe.)



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[232/0232] Exempel von Geiſtern, ꝛc. in ein ſolches uͤbergehe, und bey denen, die im Glauben an den HErrn geſtanden, in ein noch helleres. Sie wollten, ich ſollte es ih- ren Freunden ſagen, daß ſie leben, und daß ich ihnen ſchreiben ſollte, wie ihr Zuſtand ſey; ich erzaͤhlte ihnen auch vieles von dem Zuſtand ihrer Freunde, meldete aber dabey. daß wann ich es ſagen oder ſchreiben wuͤrde, ſo wuͤrden ſie nicht glauben, ſondern es vor Einbildungen halten, verlachen, Zeichen, und Wunder fordern, ehe ſie glauben: Jch wuͤr- de mich alſo ihrem Geſpoͤtt bloß geben. Daß diß wahr ſey, werden vielleicht wenige glau- ben, dann ſie laͤugnen im Herzen, daß ſie Gei- ſter ſeyn, und die, welche es nicht laͤugnen, wollen nichts davon hoͤren, daß jemand mit Geiſtern reden koͤnne. Zu den alten Zeiten hat man von dem Weſen der Geiſter nicht ſo geglaubt, aber heut zu Tag, da ſie aus ei- genen Hirnſchluͤſſen erforſchen wollen, was Geiſter ſeyen; ſie berauben dieſelbe aller Em- pfindungskraft durch ihre Erklaͤrungen, und Erfindungen; und je gelehrter ſie ſeyn wol- len, je mehr ſie ſo halten; (ſagende: Geiſt ſey ein einfach Weſen, das keine Bewegung, keine Figur, keine Ausdehnung, keine ſinn- liche Eigenſchaften habe.) An-

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/232>, abgerufen am 26.04.2024.