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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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kam, empfingen sie ihn mit solcher Freude, daß sie nicht wußten, wie viele Ehre und Liebe sie ihm erzeigen sollten.

Als aber solches seine Mutter erfuhr, da wartete sie nicht, bis er käme, sondern sie hat alle ihre Schätze und Kleinodien genommen und ist mit Hans Massow, ihrem Hofmeister, nach Danzig geflohen, wo sie in etlichen Jahren Alles verbracht hatte.

Herzog Bogislav übernahm darauf das Regiment. Seiner Mutter schickte er nicht nach, um ihr bei Fremden keinen Schimpf zu machen.

Hans Langen, dem Bauern, aber bewies er viele Ehre, und er versprach ihm zu geben, was er begehrte. Der wollte indeß nichts nehmen, und bat nur, daß er Zeit seines Lebens frei sein möchte von aller Unpflicht. Das hat ihm Herzog Bogislav gern gewährt, und er bot ihm auch ein Gleiches an für seine Erben. Doch Hans Lange hat dieses Letztere nicht angenommen, sondern gesagt: seine Kinder sollten Bauern bleiben; wenn sie sich wohl schickten, so könnten sie keinen besseren Stand haben.

Kantzow, Pomerania, II. S 153-162.
Micrälius, Altes Pommerland I. S. 295. 296.
Berliner Kalender für 1838, S. 11-14.
47. Herzog Bogislav X. und die Türken.

Als Herzog Bogislav zu einer Zeit allenthalben im Lande Frieden hatte, nahm er sich vor, daß er Jerusalem und das heilige Grab sehen wollte. Sein Gemahl wehrte dasselbe zwar mit allem Fleiß, und bat ihn herzlich, daß er sie und seine kleinen Kinder nicht wolle verlassen. Auch seine Räthe und ganze Landschaft riethen ihm davon ab, und baten ihn sonderlich, so er denn ja des Sinnes wäre, in das heilige Land zu ziehen, so möge er noch warten, bis daß seine jungen Herrlein etwas erwachsen seien. Aber das

kam, empfingen sie ihn mit solcher Freude, daß sie nicht wußten, wie viele Ehre und Liebe sie ihm erzeigen sollten.

Als aber solches seine Mutter erfuhr, da wartete sie nicht, bis er käme, sondern sie hat alle ihre Schätze und Kleinodien genommen und ist mit Hans Massow, ihrem Hofmeister, nach Danzig geflohen, wo sie in etlichen Jahren Alles verbracht hatte.

Herzog Bogislav übernahm darauf das Regiment. Seiner Mutter schickte er nicht nach, um ihr bei Fremden keinen Schimpf zu machen.

Hans Langen, dem Bauern, aber bewies er viele Ehre, und er versprach ihm zu geben, was er begehrte. Der wollte indeß nichts nehmen, und bat nur, daß er Zeit seines Lebens frei sein möchte von aller Unpflicht. Das hat ihm Herzog Bogislav gern gewährt, und er bot ihm auch ein Gleiches an für seine Erben. Doch Hans Lange hat dieses Letztere nicht angenommen, sondern gesagt: seine Kinder sollten Bauern bleiben; wenn sie sich wohl schickten, so könnten sie keinen besseren Stand haben.

Kantzow, Pomerania, II. S 153-162.
Micrälius, Altes Pommerland I. S. 295. 296.
Berliner Kalender für 1838, S. 11-14.
47. Herzog Bogislav X. und die Türken.

Als Herzog Bogislav zu einer Zeit allenthalben im Lande Frieden hatte, nahm er sich vor, daß er Jerusalem und das heilige Grab sehen wollte. Sein Gemahl wehrte dasselbe zwar mit allem Fleiß, und bat ihn herzlich, daß er sie und seine kleinen Kinder nicht wolle verlassen. Auch seine Räthe und ganze Landschaft riethen ihm davon ab, und baten ihn sonderlich, so er denn ja des Sinnes wäre, in das heilige Land zu ziehen, so möge er noch warten, bis daß seine jungen Herrlein etwas erwachsen seien. Aber das

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[79/0111] kam, empfingen sie ihn mit solcher Freude, daß sie nicht wußten, wie viele Ehre und Liebe sie ihm erzeigen sollten. Als aber solches seine Mutter erfuhr, da wartete sie nicht, bis er käme, sondern sie hat alle ihre Schätze und Kleinodien genommen und ist mit Hans Massow, ihrem Hofmeister, nach Danzig geflohen, wo sie in etlichen Jahren Alles verbracht hatte. Herzog Bogislav übernahm darauf das Regiment. Seiner Mutter schickte er nicht nach, um ihr bei Fremden keinen Schimpf zu machen. Hans Langen, dem Bauern, aber bewies er viele Ehre, und er versprach ihm zu geben, was er begehrte. Der wollte indeß nichts nehmen, und bat nur, daß er Zeit seines Lebens frei sein möchte von aller Unpflicht. Das hat ihm Herzog Bogislav gern gewährt, und er bot ihm auch ein Gleiches an für seine Erben. Doch Hans Lange hat dieses Letztere nicht angenommen, sondern gesagt: seine Kinder sollten Bauern bleiben; wenn sie sich wohl schickten, so könnten sie keinen besseren Stand haben. Kantzow, Pomerania, II. S 153-162. Micrälius, Altes Pommerland I. S. 295. 296. Berliner Kalender für 1838, S. 11-14. 47. Herzog Bogislav X. und die Türken. Als Herzog Bogislav zu einer Zeit allenthalben im Lande Frieden hatte, nahm er sich vor, daß er Jerusalem und das heilige Grab sehen wollte. Sein Gemahl wehrte dasselbe zwar mit allem Fleiß, und bat ihn herzlich, daß er sie und seine kleinen Kinder nicht wolle verlassen. Auch seine Räthe und ganze Landschaft riethen ihm davon ab, und baten ihn sonderlich, so er denn ja des Sinnes wäre, in das heilige Land zu ziehen, so möge er noch warten, bis daß seine jungen Herrlein etwas erwachsen seien. Aber das

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/111>, abgerufen am 28.04.2024.