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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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des Ortes versengte und verdarb. Gerade vierzehn Tage hernach starb der Herzog.

Etliche Wochen nach dem Tode des Herzogs sahen die sämmtlichen Prediger zu St. Jacob in Stettin, wie die Sonne zuerst ganz ohne Strahlen war, dann einen schwarzen Balken bekam, der mitten durch sie hindurch ging, und wie sich dann eine schwarze Kugel durch sie bewegte, bis sie endlich roth wie dunkles Blut wurde.

Zu Colberg hat man zu derselben Zeit einen langen Kometen gesehen, mit einem Drachenschwanz und einem feurigen Rauch. Darauf hat sich über der Stadt ein großer Löwenschwanz gekrümmt, welchem zwei Löwengesichter, dann zwei Bärenköpfe und zuletzt zwei Reuter auf zwei aschgrauen Rossen gefolgt sind; diese sind gegen einander gerannt, und hat der Eine von ihnen mit einem großen blanken Schwerte zweimal um sich gehauen. Am Tage nachher hat man sogar große Heere in der Luft gesehen, die sind von Norden und Süden her gegen einander gezogen, ingleichen zwei wilde Thiere, und hat das vom Norden gesiegt. Darauf sind drei Schüsse in der Luft gefolgt, und zuletzt hat man die ganze Stadt Colberg mit Kirche, Rathhaus und allen Häusern sichtbarlich am Himmel abgebildet gesehen.

Solche und viele andere Wunderzeichen hat man sich denn wohl deuten können.

Micrälius. Alt. Pommerl. I. S. 369. 402. II. S. 64. 116. 263.
Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. IV. S. 136.
53. Wunderzeichen zu Pyritz.

In dem Jahre 1636 hat man zu Pyritz ein unerhörtes Wunderzeichen bemerkt, welches ohne Zweifel die damaligen schweren und bedrängten Zeiten angezeigt hat. Es war nämlich auf den Abend des 6. Juli der Mond zuerst

des Ortes versengte und verdarb. Gerade vierzehn Tage hernach starb der Herzog.

Etliche Wochen nach dem Tode des Herzogs sahen die sämmtlichen Prediger zu St. Jacob in Stettin, wie die Sonne zuerst ganz ohne Strahlen war, dann einen schwarzen Balken bekam, der mitten durch sie hindurch ging, und wie sich dann eine schwarze Kugel durch sie bewegte, bis sie endlich roth wie dunkles Blut wurde.

Zu Colberg hat man zu derselben Zeit einen langen Kometen gesehen, mit einem Drachenschwanz und einem feurigen Rauch. Darauf hat sich über der Stadt ein großer Löwenschwanz gekrümmt, welchem zwei Löwengesichter, dann zwei Bärenköpfe und zuletzt zwei Reuter auf zwei aschgrauen Rossen gefolgt sind; diese sind gegen einander gerannt, und hat der Eine von ihnen mit einem großen blanken Schwerte zweimal um sich gehauen. Am Tage nachher hat man sogar große Heere in der Luft gesehen, die sind von Norden und Süden her gegen einander gezogen, ingleichen zwei wilde Thiere, und hat das vom Norden gesiegt. Darauf sind drei Schüsse in der Luft gefolgt, und zuletzt hat man die ganze Stadt Colberg mit Kirche, Rathhaus und allen Häusern sichtbarlich am Himmel abgebildet gesehen.

Solche und viele andere Wunderzeichen hat man sich denn wohl deuten können.

Micrälius. Alt. Pommerl. I. S. 369. 402. II. S. 64. 116. 263.
Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. IV. S. 136.
53. Wunderzeichen zu Pyritz.

In dem Jahre 1636 hat man zu Pyritz ein unerhörtes Wunderzeichen bemerkt, welches ohne Zweifel die damaligen schweren und bedrängten Zeiten angezeigt hat. Es war nämlich auf den Abend des 6. Juli der Mond zuerst

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[89/0121] des Ortes versengte und verdarb. Gerade vierzehn Tage hernach starb der Herzog. Etliche Wochen nach dem Tode des Herzogs sahen die sämmtlichen Prediger zu St. Jacob in Stettin, wie die Sonne zuerst ganz ohne Strahlen war, dann einen schwarzen Balken bekam, der mitten durch sie hindurch ging, und wie sich dann eine schwarze Kugel durch sie bewegte, bis sie endlich roth wie dunkles Blut wurde. Zu Colberg hat man zu derselben Zeit einen langen Kometen gesehen, mit einem Drachenschwanz und einem feurigen Rauch. Darauf hat sich über der Stadt ein großer Löwenschwanz gekrümmt, welchem zwei Löwengesichter, dann zwei Bärenköpfe und zuletzt zwei Reuter auf zwei aschgrauen Rossen gefolgt sind; diese sind gegen einander gerannt, und hat der Eine von ihnen mit einem großen blanken Schwerte zweimal um sich gehauen. Am Tage nachher hat man sogar große Heere in der Luft gesehen, die sind von Norden und Süden her gegen einander gezogen, ingleichen zwei wilde Thiere, und hat das vom Norden gesiegt. Darauf sind drei Schüsse in der Luft gefolgt, und zuletzt hat man die ganze Stadt Colberg mit Kirche, Rathhaus und allen Häusern sichtbarlich am Himmel abgebildet gesehen. Solche und viele andere Wunderzeichen hat man sich denn wohl deuten können. Micrälius. Alt. Pommerl. I. S. 369. 402. II. S. 64. 116. 263. Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. IV. S. 136. 53. Wunderzeichen zu Pyritz. In dem Jahre 1636 hat man zu Pyritz ein unerhörtes Wunderzeichen bemerkt, welches ohne Zweifel die damaligen schweren und bedrängten Zeiten angezeigt hat. Es war nämlich auf den Abend des 6. Juli der Mond zuerst

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/121>, abgerufen am 28.04.2024.