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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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In der Gegend von Baggendorf sind an der Trebel auch noch einzelne Berge, welche die Speckinenberge heißen, und von jenem Raubritter ihren Namen haben sollen. Ebenso soll er auch in Wendisch-Baggendorf ein Raubnest gehabt haben, nämlich auf dem runden Berge, den man nahe bei diesem Dorfe sieht, den er soll haben aufwerfen und mit einem Graben umziehen lassen. Unter dem alten Gemäuer seiner Burg zu Kirch-Baggendorf hat man vor einigen Jahren beim Nachgraben noch einen tiefen Brunnen gefunden, und viele Fußeisen, von denen man glaubt, daß er seine Gefangenen damit habe fesseln lassen.

Mündlich, und
Biederstedt, Beiträge zur Geschichte der Kirchen und Prediger in Pommern, I. S. 86. 87.
70. Die Capelle zu Levenhagen.

In dem Dorfe Levenhagen unweit Greifswald steht neben der Dorfkirche eine kleine Capelle. Die stammt noch aus den katholischen Zeiten her. Als nämlich dazumalen die Leute eines Sonntags aus der Kirche kamen, sahen sie an dem Orte, wo diese Capelle jetzt steht, auf einem Steine einen Menschen sitzen, der eine Hostie in der Hand hielt. Die andern Leute und der Priester fragten ihn, was das zu bedeuten hätte, daß er die geweihete Hostie in der Hand trage, und da bekannte er ihnen, daß er unwürdig zum heiligen Abendmahle gegangen sey, und die Hostie, die ihm der Priester gereicht, nicht herunter kriegen könne. Auf Befehl des Geistlichen mußte er sie deshalb auf den Stein legen, und da blieb sie die Nacht liegen. Wie man nun am anderen Morgen wieder zu dem Steine kam, da sah man ein großes Wunder. Es stand nämlich bei demselben das Bild der Mutter Maria. Die Heilige hatte es selbst als Wache dabei gestellt. Darauf beschlossen denn die Leute,

In der Gegend von Baggendorf sind an der Trebel auch noch einzelne Berge, welche die Speckinenberge heißen, und von jenem Raubritter ihren Namen haben sollen. Ebenso soll er auch in Wendisch-Baggendorf ein Raubnest gehabt haben, nämlich auf dem runden Berge, den man nahe bei diesem Dorfe sieht, den er soll haben aufwerfen und mit einem Graben umziehen lassen. Unter dem alten Gemäuer seiner Burg zu Kirch-Baggendorf hat man vor einigen Jahren beim Nachgraben noch einen tiefen Brunnen gefunden, und viele Fußeisen, von denen man glaubt, daß er seine Gefangenen damit habe fesseln lassen.

Mündlich, und
Biederstedt, Beiträge zur Geschichte der Kirchen und Prediger in Pommern, I. S. 86. 87.
70. Die Capelle zu Levenhagen.

In dem Dorfe Levenhagen unweit Greifswald steht neben der Dorfkirche eine kleine Capelle. Die stammt noch aus den katholischen Zeiten her. Als nämlich dazumalen die Leute eines Sonntags aus der Kirche kamen, sahen sie an dem Orte, wo diese Capelle jetzt steht, auf einem Steine einen Menschen sitzen, der eine Hostie in der Hand hielt. Die andern Leute und der Priester fragten ihn, was das zu bedeuten hätte, daß er die geweihete Hostie in der Hand trage, und da bekannte er ihnen, daß er unwürdig zum heiligen Abendmahle gegangen sey, und die Hostie, die ihm der Priester gereicht, nicht herunter kriegen könne. Auf Befehl des Geistlichen mußte er sie deshalb auf den Stein legen, und da blieb sie die Nacht liegen. Wie man nun am anderen Morgen wieder zu dem Steine kam, da sah man ein großes Wunder. Es stand nämlich bei demselben das Bild der Mutter Maria. Die Heilige hatte es selbst als Wache dabei gestellt. Darauf beschlossen denn die Leute,

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[109/0141] In der Gegend von Baggendorf sind an der Trebel auch noch einzelne Berge, welche die Speckinenberge heißen, und von jenem Raubritter ihren Namen haben sollen. Ebenso soll er auch in Wendisch-Baggendorf ein Raubnest gehabt haben, nämlich auf dem runden Berge, den man nahe bei diesem Dorfe sieht, den er soll haben aufwerfen und mit einem Graben umziehen lassen. Unter dem alten Gemäuer seiner Burg zu Kirch-Baggendorf hat man vor einigen Jahren beim Nachgraben noch einen tiefen Brunnen gefunden, und viele Fußeisen, von denen man glaubt, daß er seine Gefangenen damit habe fesseln lassen. Mündlich, und Biederstedt, Beiträge zur Geschichte der Kirchen und Prediger in Pommern, I. S. 86. 87. 70. Die Capelle zu Levenhagen. In dem Dorfe Levenhagen unweit Greifswald steht neben der Dorfkirche eine kleine Capelle. Die stammt noch aus den katholischen Zeiten her. Als nämlich dazumalen die Leute eines Sonntags aus der Kirche kamen, sahen sie an dem Orte, wo diese Capelle jetzt steht, auf einem Steine einen Menschen sitzen, der eine Hostie in der Hand hielt. Die andern Leute und der Priester fragten ihn, was das zu bedeuten hätte, daß er die geweihete Hostie in der Hand trage, und da bekannte er ihnen, daß er unwürdig zum heiligen Abendmahle gegangen sey, und die Hostie, die ihm der Priester gereicht, nicht herunter kriegen könne. Auf Befehl des Geistlichen mußte er sie deshalb auf den Stein legen, und da blieb sie die Nacht liegen. Wie man nun am anderen Morgen wieder zu dem Steine kam, da sah man ein großes Wunder. Es stand nämlich bei demselben das Bild der Mutter Maria. Die Heilige hatte es selbst als Wache dabei gestellt. Darauf beschlossen denn die Leute,

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/141>, abgerufen am 27.04.2024.