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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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all sein Gut der Kirche übergeben solle. Dieses Letztere wurde aber von dem Herzog Bogislav anders vermittelt, so daß der Junker nur das Gut Horst und seinen Wald der Kirche schenken mußte. Das andere behielt er für sich; aber er starb vor Gram bald darauf.

Acten der Pomm. Ges. für Gesch.
84. Der disputirende Mönch.

Im Jahre 1524 lebte in Pommern ein Mönch, Namens Nicolaus Thomas, gewöhnlich nur der starke Hans genannt, denn er war von solchen Kräften, daß er Bäume aus der Erde zu reißen und Wunden in das Wasser zu schlagen sich vermaß. Derselbe wurde absonderlich viel zu den damaligen Disputationen zwischen den Katholischen und Evangelischen gebraucht; denn durch sein Schreien und Pochen konnte er mehr ausrichten, als jeder seiner Gegner, und er ward dadurch ein gar gefährlicher Widersacher. Solches sein Treiben nahm aber zuletzt kein gutes Ende. Nachdem ihn nämlich einmal der Prior des Klosters zu Stettin dahin verschrieben hatte, daß er durch sein breites Maul die Leute bewegen sollte, bei dem katholischen Glauben zu verharren, er aber dieses ein ganzes Jahr lang, immer mit geringerem Erfolge versucht, und er nun mit dem Schwure nach Rügen abziehen wollte, daß nur seine Lehre recht wäre, und die andere Ketzerei, darauf er Leib und Seele zum Pfande setze; da wurde es klar bewiesen, was für einen Grund und Pfand die Gottlosen ihren Lehren empfangen hätten. Denn er war noch nicht weit von der Stadt gekommen, als ihn die Pferde plötzlich in einen Sumpf zogen, da vorher noch Niemand daran gedacht hatte, daß darin ein Mensch ertrinken könne. Darin fiel der Wagen sonderbarer Weise um, so daß der Pfaff unter ihm zu liegen kam; und wie auch seine Bücher auf ihn fielen, aus

all sein Gut der Kirche übergeben solle. Dieses Letztere wurde aber von dem Herzog Bogislav anders vermittelt, so daß der Junker nur das Gut Horst und seinen Wald der Kirche schenken mußte. Das andere behielt er für sich; aber er starb vor Gram bald darauf.

Acten der Pomm. Ges. für Gesch.
84. Der disputirende Mönch.

Im Jahre 1524 lebte in Pommern ein Mönch, Namens Nicolaus Thomas, gewöhnlich nur der starke Hans genannt, denn er war von solchen Kräften, daß er Bäume aus der Erde zu reißen und Wunden in das Wasser zu schlagen sich vermaß. Derselbe wurde absonderlich viel zu den damaligen Disputationen zwischen den Katholischen und Evangelischen gebraucht; denn durch sein Schreien und Pochen konnte er mehr ausrichten, als jeder seiner Gegner, und er ward dadurch ein gar gefährlicher Widersacher. Solches sein Treiben nahm aber zuletzt kein gutes Ende. Nachdem ihn nämlich einmal der Prior des Klosters zu Stettin dahin verschrieben hatte, daß er durch sein breites Maul die Leute bewegen sollte, bei dem katholischen Glauben zu verharren, er aber dieses ein ganzes Jahr lang, immer mit geringerem Erfolge versucht, und er nun mit dem Schwure nach Rügen abziehen wollte, daß nur seine Lehre recht wäre, und die andere Ketzerei, darauf er Leib und Seele zum Pfande setze; da wurde es klar bewiesen, was für einen Grund und Pfand die Gottlosen ihren Lehren empfangen hätten. Denn er war noch nicht weit von der Stadt gekommen, als ihn die Pferde plötzlich in einen Sumpf zogen, da vorher noch Niemand daran gedacht hatte, daß darin ein Mensch ertrinken könne. Darin fiel der Wagen sonderbarer Weise um, so daß der Pfaff unter ihm zu liegen kam; und wie auch seine Bücher auf ihn fielen, aus

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[123/0155] all sein Gut der Kirche übergeben solle. Dieses Letztere wurde aber von dem Herzog Bogislav anders vermittelt, so daß der Junker nur das Gut Horst und seinen Wald der Kirche schenken mußte. Das andere behielt er für sich; aber er starb vor Gram bald darauf. Acten der Pomm. Ges. für Gesch. 84. Der disputirende Mönch. Im Jahre 1524 lebte in Pommern ein Mönch, Namens Nicolaus Thomas, gewöhnlich nur der starke Hans genannt, denn er war von solchen Kräften, daß er Bäume aus der Erde zu reißen und Wunden in das Wasser zu schlagen sich vermaß. Derselbe wurde absonderlich viel zu den damaligen Disputationen zwischen den Katholischen und Evangelischen gebraucht; denn durch sein Schreien und Pochen konnte er mehr ausrichten, als jeder seiner Gegner, und er ward dadurch ein gar gefährlicher Widersacher. Solches sein Treiben nahm aber zuletzt kein gutes Ende. Nachdem ihn nämlich einmal der Prior des Klosters zu Stettin dahin verschrieben hatte, daß er durch sein breites Maul die Leute bewegen sollte, bei dem katholischen Glauben zu verharren, er aber dieses ein ganzes Jahr lang, immer mit geringerem Erfolge versucht, und er nun mit dem Schwure nach Rügen abziehen wollte, daß nur seine Lehre recht wäre, und die andere Ketzerei, darauf er Leib und Seele zum Pfande setze; da wurde es klar bewiesen, was für einen Grund und Pfand die Gottlosen ihren Lehren empfangen hätten. Denn er war noch nicht weit von der Stadt gekommen, als ihn die Pferde plötzlich in einen Sumpf zogen, da vorher noch Niemand daran gedacht hatte, daß darin ein Mensch ertrinken könne. Darin fiel der Wagen sonderbarer Weise um, so daß der Pfaff unter ihm zu liegen kam; und wie auch seine Bücher auf ihn fielen, aus

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/155>, abgerufen am 28.04.2024.