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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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und war auf keine Weise zu bewegen, herauszugehen. Sie verbrannte also in ihrem eigenen höllischen Feuer. Diese Feuersbrunst war zugleich eine schwere Plage für die gute Stadt Garz, denn es verbrannten damals acht Häuser und zwei und funfzig Buden. Solches geschah im Jahre 1602 am 31. August des Mittags um 2 Uhr.

Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. IV. S. 128.
99. Der Brand zu Pyritz.

Im Jahre 1634 lebte zu Pyritz in Pommern ein melancholischer Student, welcher seiner Schwachheit wegen eingesperrt war; der kündigte eines Tages mit deutlichen Worten an, daß bald die ganze Stadt in Feuer aufgehen werde. Es achtete indeß Niemand darauf, weil er nicht recht bei seinen Sinnen war. Nicht lange darnach, als einstmals die Gemeinde zur Vesperbeichte in der Kirche versammelt war, geschah es wunderbarer Weise, daß unter den Frauenstühlen sich auf einmal ein Rauch erhob, dessen Ursache man nicht entdecken konnte, und der sich durch die ganze Kirche verbreitete. Man achtete auch hierauf nicht, obgleich darin wohl eine genugsam deutliche Anzeigung des Unglücks lag, welches über die Stadt kommen sollte. Dieses blieb nun aber auch nicht lange mehr aus. Denn am ersten Tage des April-Monats, eine Stunde nachher, als die Schwedischen Reuter, die in der Stadt gelegen, ausgerückt waren, entstand in der Stadt eine unerhörte Feuersbrunst, die mit Einem Male an allen Ecken zugleich anging und durch einen scharfen Wirbelwind durch die ganze Stadt gejagt wurde. Auch die beiden Thore der Stadt waren davon ergriffen, und die Noth war so groß, daß die Bürger, da sie nun aus den Thoren nicht mehr heraus konnten, in der Stadt aber verbrannt wären, Löcher in die Stadtmauer hauen mußten, um nur ihr Leben zu retten.

und war auf keine Weise zu bewegen, herauszugehen. Sie verbrannte also in ihrem eigenen höllischen Feuer. Diese Feuersbrunst war zugleich eine schwere Plage für die gute Stadt Garz, denn es verbrannten damals acht Häuser und zwei und funfzig Buden. Solches geschah im Jahre 1602 am 31. August des Mittags um 2 Uhr.

Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. IV. S. 128.
99. Der Brand zu Pyritz.

Im Jahre 1634 lebte zu Pyritz in Pommern ein melancholischer Student, welcher seiner Schwachheit wegen eingesperrt war; der kündigte eines Tages mit deutlichen Worten an, daß bald die ganze Stadt in Feuer aufgehen werde. Es achtete indeß Niemand darauf, weil er nicht recht bei seinen Sinnen war. Nicht lange darnach, als einstmals die Gemeinde zur Vesperbeichte in der Kirche versammelt war, geschah es wunderbarer Weise, daß unter den Frauenstühlen sich auf einmal ein Rauch erhob, dessen Ursache man nicht entdecken konnte, und der sich durch die ganze Kirche verbreitete. Man achtete auch hierauf nicht, obgleich darin wohl eine genugsam deutliche Anzeigung des Unglücks lag, welches über die Stadt kommen sollte. Dieses blieb nun aber auch nicht lange mehr aus. Denn am ersten Tage des April-Monats, eine Stunde nachher, als die Schwedischen Reuter, die in der Stadt gelegen, ausgerückt waren, entstand in der Stadt eine unerhörte Feuersbrunst, die mit Einem Male an allen Ecken zugleich anging und durch einen scharfen Wirbelwind durch die ganze Stadt gejagt wurde. Auch die beiden Thore der Stadt waren davon ergriffen, und die Noth war so groß, daß die Bürger, da sie nun aus den Thoren nicht mehr heraus konnten, in der Stadt aber verbrannt wären, Löcher in die Stadtmauer hauen mußten, um nur ihr Leben zu retten.

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[134/0166] und war auf keine Weise zu bewegen, herauszugehen. Sie verbrannte also in ihrem eigenen höllischen Feuer. Diese Feuersbrunst war zugleich eine schwere Plage für die gute Stadt Garz, denn es verbrannten damals acht Häuser und zwei und funfzig Buden. Solches geschah im Jahre 1602 am 31. August des Mittags um 2 Uhr. Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. IV. S. 128. 99. Der Brand zu Pyritz. Im Jahre 1634 lebte zu Pyritz in Pommern ein melancholischer Student, welcher seiner Schwachheit wegen eingesperrt war; der kündigte eines Tages mit deutlichen Worten an, daß bald die ganze Stadt in Feuer aufgehen werde. Es achtete indeß Niemand darauf, weil er nicht recht bei seinen Sinnen war. Nicht lange darnach, als einstmals die Gemeinde zur Vesperbeichte in der Kirche versammelt war, geschah es wunderbarer Weise, daß unter den Frauenstühlen sich auf einmal ein Rauch erhob, dessen Ursache man nicht entdecken konnte, und der sich durch die ganze Kirche verbreitete. Man achtete auch hierauf nicht, obgleich darin wohl eine genugsam deutliche Anzeigung des Unglücks lag, welches über die Stadt kommen sollte. Dieses blieb nun aber auch nicht lange mehr aus. Denn am ersten Tage des April-Monats, eine Stunde nachher, als die Schwedischen Reuter, die in der Stadt gelegen, ausgerückt waren, entstand in der Stadt eine unerhörte Feuersbrunst, die mit Einem Male an allen Ecken zugleich anging und durch einen scharfen Wirbelwind durch die ganze Stadt gejagt wurde. Auch die beiden Thore der Stadt waren davon ergriffen, und die Noth war so groß, daß die Bürger, da sie nun aus den Thoren nicht mehr heraus konnten, in der Stadt aber verbrannt wären, Löcher in die Stadtmauer hauen mußten, um nur ihr Leben zu retten.

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/166>, abgerufen am 28.04.2024.