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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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Von ihren Sachen behielten sie nichts, und sie dankten nur Gott, daß sie durch solche Löcher in der Mauer ihre Kindbetterinnen, Kinder und Kranke vor dem schrecklichen Tode durch Feuer bewahrten. Auf solche Weise brannte das arme Pyritz ganz ab.

Micrälius, Altes Pommerl. II. S. 229.
100. Der Artushof in Stralsund.

In mehreren angesehenen Städten, besonders an der Ostsee, findet man herrliche Gebäude, welche den Namen Artushof führen. Der berühmteste ist der am langen Markte zu Danzig. Wer je in der schönen Stadt Danzig gewesen ist, der wird unter allen ihren Herrlichkeiten gewiß auch ihres schönen Artushofes nicht vergessen. Der Name dieser Gebäude soll herkommen von dem König Artus; man weiß aber nicht, ob von dem Artus, der um das Jahr 509 nach Christi Geburt König von England war, oder ob von dem Artus, der um das Jahr 630 in Schweden regierte. Einer von diesen beiden Königen soll nun aber auch über die sämmtlichen Vandalischen Völker geherrscht, und ein so gutes Andenken unter ihnen zurückgelassen haben, daß sie bei besonderen Gelegenheiten ihm zu Ehren Häuser erbauten, in denen sie zu ihren Ergötzlichkeiten zusammenkamen, und die sie nach seinem Namen nannten.

Ein solcher Artushof ist auch vor Zeiten in der Stadt Stralsund gewesen. Er hat nahe am alten Markte gestanden, hinter der jetzigen Hauptwache. Es versammelten sich darin der Magistrat und die Compagnien der Stadt zu ihren alljährlichen Amtsschmausereien. In dem großen Brande, der die Stadt betraf, ist er zu Grunde gegangen, und es ist nachher ein Arresthaus an dessen Stelle gebauet.

Dieser Artushof ist auf folgende Weise entstanden: In den früheren Zeiten waren die Fürsten von Rügen zugleich

Von ihren Sachen behielten sie nichts, und sie dankten nur Gott, daß sie durch solche Löcher in der Mauer ihre Kindbetterinnen, Kinder und Kranke vor dem schrecklichen Tode durch Feuer bewahrten. Auf solche Weise brannte das arme Pyritz ganz ab.

Micrälius, Altes Pommerl. II. S. 229.
100. Der Artushof in Stralsund.

In mehreren angesehenen Städten, besonders an der Ostsee, findet man herrliche Gebäude, welche den Namen Artushof führen. Der berühmteste ist der am langen Markte zu Danzig. Wer je in der schönen Stadt Danzig gewesen ist, der wird unter allen ihren Herrlichkeiten gewiß auch ihres schönen Artushofes nicht vergessen. Der Name dieser Gebäude soll herkommen von dem König Artus; man weiß aber nicht, ob von dem Artus, der um das Jahr 509 nach Christi Geburt König von England war, oder ob von dem Artus, der um das Jahr 630 in Schweden regierte. Einer von diesen beiden Königen soll nun aber auch über die sämmtlichen Vandalischen Völker geherrscht, und ein so gutes Andenken unter ihnen zurückgelassen haben, daß sie bei besonderen Gelegenheiten ihm zu Ehren Häuser erbauten, in denen sie zu ihren Ergötzlichkeiten zusammenkamen, und die sie nach seinem Namen nannten.

Ein solcher Artushof ist auch vor Zeiten in der Stadt Stralsund gewesen. Er hat nahe am alten Markte gestanden, hinter der jetzigen Hauptwache. Es versammelten sich darin der Magistrat und die Compagnien der Stadt zu ihren alljährlichen Amtsschmausereien. In dem großen Brande, der die Stadt betraf, ist er zu Grunde gegangen, und es ist nachher ein Arresthaus an dessen Stelle gebauet.

Dieser Artushof ist auf folgende Weise entstanden: In den früheren Zeiten waren die Fürsten von Rügen zugleich

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[135/0167] Von ihren Sachen behielten sie nichts, und sie dankten nur Gott, daß sie durch solche Löcher in der Mauer ihre Kindbetterinnen, Kinder und Kranke vor dem schrecklichen Tode durch Feuer bewahrten. Auf solche Weise brannte das arme Pyritz ganz ab. Micrälius, Altes Pommerl. II. S. 229. 100. Der Artushof in Stralsund. In mehreren angesehenen Städten, besonders an der Ostsee, findet man herrliche Gebäude, welche den Namen Artushof führen. Der berühmteste ist der am langen Markte zu Danzig. Wer je in der schönen Stadt Danzig gewesen ist, der wird unter allen ihren Herrlichkeiten gewiß auch ihres schönen Artushofes nicht vergessen. Der Name dieser Gebäude soll herkommen von dem König Artus; man weiß aber nicht, ob von dem Artus, der um das Jahr 509 nach Christi Geburt König von England war, oder ob von dem Artus, der um das Jahr 630 in Schweden regierte. Einer von diesen beiden Königen soll nun aber auch über die sämmtlichen Vandalischen Völker geherrscht, und ein so gutes Andenken unter ihnen zurückgelassen haben, daß sie bei besonderen Gelegenheiten ihm zu Ehren Häuser erbauten, in denen sie zu ihren Ergötzlichkeiten zusammenkamen, und die sie nach seinem Namen nannten. Ein solcher Artushof ist auch vor Zeiten in der Stadt Stralsund gewesen. Er hat nahe am alten Markte gestanden, hinter der jetzigen Hauptwache. Es versammelten sich darin der Magistrat und die Compagnien der Stadt zu ihren alljährlichen Amtsschmausereien. In dem großen Brande, der die Stadt betraf, ist er zu Grunde gegangen, und es ist nachher ein Arresthaus an dessen Stelle gebauet. Dieser Artushof ist auf folgende Weise entstanden: In den früheren Zeiten waren die Fürsten von Rügen zugleich

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/167>, abgerufen am 27.04.2024.