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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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Derselbe ist vier Ellen lang und beinahe zwei Ellen hoch. Er hat den alten Heiden zum Opfersteine gedient. Man findet noch oben auf der Platte eine querlaufende Rinne, und unter derselben zwei Vertiefungen in dem Steine, von denen die Leute sagen, daß der Opferpfaffe in dieselben die Blutgrapen gesetzt habe.

Grümbke, Darstellung der Insel Rügen, II. S. 232-235.
190. Der Dubberworth.

An der Südseite des Fleckens Sagard auf der Rügenschen Halbinsel Jasmund findet man ein ungeheuer großes altes Riesengrab, der Dubberworth geheißen. Es hat einen Umkreis von 170 Schritten und ist 16 Ellen hoch. Oben ist es mit allerlei Strauchwerk und mit Dornen bewachsen. In den Büchern heißt es zwar, unter diesem Dubberworth sey eine Riesin begraben, und ein anderes Riesenweib habe ihr dieses Grab errichtet, indem sie Erde und Steine dazu ganz allein von der Stubnitz über eine halbe Meile weit hergetragen habe. Allein die Leute in Sagard und ganz Jasmund wissen es besser, wie der Dubberwarth entstanden ist.

Es wohnte nämlich vor undenklichen Zeiten auf Jasmund ein mächtiges Riesenweib, unter deren Botmäßigkeit die ganze Halbinsel stand. Die hatte sich in einen Fürsten von Rügen verliebt, und trug sich ihm zum Gemahl an. Der Rügensche Fürst aber wollte nichts von ihr wissen, und gab ihr einen Korb. Darüber gerieth die Riesin in einen schrecklichen Zorn, und sie berief alle ihre Kriegsleute zusammen, um den Fürsten zu zwingen, daß er sie heirathe, oder sein ganzes Land zu verwüsten. Weil sie nun aber befürchtete, über die Meerenge zwischen Jasmund und Rügen, bei der Lietzower Fähre, mit ihrem

Derselbe ist vier Ellen lang und beinahe zwei Ellen hoch. Er hat den alten Heiden zum Opfersteine gedient. Man findet noch oben auf der Platte eine querlaufende Rinne, und unter derselben zwei Vertiefungen in dem Steine, von denen die Leute sagen, daß der Opferpfaffe in dieselben die Blutgrapen gesetzt habe.

Grümbke, Darstellung der Insel Rügen, II. S. 232-235.
190. Der Dubberworth.

An der Südseite des Fleckens Sagard auf der Rügenschen Halbinsel Jasmund findet man ein ungeheuer großes altes Riesengrab, der Dubberworth geheißen. Es hat einen Umkreis von 170 Schritten und ist 16 Ellen hoch. Oben ist es mit allerlei Strauchwerk und mit Dornen bewachsen. In den Büchern heißt es zwar, unter diesem Dubberworth sey eine Riesin begraben, und ein anderes Riesenweib habe ihr dieses Grab errichtet, indem sie Erde und Steine dazu ganz allein von der Stubnitz über eine halbe Meile weit hergetragen habe. Allein die Leute in Sagard und ganz Jasmund wissen es besser, wie der Dubberwarth entstanden ist.

Es wohnte nämlich vor undenklichen Zeiten auf Jasmund ein mächtiges Riesenweib, unter deren Botmäßigkeit die ganze Halbinsel stand. Die hatte sich in einen Fürsten von Rügen verliebt, und trug sich ihm zum Gemahl an. Der Rügensche Fürst aber wollte nichts von ihr wissen, und gab ihr einen Korb. Darüber gerieth die Riesin in einen schrecklichen Zorn, und sie berief alle ihre Kriegsleute zusammen, um den Fürsten zu zwingen, daß er sie heirathe, oder sein ganzes Land zu verwüsten. Weil sie nun aber befürchtete, über die Meerenge zwischen Jasmund und Rügen, bei der Lietzower Fähre, mit ihrem

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[228/0260] Derselbe ist vier Ellen lang und beinahe zwei Ellen hoch. Er hat den alten Heiden zum Opfersteine gedient. Man findet noch oben auf der Platte eine querlaufende Rinne, und unter derselben zwei Vertiefungen in dem Steine, von denen die Leute sagen, daß der Opferpfaffe in dieselben die Blutgrapen gesetzt habe. Grümbke, Darstellung der Insel Rügen, II. S. 232-235. 190. Der Dubberworth. An der Südseite des Fleckens Sagard auf der Rügenschen Halbinsel Jasmund findet man ein ungeheuer großes altes Riesengrab, der Dubberworth geheißen. Es hat einen Umkreis von 170 Schritten und ist 16 Ellen hoch. Oben ist es mit allerlei Strauchwerk und mit Dornen bewachsen. In den Büchern heißt es zwar, unter diesem Dubberworth sey eine Riesin begraben, und ein anderes Riesenweib habe ihr dieses Grab errichtet, indem sie Erde und Steine dazu ganz allein von der Stubnitz über eine halbe Meile weit hergetragen habe. Allein die Leute in Sagard und ganz Jasmund wissen es besser, wie der Dubberwarth entstanden ist. Es wohnte nämlich vor undenklichen Zeiten auf Jasmund ein mächtiges Riesenweib, unter deren Botmäßigkeit die ganze Halbinsel stand. Die hatte sich in einen Fürsten von Rügen verliebt, und trug sich ihm zum Gemahl an. Der Rügensche Fürst aber wollte nichts von ihr wissen, und gab ihr einen Korb. Darüber gerieth die Riesin in einen schrecklichen Zorn, und sie berief alle ihre Kriegsleute zusammen, um den Fürsten zu zwingen, daß er sie heirathe, oder sein ganzes Land zu verwüsten. Weil sie nun aber befürchtete, über die Meerenge zwischen Jasmund und Rügen, bei der Lietzower Fähre, mit ihrem

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/260>, abgerufen am 28.04.2024.