Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Weise entstanden seyn. Es lebte vor Zeiten einmal in der Gegend ein Schäfer, der mit dem Teufel einen Contrakt gemacht hatte, daß dieser einen Damm durch den ganzen See bauen sollte. Der Schäfer mußte dem Teufel dafür eins von seinen Kindern versprechen. Er mußte den Damm aber in einer einzigen Nacht fertig machen, und der Contrakt sollte nicht gelten, wenn er ihn vor dem ersten Hahnenschrei nicht ganz fertig hatte.

Wie nun aber der Schäfer zu Hause kam, da überfiel ihn eine große Angst, und er gestand seiner Frau, was er gethan hatte. Diese besann sich nun geschwinde auf eine List, und sie ging, ehe der Tag graute, in den Hühnerstall und reizte den Hahn, daß er krähen mußte. Der Teufel hatte damals den Damm erst gerade bis auf die Hälfte fertig, und mußte deshalb mit Schimpf abziehen.

Mündlich.
235. Die Schätze in Greifswald.

In der Stadt Greifswald, und zwar besonders in dem Theile, welcher der Schuhhagen genannt wird, und welcher der älteste Theil der Stadt ist, sollen viele Schätze verborgen liegen, von denen man sich Allerlei erzählt. Unter Anderem kam vor noch nicht langer Zeit zu einer Frau in der langen Fuhrstraße drei Nächte hintereinander ein kleines Männchen, den die Leute einen Glücksboten aus der Unterwelt nennen, und forderte von ihr, daß sie in den Schuhhagen gehen solle, wo sie an einer Stelle, die er ihr bezeichnete, einen großen Schatz finden werde. Anfangs wollte die Frau nicht. In der dritten Nacht aber entschloß sie sich hinzugehen, weil auch ihr Mann ihr viel zuredete. Als sie an die bezeichnete Stelle kam, fand sie aber nichts als einen großen Kehrichthaufen von Bohnenranken, Hobelspähnen und dergleichen. Darüber

Weise entstanden seyn. Es lebte vor Zeiten einmal in der Gegend ein Schäfer, der mit dem Teufel einen Contrakt gemacht hatte, daß dieser einen Damm durch den ganzen See bauen sollte. Der Schäfer mußte dem Teufel dafür eins von seinen Kindern versprechen. Er mußte den Damm aber in einer einzigen Nacht fertig machen, und der Contrakt sollte nicht gelten, wenn er ihn vor dem ersten Hahnenschrei nicht ganz fertig hatte.

Wie nun aber der Schäfer zu Hause kam, da überfiel ihn eine große Angst, und er gestand seiner Frau, was er gethan hatte. Diese besann sich nun geschwinde auf eine List, und sie ging, ehe der Tag graute, in den Hühnerstall und reizte den Hahn, daß er krähen mußte. Der Teufel hatte damals den Damm erst gerade bis auf die Hälfte fertig, und mußte deshalb mit Schimpf abziehen.

Mündlich.
235. Die Schätze in Greifswald.

In der Stadt Greifswald, und zwar besonders in dem Theile, welcher der Schuhhagen genannt wird, und welcher der älteste Theil der Stadt ist, sollen viele Schätze verborgen liegen, von denen man sich Allerlei erzählt. Unter Anderem kam vor noch nicht langer Zeit zu einer Frau in der langen Fuhrstraße drei Nächte hintereinander ein kleines Männchen, den die Leute einen Glücksboten aus der Unterwelt nennen, und forderte von ihr, daß sie in den Schuhhagen gehen solle, wo sie an einer Stelle, die er ihr bezeichnete, einen großen Schatz finden werde. Anfangs wollte die Frau nicht. In der dritten Nacht aber entschloß sie sich hinzugehen, weil auch ihr Mann ihr viel zuredete. Als sie an die bezeichnete Stelle kam, fand sie aber nichts als einen großen Kehrichthaufen von Bohnenranken, Hobelspähnen und dergleichen. Darüber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0309" n="277"/>
Weise entstanden seyn. Es lebte vor Zeiten einmal in der Gegend ein Schäfer, der mit dem Teufel einen Contrakt gemacht hatte, daß dieser einen Damm durch den ganzen See bauen sollte. Der Schäfer mußte dem Teufel dafür eins von seinen Kindern versprechen. Er mußte den Damm aber in einer einzigen Nacht fertig machen, und der Contrakt sollte nicht gelten, wenn er ihn vor dem ersten Hahnenschrei nicht ganz fertig hatte.</p>
          <p>Wie nun aber der Schäfer zu Hause kam, da überfiel ihn eine große Angst, und er gestand seiner Frau, was er gethan hatte. Diese besann sich nun geschwinde auf eine List, und sie ging, ehe der Tag graute, in den Hühnerstall und reizte den Hahn, daß er krähen mußte. Der Teufel hatte damals den Damm erst gerade bis auf die Hälfte fertig, und mußte deshalb mit Schimpf abziehen.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>235. Die Schätze in Greifswald.</head><lb/>
          <p>In der Stadt Greifswald, und zwar besonders in dem Theile, welcher der Schuhhagen genannt wird, und welcher der älteste Theil der Stadt ist, sollen viele Schätze verborgen liegen, von denen man sich Allerlei erzählt. Unter Anderem kam vor noch nicht langer Zeit zu einer Frau in der langen Fuhrstraße drei Nächte hintereinander ein kleines Männchen, den die Leute einen Glücksboten aus der Unterwelt nennen, und forderte von ihr, daß sie in den Schuhhagen gehen solle, wo sie an einer Stelle, die er ihr bezeichnete, einen großen Schatz finden werde. Anfangs wollte die Frau nicht. In der dritten Nacht aber entschloß sie sich hinzugehen, weil auch ihr Mann ihr viel zuredete. Als sie an die bezeichnete Stelle kam, fand sie aber nichts als einen großen Kehrichthaufen von Bohnenranken, Hobelspähnen und dergleichen. Darüber
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0309] Weise entstanden seyn. Es lebte vor Zeiten einmal in der Gegend ein Schäfer, der mit dem Teufel einen Contrakt gemacht hatte, daß dieser einen Damm durch den ganzen See bauen sollte. Der Schäfer mußte dem Teufel dafür eins von seinen Kindern versprechen. Er mußte den Damm aber in einer einzigen Nacht fertig machen, und der Contrakt sollte nicht gelten, wenn er ihn vor dem ersten Hahnenschrei nicht ganz fertig hatte. Wie nun aber der Schäfer zu Hause kam, da überfiel ihn eine große Angst, und er gestand seiner Frau, was er gethan hatte. Diese besann sich nun geschwinde auf eine List, und sie ging, ehe der Tag graute, in den Hühnerstall und reizte den Hahn, daß er krähen mußte. Der Teufel hatte damals den Damm erst gerade bis auf die Hälfte fertig, und mußte deshalb mit Schimpf abziehen. Mündlich. 235. Die Schätze in Greifswald. In der Stadt Greifswald, und zwar besonders in dem Theile, welcher der Schuhhagen genannt wird, und welcher der älteste Theil der Stadt ist, sollen viele Schätze verborgen liegen, von denen man sich Allerlei erzählt. Unter Anderem kam vor noch nicht langer Zeit zu einer Frau in der langen Fuhrstraße drei Nächte hintereinander ein kleines Männchen, den die Leute einen Glücksboten aus der Unterwelt nennen, und forderte von ihr, daß sie in den Schuhhagen gehen solle, wo sie an einer Stelle, die er ihr bezeichnete, einen großen Schatz finden werde. Anfangs wollte die Frau nicht. In der dritten Nacht aber entschloß sie sich hinzugehen, weil auch ihr Mann ihr viel zuredete. Als sie an die bezeichnete Stelle kam, fand sie aber nichts als einen großen Kehrichthaufen von Bohnenranken, Hobelspähnen und dergleichen. Darüber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/309
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/309>, abgerufen am 27.04.2024.