Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Wenn Einem sieben Raben gerade entgegenkommen, so bedeutet das großes Unglück.

Mündlich.

Wenn ein Hase über den Weg läuft, so bedeutet das Glück, wenn ein Wolf - Unglück.

Mündlich.

Wenn man weiße Mummeln ins Haus bringt, so stirbt alles Vieh darin.

Mündlich.

Das second sight der Schottländer ist auch fast durch ganz Pommern zu Hause. In einigen Gegenden an der Ostsee, besonders auf der ganzen Insel Rügen wird es durch den, den Etymologen noch immer räthselhaften Ausdruck: "wafeln" bezeichnet. Insbesondere ist der Glaube, daß man merkwürdige Begebenheiten an der Stelle, wo sie sich zutragen werden, mit leiblichen Augen vorher wahrnehmen, daß man sie "wafeln" sehen könne, in Rügen vorherrschend. Namentlich sieht man Feuersbrünste oder strandende Schiffe vorher wafeln. Ferner wafeln auch die versunkenen Städte, z.B. Arkona bei neblichtem Wetter, und Wineta am Ostermorgen.

Mündlich.
Schiffer-Gebräuche und Meinungen.

Wenn ein neues Schiff gebaut wird, so muß man suchen etwas gestohlnes Bauholz in dasselbe zu bekommen, besonders zum Kiele, oder sonst zu einem Hauptstück. Denn solche Schiffe segeln vorzüglich des Nachts schnell. Man kann es den Schiffen bei Nacht gleich ansehen, ob gestohlnes Holz zum Bau verwendet ist. -

Bei dem Bau eines neuen Schiffes muß man auf den ersten Hieb achten, der in den Kiel gethan wird.

Wenn Einem sieben Raben gerade entgegenkommen, so bedeutet das großes Unglück.

Mündlich.

Wenn ein Hase über den Weg läuft, so bedeutet das Glück, wenn ein Wolf – Unglück.

Mündlich.

Wenn man weiße Mummeln ins Haus bringt, so stirbt alles Vieh darin.

Mündlich.

Das second sight der Schottländer ist auch fast durch ganz Pommern zu Hause. In einigen Gegenden an der Ostsee, besonders auf der ganzen Insel Rügen wird es durch den, den Etymologen noch immer räthselhaften Ausdruck: „wafeln“ bezeichnet. Insbesondere ist der Glaube, daß man merkwürdige Begebenheiten an der Stelle, wo sie sich zutragen werden, mit leiblichen Augen vorher wahrnehmen, daß man sie „wafeln“ sehen könne, in Rügen vorherrschend. Namentlich sieht man Feuersbrünste oder strandende Schiffe vorher wafeln. Ferner wafeln auch die versunkenen Städte, z.B. Arkona bei neblichtem Wetter, und Wineta am Ostermorgen.

Mündlich.
Schiffer-Gebräuche und Meinungen.

Wenn ein neues Schiff gebaut wird, so muß man suchen etwas gestohlnes Bauholz in dasselbe zu bekommen, besonders zum Kiele, oder sonst zu einem Hauptstück. Denn solche Schiffe segeln vorzüglich des Nachts schnell. Man kann es den Schiffen bei Nacht gleich ansehen, ob gestohlnes Holz zum Bau verwendet ist. –

Bei dem Bau eines neuen Schiffes muß man auf den ersten Hieb achten, der in den Kiel gethan wird.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0378" n="346"/>
          <p>Wenn Einem sieben Raben gerade entgegenkommen, so bedeutet das großes Unglück.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
          <p>             Wenn ein Hase über den Weg läuft, so bedeutet das Glück, wenn ein Wolf &#x2013; Unglück.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
          <p>             Wenn man weiße Mummeln ins Haus bringt, so stirbt alles Vieh darin.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
          <p>             Das <hi rendition="#aq">second sight</hi> der Schottländer ist auch fast durch ganz Pommern zu Hause. In einigen Gegenden an der Ostsee, besonders auf der ganzen Insel Rügen wird es durch den, den Etymologen noch immer räthselhaften Ausdruck: &#x201E;wafeln&#x201C; bezeichnet. Insbesondere ist der Glaube, daß man merkwürdige Begebenheiten an der Stelle, wo sie sich zutragen werden, mit leiblichen Augen vorher wahrnehmen, daß man sie &#x201E;wafeln&#x201C; sehen könne, in Rügen vorherrschend. Namentlich sieht man Feuersbrünste oder strandende Schiffe vorher wafeln. Ferner wafeln auch die versunkenen Städte, z.B. Arkona bei neblichtem Wetter, und Wineta am Ostermorgen.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Schiffer-Gebräuche und Meinungen.</head><lb/>
          <p>Wenn ein neues Schiff gebaut wird, so muß man suchen etwas gestohlnes Bauholz in dasselbe zu bekommen, besonders zum Kiele, oder sonst zu einem Hauptstück. Denn solche Schiffe segeln vorzüglich des Nachts schnell. Man kann es den Schiffen bei Nacht gleich ansehen, ob gestohlnes Holz zum Bau verwendet ist. &#x2013;</p>
          <p>Bei dem Bau eines neuen Schiffes muß man auf den ersten Hieb achten, der in den Kiel gethan wird.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0378] Wenn Einem sieben Raben gerade entgegenkommen, so bedeutet das großes Unglück. Mündlich. Wenn ein Hase über den Weg läuft, so bedeutet das Glück, wenn ein Wolf – Unglück. Mündlich. Wenn man weiße Mummeln ins Haus bringt, so stirbt alles Vieh darin. Mündlich. Das second sight der Schottländer ist auch fast durch ganz Pommern zu Hause. In einigen Gegenden an der Ostsee, besonders auf der ganzen Insel Rügen wird es durch den, den Etymologen noch immer räthselhaften Ausdruck: „wafeln“ bezeichnet. Insbesondere ist der Glaube, daß man merkwürdige Begebenheiten an der Stelle, wo sie sich zutragen werden, mit leiblichen Augen vorher wahrnehmen, daß man sie „wafeln“ sehen könne, in Rügen vorherrschend. Namentlich sieht man Feuersbrünste oder strandende Schiffe vorher wafeln. Ferner wafeln auch die versunkenen Städte, z.B. Arkona bei neblichtem Wetter, und Wineta am Ostermorgen. Mündlich. Schiffer-Gebräuche und Meinungen. Wenn ein neues Schiff gebaut wird, so muß man suchen etwas gestohlnes Bauholz in dasselbe zu bekommen, besonders zum Kiele, oder sonst zu einem Hauptstück. Denn solche Schiffe segeln vorzüglich des Nachts schnell. Man kann es den Schiffen bei Nacht gleich ansehen, ob gestohlnes Holz zum Bau verwendet ist. – Bei dem Bau eines neuen Schiffes muß man auf den ersten Hieb achten, der in den Kiel gethan wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/378
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/378>, abgerufen am 28.04.2024.