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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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30. St. Otto's Tritte.

In der Schloßkirche zu Stettin zeigte man früher einen alten Stein, und Einige sagen, daß er noch derselbe sey, auf welchem der heilige Bischof Otto gestanden hat, als er zu Stettin die Pommern getauft. In dem Steine sieht man zwei lange Tritte, die sich von den Füßen des heiligen Mannes abgedrückt haben.

Ledeburs Archiv. 8. 213.
31. Der schwarze Hahn des h. Otto.

In dem Dome zu Bamberg zeigt man noch gegenwärtig einen silbernen Arm, in welchem Gebeine des heiligen Vitus eingefaßt sind. An dem Daumen des Armes aber befindet sich ein schwarzer Hahn. Von dessen Bedeutung erzählt man sich Folgendes: Die alten Pommern hielten den Hahn heilig, und verehrten besonders einen schwarzen Hahn. Dieses benutzte der Bischof Otto, als er zur Bekehrung der Pommern auszog. Denn indem er in den silbernen Arm Gebeine des heiligen Vitus einfassen, und an demselben zugleich das Bild des schwarzen Hahnes anbringen ließ, brachte er dadurch zuwege, daß die heidnischen Pommern, weil sie vor dem Hahne niederfielen, zugleich den Reliquien des Heiligen Verehrung erwiesen. Dieses Letztere geschah nun zwar unwissend von ihnen; aber sie wurden dadurch doch der gnadenreichen Einwirkung der heiligen Gebeine theilhaftig, und um desto besser waren sie zu dem wahren Christenthum zu bekehren.

Vgl. Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern, I. S. 230.
32. Die singenden Todtenköpfe.

In der Stadt Stargard in Pommern, welche früher nur ein geringer Flecken war, hat sich einstmals ein gar sonderbares Wunder zugetragen. Die Stargarder, welche

30. St. Otto’s Tritte.

In der Schloßkirche zu Stettin zeigte man früher einen alten Stein, und Einige sagen, daß er noch derselbe sey, auf welchem der heilige Bischof Otto gestanden hat, als er zu Stettin die Pommern getauft. In dem Steine sieht man zwei lange Tritte, die sich von den Füßen des heiligen Mannes abgedrückt haben.

Ledeburs Archiv. 8. 213.
31. Der schwarze Hahn des h. Otto.

In dem Dome zu Bamberg zeigt man noch gegenwärtig einen silbernen Arm, in welchem Gebeine des heiligen Vitus eingefaßt sind. An dem Daumen des Armes aber befindet sich ein schwarzer Hahn. Von dessen Bedeutung erzählt man sich Folgendes: Die alten Pommern hielten den Hahn heilig, und verehrten besonders einen schwarzen Hahn. Dieses benutzte der Bischof Otto, als er zur Bekehrung der Pommern auszog. Denn indem er in den silbernen Arm Gebeine des heiligen Vitus einfassen, und an demselben zugleich das Bild des schwarzen Hahnes anbringen ließ, brachte er dadurch zuwege, daß die heidnischen Pommern, weil sie vor dem Hahne niederfielen, zugleich den Reliquien des Heiligen Verehrung erwiesen. Dieses Letztere geschah nun zwar unwissend von ihnen; aber sie wurden dadurch doch der gnadenreichen Einwirkung der heiligen Gebeine theilhaftig, und um desto besser waren sie zu dem wahren Christenthum zu bekehren.

Vgl. Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern, I. S. 230.
32. Die singenden Todtenköpfe.

In der Stadt Stargard in Pommern, welche früher nur ein geringer Flecken war, hat sich einstmals ein gar sonderbares Wunder zugetragen. Die Stargarder, welche

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[53/0085] 30. St. Otto’s Tritte. In der Schloßkirche zu Stettin zeigte man früher einen alten Stein, und Einige sagen, daß er noch derselbe sey, auf welchem der heilige Bischof Otto gestanden hat, als er zu Stettin die Pommern getauft. In dem Steine sieht man zwei lange Tritte, die sich von den Füßen des heiligen Mannes abgedrückt haben. Ledeburs Archiv. 8. 213. 31. Der schwarze Hahn des h. Otto. In dem Dome zu Bamberg zeigt man noch gegenwärtig einen silbernen Arm, in welchem Gebeine des heiligen Vitus eingefaßt sind. An dem Daumen des Armes aber befindet sich ein schwarzer Hahn. Von dessen Bedeutung erzählt man sich Folgendes: Die alten Pommern hielten den Hahn heilig, und verehrten besonders einen schwarzen Hahn. Dieses benutzte der Bischof Otto, als er zur Bekehrung der Pommern auszog. Denn indem er in den silbernen Arm Gebeine des heiligen Vitus einfassen, und an demselben zugleich das Bild des schwarzen Hahnes anbringen ließ, brachte er dadurch zuwege, daß die heidnischen Pommern, weil sie vor dem Hahne niederfielen, zugleich den Reliquien des Heiligen Verehrung erwiesen. Dieses Letztere geschah nun zwar unwissend von ihnen; aber sie wurden dadurch doch der gnadenreichen Einwirkung der heiligen Gebeine theilhaftig, und um desto besser waren sie zu dem wahren Christenthum zu bekehren. Vgl. Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern, I. S. 230. 32. Die singenden Todtenköpfe. In der Stadt Stargard in Pommern, welche früher nur ein geringer Flecken war, hat sich einstmals ein gar sonderbares Wunder zugetragen. Die Stargarder, welche

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/85>, abgerufen am 28.04.2024.