Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
39. Claus Hane.

Die Herzöge von Mecklenburg behaupteten von alten Zeiten her Gerechtsame auf das Fürstenthum Rügen zu haben. Um dieselben geltend zu machen, fiel im Jahre 1351 der Herzog Albrecht von Mecklenburg in das Land Bart. Er selbst nahm die Stadt Bart ein, und besetzte sie mit seinen Meklenburgern. Die Stadt Grimmen wurde von Niclas von der Werle eingenommen, und gegen die Stadt Loitz schickte er eine Abtheilung seines Heeres unter seinem Hauptmann Claus Hane. Diesem Claus Hane erging es aber auf seinem Zuge so schlecht, daß er darauf nichts gewann, als ein Spottlied, das man noch jetzt, nach beinahe 500 Jahren, zu Zeiten in Pommern hört. Den Loitzern kam nämlich der Herzog Barnim oder Barnam aus Stettin zu Hülfe, zugleich mit dem jungen Grafen Hans von Gützkow, der denselbigen Tag Hochzeit gefeiert hatte, aber das Hochzeitsfest verließ, um die Feinde aus dem Lande jagen zu helfen, wobei er dann, anstatt des fröhlichen Brautbettes, das kalte Todtenbette unter der Erde fand. Auf dem Schuppendamme vor Loitz trafen nun die Pommern auf Claus Hane und seine Mecklenburger, und setzten hart mit ihm an, schlugen ihn auch dermaßen, daß er fast nichts von seinen Leuten rettete; was davon nicht erschlagen wurde, das wurde gefangen genommen und nach Greifswald und Stralsund gebracht. Darauf wurde dann folgendes Spottlied gemacht, in welchem der Herzog Albrecht von Mecklenburg und Claus Hane, bei der Rückkehr des Letzteren, redend eingeführt werden:

Der Herzog:
Hane, Hane, wol hefft thoreten dinen Kamm?
Hane:
Her, dat hefft gedhon Hertog Barnam;
39. Claus Hane.

Die Herzöge von Mecklenburg behaupteten von alten Zeiten her Gerechtsame auf das Fürstenthum Rügen zu haben. Um dieselben geltend zu machen, fiel im Jahre 1351 der Herzog Albrecht von Mecklenburg in das Land Bart. Er selbst nahm die Stadt Bart ein, und besetzte sie mit seinen Meklenburgern. Die Stadt Grimmen wurde von Niclas von der Werle eingenommen, und gegen die Stadt Loitz schickte er eine Abtheilung seines Heeres unter seinem Hauptmann Claus Hane. Diesem Claus Hane erging es aber auf seinem Zuge so schlecht, daß er darauf nichts gewann, als ein Spottlied, das man noch jetzt, nach beinahe 500 Jahren, zu Zeiten in Pommern hört. Den Loitzern kam nämlich der Herzog Barnim oder Barnam aus Stettin zu Hülfe, zugleich mit dem jungen Grafen Hans von Gützkow, der denselbigen Tag Hochzeit gefeiert hatte, aber das Hochzeitsfest verließ, um die Feinde aus dem Lande jagen zu helfen, wobei er dann, anstatt des fröhlichen Brautbettes, das kalte Todtenbette unter der Erde fand. Auf dem Schuppendamme vor Loitz trafen nun die Pommern auf Claus Hane und seine Mecklenburger, und setzten hart mit ihm an, schlugen ihn auch dermaßen, daß er fast nichts von seinen Leuten rettete; was davon nicht erschlagen wurde, das wurde gefangen genommen und nach Greifswald und Stralsund gebracht. Darauf wurde dann folgendes Spottlied gemacht, in welchem der Herzog Albrecht von Mecklenburg und Claus Hane, bei der Rückkehr des Letzteren, redend eingeführt werden:

Der Herzog:
Hane, Hane, wol hefft thoreten dinen Kamm?
Hane:
Her, dat hefft gedhon Hertog Barnam;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0099" n="67"/>
        <div n="2">
          <head>39. Claus Hane.</head><lb/>
          <p>Die Herzöge von Mecklenburg behaupteten von alten Zeiten her Gerechtsame auf das Fürstenthum Rügen zu haben. Um dieselben geltend zu machen, fiel im Jahre 1351 der Herzog Albrecht von Mecklenburg in das Land Bart. Er selbst nahm die Stadt Bart ein, und besetzte sie mit seinen Meklenburgern. Die Stadt Grimmen wurde von Niclas von der Werle eingenommen, und gegen die Stadt Loitz schickte er eine Abtheilung seines Heeres unter seinem Hauptmann Claus Hane. Diesem Claus Hane erging es aber auf seinem Zuge so schlecht, daß er darauf nichts gewann, als ein Spottlied, das man noch jetzt, nach beinahe 500 Jahren, zu Zeiten in Pommern hört. Den Loitzern kam nämlich der Herzog Barnim oder Barnam aus Stettin zu Hülfe, zugleich mit dem jungen Grafen Hans von Gützkow, der denselbigen Tag Hochzeit gefeiert hatte, aber das Hochzeitsfest verließ, um die Feinde aus dem Lande jagen zu helfen, wobei er dann, anstatt des fröhlichen Brautbettes, das kalte Todtenbette unter der Erde fand. Auf dem Schuppendamme vor Loitz trafen nun die Pommern auf Claus Hane und seine Mecklenburger, und setzten hart mit ihm an, schlugen ihn auch dermaßen, daß er fast nichts von seinen Leuten rettete; was davon nicht erschlagen wurde, das wurde gefangen genommen und nach Greifswald und Stralsund gebracht. Darauf wurde dann folgendes Spottlied gemacht, in welchem der Herzog Albrecht von Mecklenburg und Claus Hane, bei der Rückkehr des Letzteren, redend eingeführt werden:</p>
          <lg type="poem">
            <l>Der Herzog:</l><lb/>
            <l>Hane, Hane, wol hefft thoreten dinen Kamm?</l><lb/>
            <l>Hane:</l><lb/>
            <l>Her, dat hefft gedhon Hertog Barnam;</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0099] 39. Claus Hane. Die Herzöge von Mecklenburg behaupteten von alten Zeiten her Gerechtsame auf das Fürstenthum Rügen zu haben. Um dieselben geltend zu machen, fiel im Jahre 1351 der Herzog Albrecht von Mecklenburg in das Land Bart. Er selbst nahm die Stadt Bart ein, und besetzte sie mit seinen Meklenburgern. Die Stadt Grimmen wurde von Niclas von der Werle eingenommen, und gegen die Stadt Loitz schickte er eine Abtheilung seines Heeres unter seinem Hauptmann Claus Hane. Diesem Claus Hane erging es aber auf seinem Zuge so schlecht, daß er darauf nichts gewann, als ein Spottlied, das man noch jetzt, nach beinahe 500 Jahren, zu Zeiten in Pommern hört. Den Loitzern kam nämlich der Herzog Barnim oder Barnam aus Stettin zu Hülfe, zugleich mit dem jungen Grafen Hans von Gützkow, der denselbigen Tag Hochzeit gefeiert hatte, aber das Hochzeitsfest verließ, um die Feinde aus dem Lande jagen zu helfen, wobei er dann, anstatt des fröhlichen Brautbettes, das kalte Todtenbette unter der Erde fand. Auf dem Schuppendamme vor Loitz trafen nun die Pommern auf Claus Hane und seine Mecklenburger, und setzten hart mit ihm an, schlugen ihn auch dermaßen, daß er fast nichts von seinen Leuten rettete; was davon nicht erschlagen wurde, das wurde gefangen genommen und nach Greifswald und Stralsund gebracht. Darauf wurde dann folgendes Spottlied gemacht, in welchem der Herzog Albrecht von Mecklenburg und Claus Hane, bei der Rückkehr des Letzteren, redend eingeführt werden: Der Herzog: Hane, Hane, wol hefft thoreten dinen Kamm? Hane: Her, dat hefft gedhon Hertog Barnam;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/99
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/99>, abgerufen am 27.04.2024.