Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

II. Versuch. Ueber das Gefühl,
für sich selbst und ursprünglich empfindsam sind, so kann
ihre Empfindung ein Empfindniß seyn, und die letztern
besitzen nicht allein diesen Vorzug. Da kommen wir
also auf die schon beantwortete Frage zurück. Sie blei-
bet die nemliche nur in einer andern Sprache vorgetra-
gen, je nachdem ein anderer Begrif von der Natur der
denkenden und wollenden Seele zum Grunde geleget
wird.

VII.
Ueber die rührende Kraft der Vorstellungen.

1) Sie hat ihren Ursprung aus der Kraft
der Empfindungen, aus denen die Vor-
stellungen entstehen.
2) Die Empfindnisse aus Phantasmen sind
selbst Wiedervorstellungen rührender Em-
pfindungen.
3) Große Macht der Vorstellungen.
4) Ursachen dieser Stärke.
5) Wie unangenehme Empfindungen in der
Vorstellung angenehm seyn können, und
umgekehrt. Von dem Vergnügen, das
in den Vorstellungen als Vorstellungen
seinen Grund hat.

1.

Gehen wir nun zu den Empfindnissen der zwoten
Art über, das ist, zu den Affektionen, die in den
Vorstellungen als Vorstellungen, in den lebhaften Vor-
stellungen schöner und häßlicher, guter und böser Gegen-
stände angetroffen werden, so ist es nicht schwer, unmit-
telbar aus den Beobachtungen sich davon zu überzeugen,
daß die Vorstellungen als rührende Vorstellungen auf

eine

II. Verſuch. Ueber das Gefuͤhl,
fuͤr ſich ſelbſt und urſpruͤnglich empfindſam ſind, ſo kann
ihre Empfindung ein Empfindniß ſeyn, und die letztern
beſitzen nicht allein dieſen Vorzug. Da kommen wir
alſo auf die ſchon beantwortete Frage zuruͤck. Sie blei-
bet die nemliche nur in einer andern Sprache vorgetra-
gen, je nachdem ein anderer Begrif von der Natur der
denkenden und wollenden Seele zum Grunde geleget
wird.

VII.
Ueber die ruͤhrende Kraft der Vorſtellungen.

1) Sie hat ihren Urſprung aus der Kraft
der Empfindungen, aus denen die Vor-
ſtellungen entſtehen.
2) Die Empfindniſſe aus Phantasmen ſind
ſelbſt Wiedervorſtellungen ruͤhrender Em-
pfindungen.
3) Große Macht der Vorſtellungen.
4) Urſachen dieſer Staͤrke.
5) Wie unangenehme Empfindungen in der
Vorſtellung angenehm ſeyn koͤnnen, und
umgekehrt. Von dem Vergnuͤgen, das
in den Vorſtellungen als Vorſtellungen
ſeinen Grund hat.

1.

Gehen wir nun zu den Empfindniſſen der zwoten
Art uͤber, das iſt, zu den Affektionen, die in den
Vorſtellungen als Vorſtellungen, in den lebhaften Vor-
ſtellungen ſchoͤner und haͤßlicher, guter und boͤſer Gegen-
ſtaͤnde angetroffen werden, ſo iſt es nicht ſchwer, unmit-
telbar aus den Beobachtungen ſich davon zu uͤberzeugen,
daß die Vorſtellungen als ruͤhrende Vorſtellungen auf

eine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0304" n="244"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ver&#x017F;uch. Ueber das Gefu&#x0364;hl,</hi></fw><lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und ur&#x017F;pru&#x0364;nglich empfind&#x017F;am &#x017F;ind, &#x017F;o kann<lb/>
ihre Empfindung ein Empfindniß &#x017F;eyn, und die letztern<lb/>
be&#x017F;itzen nicht allein die&#x017F;en Vorzug. Da kommen wir<lb/>
al&#x017F;o auf die &#x017F;chon beantwortete Frage zuru&#x0364;ck. Sie blei-<lb/>
bet die nemliche nur in einer andern Sprache vorgetra-<lb/>
gen, je nachdem ein anderer Begrif von der Natur der<lb/>
denkenden und wollenden Seele zum Grunde geleget<lb/>
wird.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">VII.</hi><lb/>
Ueber die ru&#x0364;hrende Kraft der Vor&#x017F;tellungen.</head><lb/>
          <argument>
            <p>
              <list>
                <item>1) <hi rendition="#fr">Sie hat ihren Ur&#x017F;prung aus der Kraft<lb/>
der Empfindungen, aus denen die Vor-<lb/>
&#x017F;tellungen ent&#x017F;tehen.</hi></item><lb/>
                <item>2) <hi rendition="#fr">Die Empfindni&#x017F;&#x017F;e aus Phantasmen &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t Wiedervor&#x017F;tellungen ru&#x0364;hrender Em-<lb/>
pfindungen.</hi></item><lb/>
                <item>3) <hi rendition="#fr">Große Macht der Vor&#x017F;tellungen.</hi></item><lb/>
                <item>4) <hi rendition="#fr">Ur&#x017F;achen die&#x017F;er Sta&#x0364;rke.</hi></item><lb/>
                <item>5) <hi rendition="#fr">Wie unangenehme Empfindungen in der<lb/>
Vor&#x017F;tellung angenehm &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen, und<lb/>
umgekehrt. Von dem Vergnu&#x0364;gen, das<lb/>
in den Vor&#x017F;tellungen als Vor&#x017F;tellungen<lb/>
&#x017F;einen Grund hat.</hi></item>
              </list>
            </p>
          </argument><lb/>
          <div n="3">
            <head>1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">G</hi>ehen wir nun zu den <hi rendition="#fr">Empfindni&#x017F;&#x017F;en der zwoten<lb/>
Art</hi> u&#x0364;ber, das i&#x017F;t, zu den Affektionen, die in den<lb/>
Vor&#x017F;tellungen als Vor&#x017F;tellungen, in den lebhaften Vor-<lb/>
&#x017F;tellungen &#x017F;cho&#x0364;ner und ha&#x0364;ßlicher, guter und bo&#x0364;&#x017F;er Gegen-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde angetroffen werden, &#x017F;o i&#x017F;t es nicht &#x017F;chwer, unmit-<lb/>
telbar aus den Beobachtungen &#x017F;ich davon zu u&#x0364;berzeugen,<lb/>
daß die Vor&#x017F;tellungen als ru&#x0364;hrende Vor&#x017F;tellungen auf<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0304] II. Verſuch. Ueber das Gefuͤhl, fuͤr ſich ſelbſt und urſpruͤnglich empfindſam ſind, ſo kann ihre Empfindung ein Empfindniß ſeyn, und die letztern beſitzen nicht allein dieſen Vorzug. Da kommen wir alſo auf die ſchon beantwortete Frage zuruͤck. Sie blei- bet die nemliche nur in einer andern Sprache vorgetra- gen, je nachdem ein anderer Begrif von der Natur der denkenden und wollenden Seele zum Grunde geleget wird. VII. Ueber die ruͤhrende Kraft der Vorſtellungen. 1) Sie hat ihren Urſprung aus der Kraft der Empfindungen, aus denen die Vor- ſtellungen entſtehen. 2) Die Empfindniſſe aus Phantasmen ſind ſelbſt Wiedervorſtellungen ruͤhrender Em- pfindungen. 3) Große Macht der Vorſtellungen. 4) Urſachen dieſer Staͤrke. 5) Wie unangenehme Empfindungen in der Vorſtellung angenehm ſeyn koͤnnen, und umgekehrt. Von dem Vergnuͤgen, das in den Vorſtellungen als Vorſtellungen ſeinen Grund hat. 1. Gehen wir nun zu den Empfindniſſen der zwoten Art uͤber, das iſt, zu den Affektionen, die in den Vorſtellungen als Vorſtellungen, in den lebhaften Vor- ſtellungen ſchoͤner und haͤßlicher, guter und boͤſer Gegen- ſtaͤnde angetroffen werden, ſo iſt es nicht ſchwer, unmit- telbar aus den Beobachtungen ſich davon zu uͤberzeugen, daß die Vorſtellungen als ruͤhrende Vorſtellungen auf eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/304
Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/304>, abgerufen am 26.04.2024.