Grund haben, weil diese mit einer Empfindung ver- knüpfet ist, die von außen her unauf hörlich in uns ver- neuert wird. Das Geblüt behält noch einige Zeit seine Wallungen, und der Magen kocht noch etwas fort, wenn gleich der Zorn vorüber ist. Jn diesen Umstän- den mag die Seele die Vorstellung von einer empfange- nen Beleidigung einen Augenblick unterdrücken; und dieß vermag sie; aber weil die Bewegungen im Körper noch immer dieselbigen dunklen Empfindungen wieder er- neuern, die in dem ganzen Affekt enthalten waren: so stellen sich auch die Jdeen von dem Beleidiger und von der Beleidigung, die noch eben vorher so innig mit jenen Jmpressionen associirt waren, nach dem Gesetz der As- sociation wieder dar, das die Seele nicht auf heben kann. Auf diese Art lassen sich die obgedachten Beob- achtungen noch erklären; und dann steht die Meinung, daß alle Vorstellungen nur allein in der Seele und von der Seele reproduciret werden, wo auch allein ihr Sitz ist, noch an derselbigen Stelle, wo sie vorhero stand.
VII. Von der zwoten Bonnetischen Hypothese; von dem Sitz der Vorstellungen im Gehirn, und von dem Vermögen des Gehirns sie zu reproduciren.
1) Auszug der Bonnetischen Analysis. 2) Prüfung dieser Hypothese. Sie hebt |die Freyheit der Seele nicht auf. 3) Prüfung des ersten Grundsatzes. Ob es eine allgemeine Eigenschaft organisirter Kör- per sey, daß Eindrücke auf sie gewisse Dispo- sitionen hinterlassen, die empfangenen Be- wegungen nachher leichter anzunehmen?
4) Prü-
XIII. Verſuch. Ueber das Seelenweſen
Grund haben, weil dieſe mit einer Empfindung ver- knuͤpfet iſt, die von außen her unauf hoͤrlich in uns ver- neuert wird. Das Gebluͤt behaͤlt noch einige Zeit ſeine Wallungen, und der Magen kocht noch etwas fort, wenn gleich der Zorn voruͤber iſt. Jn dieſen Umſtaͤn- den mag die Seele die Vorſtellung von einer empfange- nen Beleidigung einen Augenblick unterdruͤcken; und dieß vermag ſie; aber weil die Bewegungen im Koͤrper noch immer dieſelbigen dunklen Empfindungen wieder er- neuern, die in dem ganzen Affekt enthalten waren: ſo ſtellen ſich auch die Jdeen von dem Beleidiger und von der Beleidigung, die noch eben vorher ſo innig mit jenen Jmpreſſionen aſſociirt waren, nach dem Geſetz der Aſ- ſociation wieder dar, das die Seele nicht auf heben kann. Auf dieſe Art laſſen ſich die obgedachten Beob- achtungen noch erklaͤren; und dann ſteht die Meinung, daß alle Vorſtellungen nur allein in der Seele und von der Seele reproduciret werden, wo auch allein ihr Sitz iſt, noch an derſelbigen Stelle, wo ſie vorhero ſtand.
VII. Von der zwoten Bonnetiſchen Hypotheſe; von dem Sitz der Vorſtellungen im Gehirn, und von dem Vermoͤgen des Gehirns ſie zu reproduciren.
1) Auszug der Bonnetiſchen Analyſis. 2) Pruͤfung dieſer Hypotheſe. Sie hebt |die Freyheit der Seele nicht auf. 3) Pruͤfung des erſten Grundſatzes. Ob es eine allgemeine Eigenſchaft organiſirter Koͤr- per ſey, daß Eindruͤcke auf ſie gewiſſe Diſpo- ſitionen hinterlaſſen, die empfangenen Be- wegungen nachher leichter anzunehmen?
4) Pruͤ-
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XIII. Verſuch. Ueber das Seelenweſen
Grund haben, weil dieſe mit einer Empfindung ver-
knuͤpfet iſt, die von außen her unauf hoͤrlich in uns ver-
neuert wird. Das Gebluͤt behaͤlt noch einige Zeit ſeine
Wallungen, und der Magen kocht noch etwas fort,
wenn gleich der Zorn voruͤber iſt. Jn dieſen Umſtaͤn-
den mag die Seele die Vorſtellung von einer empfange-
nen Beleidigung einen Augenblick unterdruͤcken; und dieß
vermag ſie; aber weil die Bewegungen im Koͤrper noch
immer dieſelbigen dunklen Empfindungen wieder er-
neuern, die in dem ganzen Affekt enthalten waren: ſo
ſtellen ſich auch die Jdeen von dem Beleidiger und von der
Beleidigung, die noch eben vorher ſo innig mit jenen
Jmpreſſionen aſſociirt waren, nach dem Geſetz der Aſ-
ſociation wieder dar, das die Seele nicht auf heben
kann. Auf dieſe Art laſſen ſich die obgedachten Beob-
achtungen noch erklaͤren; und dann ſteht die Meinung,
daß alle Vorſtellungen nur allein in der Seele und von
der Seele reproduciret werden, wo auch allein ihr Sitz
iſt, noch an derſelbigen Stelle, wo ſie vorhero ſtand.
VII.
Von der zwoten Bonnetiſchen Hypotheſe; von
dem Sitz der Vorſtellungen im Gehirn, und
von dem Vermoͤgen des Gehirns ſie zu
reproduciren.
1) Auszug der Bonnetiſchen Analyſis.
2) Pruͤfung dieſer Hypotheſe. Sie hebt |die
Freyheit der Seele nicht auf.
3) Pruͤfung des erſten Grundſatzes. Ob es
eine allgemeine Eigenſchaft organiſirter Koͤr-
per ſey, daß Eindruͤcke auf ſie gewiſſe Diſpo-
ſitionen hinterlaſſen, die empfangenen Be-
wegungen nachher leichter anzunehmen?
4) Pruͤ-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/268>, abgerufen am 30.04.2024.
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