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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

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im Menschen.
4) Prüfung des zweeten Grundsatzes. Ob
jede verschiedene materielle Jdee ihre eigene
Fiber erfodere?

5) Prüfung dieses Systems, als eine Hypo-
these betrachtet, aus der die psychologischen
Erscheinungen erklärt werden sollen. Es
hat auf Einer Seite einen Vorzug vor dem
vorhergehenden, da es die Abhängigkeit der
Jdeen von dem Körper leichter erklärt.

6) Ob irgend eine Vorstellung sich jemals
gänzlich verliere?

7) Von dem Kindischwerden der alten Leute.
Wie solches nebst andern ähnlichen Wirkun-
gen sowohl nach der ersten Hypothese, als
nach der Bonnetischen, zu erklären sey?

8) Jn der Bonnetischen Hypothese ist eine Lü-
cke, da die Jmpressionen in dem Gehirn ih-
re bleibenden Spuren haben sollen, aber die
Jmpressionen auf die Seele nicht so. Eine
ähnliche Lücke findet sich auch in der vorher-
henden Hypothese auf der andern Seite.

9) Beobachtungen, die schwerer aus der Bon-
netischen Hypothese erkläret werden.

1.

Nun zur zwoten Hypothese, welche das ganze Ge-
dächtniß
dem Gehirn oder den innern Seelenor-
ganen zuschreibet! Nach dieser ist das Gehirn das
Subjekt und der Sitz der Vorstellungen, dem auch das
Vermögen, sie wieder zu erwecken, eigentlich zukommt.

Der

im Menſchen.
4) Pruͤfung des zweeten Grundſatzes. Ob
jede verſchiedene materielle Jdee ihre eigene
Fiber erfodere?

5) Pruͤfung dieſes Syſtems, als eine Hypo-
theſe betrachtet, aus der die pſychologiſchen
Erſcheinungen erklaͤrt werden ſollen. Es
hat auf Einer Seite einen Vorzug vor dem
vorhergehenden, da es die Abhaͤngigkeit der
Jdeen von dem Koͤrper leichter erklaͤrt.

6) Ob irgend eine Vorſtellung ſich jemals
gaͤnzlich verliere?

7) Von dem Kindiſchwerden der alten Leute.
Wie ſolches nebſt andern aͤhnlichen Wirkun-
gen ſowohl nach der erſten Hypotheſe, als
nach der Bonnetiſchen, zu erklaͤren ſey?

8) Jn der Bonnetiſchen Hypotheſe iſt eine Luͤ-
cke, da die Jmpreſſionen in dem Gehirn ih-
re bleibenden Spuren haben ſollen, aber die
Jmpreſſionen auf die Seele nicht ſo. Eine
aͤhnliche Luͤcke findet ſich auch in der vorher-
henden Hypotheſe auf der andern Seite.

9) Beobachtungen, die ſchwerer aus der Bon-
netiſchen Hypotheſe erklaͤret werden.

1.

Nun zur zwoten Hypotheſe, welche das ganze Ge-
daͤchtniß
dem Gehirn oder den innern Seelenor-
ganen zuſchreibet! Nach dieſer iſt das Gehirn das
Subjekt und der Sitz der Vorſtellungen, dem auch das
Vermoͤgen, ſie wieder zu erwecken, eigentlich zukommt.

Der
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[239/0269] im Menſchen. 4) Pruͤfung des zweeten Grundſatzes. Ob jede verſchiedene materielle Jdee ihre eigene Fiber erfodere? 5) Pruͤfung dieſes Syſtems, als eine Hypo- theſe betrachtet, aus der die pſychologiſchen Erſcheinungen erklaͤrt werden ſollen. Es hat auf Einer Seite einen Vorzug vor dem vorhergehenden, da es die Abhaͤngigkeit der Jdeen von dem Koͤrper leichter erklaͤrt. 6) Ob irgend eine Vorſtellung ſich jemals gaͤnzlich verliere? 7) Von dem Kindiſchwerden der alten Leute. Wie ſolches nebſt andern aͤhnlichen Wirkun- gen ſowohl nach der erſten Hypotheſe, als nach der Bonnetiſchen, zu erklaͤren ſey? 8) Jn der Bonnetiſchen Hypotheſe iſt eine Luͤ- cke, da die Jmpreſſionen in dem Gehirn ih- re bleibenden Spuren haben ſollen, aber die Jmpreſſionen auf die Seele nicht ſo. Eine aͤhnliche Luͤcke findet ſich auch in der vorher- henden Hypotheſe auf der andern Seite. 9) Beobachtungen, die ſchwerer aus der Bon- netiſchen Hypotheſe erklaͤret werden. 1. Nun zur zwoten Hypotheſe, welche das ganze Ge- daͤchtniß dem Gehirn oder den innern Seelenor- ganen zuſchreibet! Nach dieſer iſt das Gehirn das Subjekt und der Sitz der Vorſtellungen, dem auch das Vermoͤgen, ſie wieder zu erwecken, eigentlich zukommt. Der

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/269>, abgerufen am 30.04.2024.