Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
XII. Versuch. Ueber die Selbstthätigkeit
VIII.
Von selbstthätigen und aus Eigenmacht hervor-
gehenden Kraftäußerungen. Was es heiße,
unabhängig und aus voller Eigenmacht
handeln. Von selbstthätigen Kräften, zu
deren Aeußerung ein Reiz von außen erfo-
dert wird. Von Aktionen, die durch eine mit-
getheilte Kraft hervorgebracht werden.

Da die vornehmste Schwierigkeit bey dem Begriffe
von der Freyheit am Ende in unserm Begriffe von
der Spontaneität lieget, so laßt uns bey dieser letz-
tern vorher etwas stille stehen. Man findet bey den
ältern Metaphysikern schon manche allgemeine Betrach-
tungen über die Natur der Kraft und der Wirksam-
keit,
die hieher gehören. Bilfinger hat vorzüglich
vieles zur Aufklärung dieses Begriffs geleistet. *) Jch
halte mich überzeugt, man würde längstens den etwan
noch fehlenden Schritt gethan haben, wenn man die
Entwickelung der allgemeinen Verstandesbegriffe, vom
Thun und Leiden, Aktion, Vermögen, Kraft,
Princip,
und anderer, die sich auf diese beziehen, et-
was mehr sich hätte angelegen seyn lassen, als es ge-
schehen ist. Dieß soll keine Vorrede zu einer metaphy-
sischen Spekulation seyn. Jch werde nichts mehr von
allgemeinen Begriffen mitnehmen, als unumgänglich
uothwendig ist, um deutlich und genau zu sehen. Wer
dieß nicht verlanget, kann diesen Abschnitt überschlagen,
nnd ihn nachher lesen, wenn er aus dem folgenden be-
merket hat, auf welche Punkte man eigentlich die Au-
gen am meisten richten müsse. Ueberdieß werde ich
auch die nöthigen Gemeinbegriffe mehr in den einzel-

nen
*) De origine mali.
XII. Verſuch. Ueber die Selbſtthaͤtigkeit
VIII.
Von ſelbſtthaͤtigen und aus Eigenmacht hervor-
gehenden Kraftaͤußerungen. Was es heiße,
unabhaͤngig und aus voller Eigenmacht
handeln. Von ſelbſtthaͤtigen Kraͤften, zu
deren Aeußerung ein Reiz von außen erfo-
dert wird. Von Aktionen, die durch eine mit-
getheilte Kraft hervorgebracht werden.

Da die vornehmſte Schwierigkeit bey dem Begriffe
von der Freyheit am Ende in unſerm Begriffe von
der Spontaneitaͤt lieget, ſo laßt uns bey dieſer letz-
tern vorher etwas ſtille ſtehen. Man findet bey den
aͤltern Metaphyſikern ſchon manche allgemeine Betrach-
tungen uͤber die Natur der Kraft und der Wirkſam-
keit,
die hieher gehoͤren. Bilfinger hat vorzuͤglich
vieles zur Aufklaͤrung dieſes Begriffs geleiſtet. *) Jch
halte mich uͤberzeugt, man wuͤrde laͤngſtens den etwan
noch fehlenden Schritt gethan haben, wenn man die
Entwickelung der allgemeinen Verſtandesbegriffe, vom
Thun und Leiden, Aktion, Vermoͤgen, Kraft,
Princip,
und anderer, die ſich auf dieſe beziehen, et-
was mehr ſich haͤtte angelegen ſeyn laſſen, als es ge-
ſchehen iſt. Dieß ſoll keine Vorrede zu einer metaphy-
ſiſchen Spekulation ſeyn. Jch werde nichts mehr von
allgemeinen Begriffen mitnehmen, als unumgaͤnglich
uothwendig iſt, um deutlich und genau zu ſehen. Wer
dieß nicht verlanget, kann dieſen Abſchnitt uͤberſchlagen,
nnd ihn nachher leſen, wenn er aus dem folgenden be-
merket hat, auf welche Punkte man eigentlich die Au-
gen am meiſten richten muͤſſe. Ueberdieß werde ich
auch die noͤthigen Gemeinbegriffe mehr in den einzel-

nen
*) De origine mali.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0076" n="46"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XII.</hi> Ver&#x017F;uch. Ueber die Selb&#x017F;ttha&#x0364;tigkeit</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">VIII.</hi><lb/>
Von &#x017F;elb&#x017F;ttha&#x0364;tigen und aus Eigenmacht hervor-<lb/>
gehenden Krafta&#x0364;ußerungen. Was es heiße,<lb/>
unabha&#x0364;ngig und aus voller Eigenmacht<lb/>
handeln. Von &#x017F;elb&#x017F;ttha&#x0364;tigen Kra&#x0364;ften, zu<lb/>
deren Aeußerung ein Reiz von außen erfo-<lb/>
dert wird. Von Aktionen, die durch eine mit-<lb/>
getheilte Kraft hervorgebracht werden.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>a die vornehm&#x017F;te Schwierigkeit bey dem Begriffe<lb/>
von der Freyheit am Ende in un&#x017F;erm Begriffe von<lb/>
der <hi rendition="#fr">Spontaneita&#x0364;t</hi> lieget, &#x017F;o laßt uns bey die&#x017F;er letz-<lb/>
tern vorher etwas &#x017F;tille &#x017F;tehen. Man findet bey den<lb/>
a&#x0364;ltern Metaphy&#x017F;ikern &#x017F;chon manche allgemeine Betrach-<lb/>
tungen u&#x0364;ber die Natur der <hi rendition="#fr">Kraft</hi> und der <hi rendition="#fr">Wirk&#x017F;am-<lb/>
keit,</hi> die hieher geho&#x0364;ren. <hi rendition="#fr">Bilfinger</hi> hat vorzu&#x0364;glich<lb/>
vieles zur Aufkla&#x0364;rung die&#x017F;es Begriffs gelei&#x017F;tet. <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">De origine mali.</hi></note> Jch<lb/>
halte mich u&#x0364;berzeugt, man wu&#x0364;rde la&#x0364;ng&#x017F;tens den etwan<lb/>
noch fehlenden Schritt gethan haben, wenn man die<lb/>
Entwickelung der allgemeinen Ver&#x017F;tandesbegriffe, vom<lb/><hi rendition="#fr">Thun</hi> und <hi rendition="#fr">Leiden, Aktion, Vermo&#x0364;gen, Kraft,<lb/>
Princip,</hi> und anderer, die &#x017F;ich auf die&#x017F;e beziehen, et-<lb/>
was mehr &#x017F;ich ha&#x0364;tte angelegen &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en, als es ge-<lb/>
&#x017F;chehen i&#x017F;t. Dieß &#x017F;oll keine Vorrede zu einer metaphy-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen Spekulation &#x017F;eyn. Jch werde nichts mehr von<lb/>
allgemeinen Begriffen mitnehmen, als unumga&#x0364;nglich<lb/>
uothwendig i&#x017F;t, um deutlich und genau zu &#x017F;ehen. Wer<lb/>
dieß nicht verlanget, kann die&#x017F;en Ab&#x017F;chnitt u&#x0364;ber&#x017F;chlagen,<lb/>
nnd ihn nachher le&#x017F;en, wenn er aus dem folgenden be-<lb/>
merket hat, auf welche Punkte man eigentlich die Au-<lb/>
gen am mei&#x017F;ten richten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Ueberdieß werde ich<lb/>
auch die no&#x0364;thigen Gemeinbegriffe mehr in den einzel-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0076] XII. Verſuch. Ueber die Selbſtthaͤtigkeit VIII. Von ſelbſtthaͤtigen und aus Eigenmacht hervor- gehenden Kraftaͤußerungen. Was es heiße, unabhaͤngig und aus voller Eigenmacht handeln. Von ſelbſtthaͤtigen Kraͤften, zu deren Aeußerung ein Reiz von außen erfo- dert wird. Von Aktionen, die durch eine mit- getheilte Kraft hervorgebracht werden. Da die vornehmſte Schwierigkeit bey dem Begriffe von der Freyheit am Ende in unſerm Begriffe von der Spontaneitaͤt lieget, ſo laßt uns bey dieſer letz- tern vorher etwas ſtille ſtehen. Man findet bey den aͤltern Metaphyſikern ſchon manche allgemeine Betrach- tungen uͤber die Natur der Kraft und der Wirkſam- keit, die hieher gehoͤren. Bilfinger hat vorzuͤglich vieles zur Aufklaͤrung dieſes Begriffs geleiſtet. *) Jch halte mich uͤberzeugt, man wuͤrde laͤngſtens den etwan noch fehlenden Schritt gethan haben, wenn man die Entwickelung der allgemeinen Verſtandesbegriffe, vom Thun und Leiden, Aktion, Vermoͤgen, Kraft, Princip, und anderer, die ſich auf dieſe beziehen, et- was mehr ſich haͤtte angelegen ſeyn laſſen, als es ge- ſchehen iſt. Dieß ſoll keine Vorrede zu einer metaphy- ſiſchen Spekulation ſeyn. Jch werde nichts mehr von allgemeinen Begriffen mitnehmen, als unumgaͤnglich uothwendig iſt, um deutlich und genau zu ſehen. Wer dieß nicht verlanget, kann dieſen Abſchnitt uͤberſchlagen, nnd ihn nachher leſen, wenn er aus dem folgenden be- merket hat, auf welche Punkte man eigentlich die Au- gen am meiſten richten muͤſſe. Ueberdieß werde ich auch die noͤthigen Gemeinbegriffe mehr in den einzel- nen *) De origine mali.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/76
Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/76>, abgerufen am 30.04.2024.