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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Der Thon.
mechanisch vermengt. Ja es scheint, als ob die Natur jene genaue Vereinigung
nicht bewerkstelligen könne, denn wir haben zwar Thonerde und Kieselerde chemisch
mischen gelernt, aber diese Mischungen waren noch kein Thon.

§. 33.

Ein allgemeiner und daher vermuthlich wesentlicher Bestandtheil des Thons istEisenoxyd.
neben jenen beiden Erdarten das Eisen in mehr oder minder oxydirtem Zustande.
Diese Materie nennt man im gemeinen Leben Eisenrost. Sie entsteht aus der
Vereinigung des Oxygens mit dem Eisen, welche sich mit Beihülfe der Feuchtigkeit
leicht bildet. Sie hat verschiedene Farben, die in mancherley Nuancirungen aus dem
Schwarzen ins Gelbe, Braune und endlich Rothe übergehen, und die sich nach den
Graden der Oxydation richten, indem die schwarze Farbe nächst der weißen den gering-
sten, die rothe den höchsten Grad anzeigt. Dieses Eisenoxyd ist ein geschmack- und
geruchloses, in Wasser unauflösliches Pulver. Von Säuren aber wird es aufge-
löst, und giebt damit Salze, die wie Tinte schmecken. Diese Eisensalze lassen sich
wieder mit Alkalien zerlegen, indem diese eine nähere Verwandtschaft mit den Säu-
ren haben. Die adstringirenden oder Gerbestoff enthaltenden Vegetabilien, wie
Galläpfel, Eichenrinde, trennen das Eisen von der Säure, und so färbt das [...] fein
zertheilte Eisen das Gemisch Tintenschwarz.

Zuweilen ist das Eisen im Boden von einer Säure ergriffen. Am häufigsten
von der Kohlensäure, womit es einen unauflöslichen, geschmacklosen und wenigstens
der Vegetation unschädlichen, vielleicht nützlichen Körper ausmacht. Andere Säuren
verjagen die Kohlensäure mit Aufbrausen daraus, gleich als ob Kalk darin wäre.
Dies hat mich bei einem oberflächlichen Versuch, ob ein Lehm mergeligt sey, selbst
einmal getrogen.

Zuweilen ist das Eisenoxyd an Phosphorsäure gebunden. Besonders in Brü-
chern und Sümpfen, wo sich die Phosphorsäure aus vermoderten organischen Kör-
pern entwickelt. Dies ist zwar auch ein unauflöslicher Körper, der aber die Muth-
maßung gegen sich hat, daß er der Vegetation nachtheilig sey.

An Schwefelsäure gebunden, die sich aus verwitterndem Schwefelkies im
Boden erzeugt, macht das Eisen das Mittelsalz, welches man gewöhnlich Vi-
triol
nennt.


Zweiter Theil. J

Der Thon.
mechaniſch vermengt. Ja es ſcheint, als ob die Natur jene genaue Vereinigung
nicht bewerkſtelligen koͤnne, denn wir haben zwar Thonerde und Kieſelerde chemiſch
miſchen gelernt, aber dieſe Miſchungen waren noch kein Thon.

§. 33.

Ein allgemeiner und daher vermuthlich weſentlicher Beſtandtheil des Thons iſtEiſenoxyd.
neben jenen beiden Erdarten das Eiſen in mehr oder minder oxydirtem Zuſtande.
Dieſe Materie nennt man im gemeinen Leben Eiſenroſt. Sie entſteht aus der
Vereinigung des Oxygens mit dem Eiſen, welche ſich mit Beihuͤlfe der Feuchtigkeit
leicht bildet. Sie hat verſchiedene Farben, die in mancherley Nuancirungen aus dem
Schwarzen ins Gelbe, Braune und endlich Rothe uͤbergehen, und die ſich nach den
Graden der Oxydation richten, indem die ſchwarze Farbe naͤchſt der weißen den gering-
ſten, die rothe den hoͤchſten Grad anzeigt. Dieſes Eiſenoxyd iſt ein geſchmack- und
geruchloſes, in Waſſer unaufloͤsliches Pulver. Von Saͤuren aber wird es aufge-
loͤſt, und giebt damit Salze, die wie Tinte ſchmecken. Dieſe Eiſenſalze laſſen ſich
wieder mit Alkalien zerlegen, indem dieſe eine naͤhere Verwandtſchaft mit den Saͤu-
ren haben. Die adſtringirenden oder Gerbeſtoff enthaltenden Vegetabilien, wie
Gallaͤpfel, Eichenrinde, trennen das Eiſen von der Saͤure, und ſo faͤrbt das […] fein
zertheilte Eiſen das Gemiſch Tintenſchwarz.

Zuweilen iſt das Eiſen im Boden von einer Saͤure ergriffen. Am haͤufigſten
von der Kohlenſaͤure, womit es einen unaufloͤslichen, geſchmackloſen und wenigſtens
der Vegetation unſchaͤdlichen, vielleicht nuͤtzlichen Koͤrper ausmacht. Andere Saͤuren
verjagen die Kohlenſaͤure mit Aufbrauſen daraus, gleich als ob Kalk darin waͤre.
Dies hat mich bei einem oberflaͤchlichen Verſuch, ob ein Lehm mergeligt ſey, ſelbſt
einmal getrogen.

Zuweilen iſt das Eiſenoxyd an Phosphorſaͤure gebunden. Beſonders in Bruͤ-
chern und Suͤmpfen, wo ſich die Phosphorſaͤure aus vermoderten organiſchen Koͤr-
pern entwickelt. Dies iſt zwar auch ein unaufloͤslicher Koͤrper, der aber die Muth-
maßung gegen ſich hat, daß er der Vegetation nachtheilig ſey.

An Schwefelſaͤure gebunden, die ſich aus verwitterndem Schwefelkies im
Boden erzeugt, macht das Eiſen das Mittelſalz, welches man gewoͤhnlich Vi-
triol
nennt.


Zweiter Theil. J
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[65/0109] Der Thon. mechaniſch vermengt. Ja es ſcheint, als ob die Natur jene genaue Vereinigung nicht bewerkſtelligen koͤnne, denn wir haben zwar Thonerde und Kieſelerde chemiſch miſchen gelernt, aber dieſe Miſchungen waren noch kein Thon. §. 33. Ein allgemeiner und daher vermuthlich weſentlicher Beſtandtheil des Thons iſt neben jenen beiden Erdarten das Eiſen in mehr oder minder oxydirtem Zuſtande. Dieſe Materie nennt man im gemeinen Leben Eiſenroſt. Sie entſteht aus der Vereinigung des Oxygens mit dem Eiſen, welche ſich mit Beihuͤlfe der Feuchtigkeit leicht bildet. Sie hat verſchiedene Farben, die in mancherley Nuancirungen aus dem Schwarzen ins Gelbe, Braune und endlich Rothe uͤbergehen, und die ſich nach den Graden der Oxydation richten, indem die ſchwarze Farbe naͤchſt der weißen den gering- ſten, die rothe den hoͤchſten Grad anzeigt. Dieſes Eiſenoxyd iſt ein geſchmack- und geruchloſes, in Waſſer unaufloͤsliches Pulver. Von Saͤuren aber wird es aufge- loͤſt, und giebt damit Salze, die wie Tinte ſchmecken. Dieſe Eiſenſalze laſſen ſich wieder mit Alkalien zerlegen, indem dieſe eine naͤhere Verwandtſchaft mit den Saͤu- ren haben. Die adſtringirenden oder Gerbeſtoff enthaltenden Vegetabilien, wie Gallaͤpfel, Eichenrinde, trennen das Eiſen von der Saͤure, und ſo faͤrbt das fein zertheilte Eiſen das Gemiſch Tintenſchwarz. Eiſenoxyd. Zuweilen iſt das Eiſen im Boden von einer Saͤure ergriffen. Am haͤufigſten von der Kohlenſaͤure, womit es einen unaufloͤslichen, geſchmackloſen und wenigſtens der Vegetation unſchaͤdlichen, vielleicht nuͤtzlichen Koͤrper ausmacht. Andere Saͤuren verjagen die Kohlenſaͤure mit Aufbrauſen daraus, gleich als ob Kalk darin waͤre. Dies hat mich bei einem oberflaͤchlichen Verſuch, ob ein Lehm mergeligt ſey, ſelbſt einmal getrogen. Zuweilen iſt das Eiſenoxyd an Phosphorſaͤure gebunden. Beſonders in Bruͤ- chern und Suͤmpfen, wo ſich die Phosphorſaͤure aus vermoderten organiſchen Koͤr- pern entwickelt. Dies iſt zwar auch ein unaufloͤslicher Koͤrper, der aber die Muth- maßung gegen ſich hat, daß er der Vegetation nachtheilig ſey. An Schwefelſaͤure gebunden, die ſich aus verwitterndem Schwefelkies im Boden erzeugt, macht das Eiſen das Mittelſalz, welches man gewoͤhnlich Vi- triol nennt. Zweiter Theil. J

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/109>, abgerufen am 26.04.2024.