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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.

Behandlung
des Mistes in
der Schweiz.
In der Schweiz, wo man alle kleineren Manipulationen mit großer Aufmerk-
samkeit und Sorgfalt verrichtet, wird der Strohmist, von dem man die Jauche
ziemlich absondert und solche besonders benutzt, so wie er aus dem Stalle kommt,
in reguläre Haufen aufgesetzt. Man legt hier das längere Stroh auswärts, und
bringt es mit der Gabel zusammen, so daß der eigentliche Mist nach innen und
außer der freien Kommunikation mit der Luft komme. Diese Haufen werden
wagerecht 5 bis 6 Fuß hoch und sorgfältig verpacket aufgeführt. Sie sollen dann
das Ansehen eines großen Bienenkorbes bekommen, indem man äußerlich bloßes
Stroh sieht. Sie werden dann mit Jauche oder nur mit Wasser bei dürrer Zeit
begossen, um sie immer in der zur Gährung erforderlichen Feuchtigkeit zu erhalten.
Der Mist soll inwendig vortrefflich, gleichartig und speckig werden, ungeachtet
ihm ein Theil der Jauche entzogen worden. Man hat es dadurch auch in seiner
Gewalt, den Mist in dem Zersetzungsgrade, worin man ihn haben will, anzuwen-
den, indem diese Haufen von einander abgesondert stehen. Die Sache ist gewiß
genauerer comperativer Versuche werth.

§. 24.

Gerechter Zu-
stand des
Mistes zur
Ausfuhr.
Ueber den günstigsten Zeitpunkt der Ausfuhr des Mistes auf dem Acker, der
über den Zustand desselben, worin er sich befinden soll, wenn er dem Boden ein-
verleibt wird, sind die Meinungen sehr getheilt. Die meisten haben zwar den
Grundsatz beobachtet, daß nur vermoderter Mist, in welchem das Stroh wenig-
stens seinen Zusammenhang verloren, wenn gleich noch nicht völlig zerstört sey,
dessen ganze Masse sich gleichmäßig abstechen lasse, oder der in einem butter- oder
speckartigen Zustande sey, auf den Acker gefahren werden müsse. Diesen Zustand
erreicht der Mist früher oder später, je nachdem die Temperatur höher oder niedri-
ger und die Feuchtigkeit ihm in dem gerechten Maße erhalten ist. Im Sommer
kann der Mist in 8 bis 10 Wochen dahin gelangen; im Winter erfordert es
20 Wochen und darüber. Der Mist hat in diesem Zustande seine Gährungs-
wärme völlig verloren, und er dunstet nur zu Anfange, wenn er gerührt wird,
zuerst mit einem stinkenden dumpfigen Geruche, nachher eine Zeitlang mit einem
moschusartigen aus. Er hat eine gelbliche Farbe, die aber an der Luft bald
schwarzbraun wird. Auf den Acker gestreut nimmt er bei der Trockniß die

Gestalt
Die Miſtduͤngung.

Behandlung
des Miſtes in
der Schweiz.
In der Schweiz, wo man alle kleineren Manipulationen mit großer Aufmerk-
ſamkeit und Sorgfalt verrichtet, wird der Strohmiſt, von dem man die Jauche
ziemlich abſondert und ſolche beſonders benutzt, ſo wie er aus dem Stalle kommt,
in regulaͤre Haufen aufgeſetzt. Man legt hier das laͤngere Stroh auswaͤrts, und
bringt es mit der Gabel zuſammen, ſo daß der eigentliche Miſt nach innen und
außer der freien Kommunikation mit der Luft komme. Dieſe Haufen werden
wagerecht 5 bis 6 Fuß hoch und ſorgfaͤltig verpacket aufgefuͤhrt. Sie ſollen dann
das Anſehen eines großen Bienenkorbes bekommen, indem man aͤußerlich bloßes
Stroh ſieht. Sie werden dann mit Jauche oder nur mit Waſſer bei duͤrrer Zeit
begoſſen, um ſie immer in der zur Gaͤhrung erforderlichen Feuchtigkeit zu erhalten.
Der Miſt ſoll inwendig vortrefflich, gleichartig und ſpeckig werden, ungeachtet
ihm ein Theil der Jauche entzogen worden. Man hat es dadurch auch in ſeiner
Gewalt, den Miſt in dem Zerſetzungsgrade, worin man ihn haben will, anzuwen-
den, indem dieſe Haufen von einander abgeſondert ſtehen. Die Sache iſt gewiß
genauerer comperativer Verſuche werth.

§. 24.

Gerechter Zu-
ſtand des
Miſtes zur
Ausfuhr.
Ueber den guͤnſtigſten Zeitpunkt der Ausfuhr des Miſtes auf dem Acker, der
uͤber den Zuſtand deſſelben, worin er ſich befinden ſoll, wenn er dem Boden ein-
verleibt wird, ſind die Meinungen ſehr getheilt. Die meiſten haben zwar den
Grundſatz beobachtet, daß nur vermoderter Miſt, in welchem das Stroh wenig-
ſtens ſeinen Zuſammenhang verloren, wenn gleich noch nicht voͤllig zerſtoͤrt ſey,
deſſen ganze Maſſe ſich gleichmaͤßig abſtechen laſſe, oder der in einem butter- oder
ſpeckartigen Zuſtande ſey, auf den Acker gefahren werden muͤſſe. Dieſen Zuſtand
erreicht der Miſt fruͤher oder ſpaͤter, je nachdem die Temperatur hoͤher oder niedri-
ger und die Feuchtigkeit ihm in dem gerechten Maße erhalten iſt. Im Sommer
kann der Miſt in 8 bis 10 Wochen dahin gelangen; im Winter erfordert es
20 Wochen und daruͤber. Der Miſt hat in dieſem Zuſtande ſeine Gaͤhrungs-
waͤrme voͤllig verloren, und er dunſtet nur zu Anfange, wenn er geruͤhrt wird,
zuerſt mit einem ſtinkenden dumpfigen Geruche, nachher eine Zeitlang mit einem
moſchusartigen aus. Er hat eine gelbliche Farbe, die aber an der Luft bald
ſchwarzbraun wird. Auf den Acker geſtreut nimmt er bei der Trockniß die

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[192/0240] Die Miſtduͤngung. In der Schweiz, wo man alle kleineren Manipulationen mit großer Aufmerk- ſamkeit und Sorgfalt verrichtet, wird der Strohmiſt, von dem man die Jauche ziemlich abſondert und ſolche beſonders benutzt, ſo wie er aus dem Stalle kommt, in regulaͤre Haufen aufgeſetzt. Man legt hier das laͤngere Stroh auswaͤrts, und bringt es mit der Gabel zuſammen, ſo daß der eigentliche Miſt nach innen und außer der freien Kommunikation mit der Luft komme. Dieſe Haufen werden wagerecht 5 bis 6 Fuß hoch und ſorgfaͤltig verpacket aufgefuͤhrt. Sie ſollen dann das Anſehen eines großen Bienenkorbes bekommen, indem man aͤußerlich bloßes Stroh ſieht. Sie werden dann mit Jauche oder nur mit Waſſer bei duͤrrer Zeit begoſſen, um ſie immer in der zur Gaͤhrung erforderlichen Feuchtigkeit zu erhalten. Der Miſt ſoll inwendig vortrefflich, gleichartig und ſpeckig werden, ungeachtet ihm ein Theil der Jauche entzogen worden. Man hat es dadurch auch in ſeiner Gewalt, den Miſt in dem Zerſetzungsgrade, worin man ihn haben will, anzuwen- den, indem dieſe Haufen von einander abgeſondert ſtehen. Die Sache iſt gewiß genauerer comperativer Verſuche werth. Behandlung des Miſtes in der Schweiz. §. 24. Ueber den guͤnſtigſten Zeitpunkt der Ausfuhr des Miſtes auf dem Acker, der uͤber den Zuſtand deſſelben, worin er ſich befinden ſoll, wenn er dem Boden ein- verleibt wird, ſind die Meinungen ſehr getheilt. Die meiſten haben zwar den Grundſatz beobachtet, daß nur vermoderter Miſt, in welchem das Stroh wenig- ſtens ſeinen Zuſammenhang verloren, wenn gleich noch nicht voͤllig zerſtoͤrt ſey, deſſen ganze Maſſe ſich gleichmaͤßig abſtechen laſſe, oder der in einem butter- oder ſpeckartigen Zuſtande ſey, auf den Acker gefahren werden muͤſſe. Dieſen Zuſtand erreicht der Miſt fruͤher oder ſpaͤter, je nachdem die Temperatur hoͤher oder niedri- ger und die Feuchtigkeit ihm in dem gerechten Maße erhalten iſt. Im Sommer kann der Miſt in 8 bis 10 Wochen dahin gelangen; im Winter erfordert es 20 Wochen und daruͤber. Der Miſt hat in dieſem Zuſtande ſeine Gaͤhrungs- waͤrme voͤllig verloren, und er dunſtet nur zu Anfange, wenn er geruͤhrt wird, zuerſt mit einem ſtinkenden dumpfigen Geruche, nachher eine Zeitlang mit einem moſchusartigen aus. Er hat eine gelbliche Farbe, die aber an der Luft bald ſchwarzbraun wird. Auf den Acker geſtreut nimmt er bei der Trockniß die Geſtalt Gerechter Zu- ſtand des Miſtes zur Ausfuhr.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/240>, abgerufen am 26.04.2024.