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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
Haufen etwa 6 Fuß hoch schräg auflaufend aufgeführt ist, wo er dann wieder mit
einer Erdlage bedeckt wird. Häufig wird diesem Düngerhaufen ätzender Kalk zuge-
mischt, der aber nicht in unmittelbarer Berührung mit dem Miste kommen darf, weil
er ihn zu heftig und zu schnell zersetzen würde, sondern man legt ihm zwischen zwei
Lagen von Erde, oder aber zwischen die Erde und andere schwerer verweslichen Ma-
terien, wie Baumlaub und dergleichen. Ist der hervorstehende Rand mit der Dün-
gerjauche, die sich zumahl bei regnigter Witterung aus dem Haufen herabzieht, durch-
drungen, so wird er abgestochen und über den Haufen verbreitet.

So läßt man den Haufen in Gährungshitze kommen, und so lange ruhig stehen,
bis diese völlig vorüber ist. Erst wenn sie vollendet ist, und man gar keine Wärme
inwendig mehr verspürt, wird der Haufen umgestochen, und zwar so wieder aufge-
setzt, daß das Obere zu unterst, und das Aeußere, noch nicht vermoderte, inwendig
komme. Zu unterst legt man dann wohl wieder eine Lage frische Erde. Diese wie-
der aufgesetzten Haufen macht man schmal, lang und dachförmig, weil man über-
zeugt ist, daß eine stärkere Luftaussetzung die Qualität des Düngers verbessere, und
selbst sein Gewicht vermehre. Es geht hier ohne Zweifel eine starke Salpetererzeu-
gung vor. Deshalb werden auch diese Haufen von denen, die große Aufmerksamkeit
darauf wenden, zu wiederholtenmalen umgesetzt, damit immer eine neue Lage an die
Luft komme.

b) Andere bringen die Materialien, besonders wenn sie deren eine große Man-
nigfaltigkeit haben, rund um einen zur Anlegung des Haufens bestimmten Platz
herum, ein jedes für sich. Sie machen dann die Erdlage, worauf der Haufen zu
stehen kommen soll, in der Mitte, und stellen sodann bei jedem Häufchen Menschen
mit Schaufeln, die zu gleicher Zeit die Materialien aufwerfen, wodurch diese um
so genauer untereinander kommen. Mergel, Moder, zerfallener Torf, Moos,
Baumlaub und Nadeln, Sägespäne, vegetabilische und thierische Abgänge u. s. f.,
werden auf die Weise und mehrentheils mit etwas zerfallenem Kalk, Asche, Ofenrust
vermengt, und dann frischer Mist dazwischen gelegt, oder aber die Materialien mit
Düngerjauche begossen. Der Kalk wird in dem Verhältnisse stärker oder schwächer
zugesetzt, je nachdem die Materialien schwerer oder leichter verweslich sind, am
meisten wenn solche darunter sind, die eine hervorstechende Säure enthalten, und da-
durch der Zersetzung widerstehen. Je mehr thierische Substanzen dazu kommen, um

Die Miſtduͤngung.
Haufen etwa 6 Fuß hoch ſchraͤg auflaufend aufgefuͤhrt iſt, wo er dann wieder mit
einer Erdlage bedeckt wird. Haͤufig wird dieſem Duͤngerhaufen aͤtzender Kalk zuge-
miſcht, der aber nicht in unmittelbarer Beruͤhrung mit dem Miſte kommen darf, weil
er ihn zu heftig und zu ſchnell zerſetzen wuͤrde, ſondern man legt ihm zwiſchen zwei
Lagen von Erde, oder aber zwiſchen die Erde und andere ſchwerer verweslichen Ma-
terien, wie Baumlaub und dergleichen. Iſt der hervorſtehende Rand mit der Duͤn-
gerjauche, die ſich zumahl bei regnigter Witterung aus dem Haufen herabzieht, durch-
drungen, ſo wird er abgeſtochen und uͤber den Haufen verbreitet.

So laͤßt man den Haufen in Gaͤhrungshitze kommen, und ſo lange ruhig ſtehen,
bis dieſe voͤllig voruͤber iſt. Erſt wenn ſie vollendet iſt, und man gar keine Waͤrme
inwendig mehr verſpuͤrt, wird der Haufen umgeſtochen, und zwar ſo wieder aufge-
ſetzt, daß das Obere zu unterſt, und das Aeußere, noch nicht vermoderte, inwendig
komme. Zu unterſt legt man dann wohl wieder eine Lage friſche Erde. Dieſe wie-
der aufgeſetzten Haufen macht man ſchmal, lang und dachfoͤrmig, weil man uͤber-
zeugt iſt, daß eine ſtaͤrkere Luftausſetzung die Qualitaͤt des Duͤngers verbeſſere, und
ſelbſt ſein Gewicht vermehre. Es geht hier ohne Zweifel eine ſtarke Salpetererzeu-
gung vor. Deshalb werden auch dieſe Haufen von denen, die große Aufmerkſamkeit
darauf wenden, zu wiederholtenmalen umgeſetzt, damit immer eine neue Lage an die
Luft komme.

b) Andere bringen die Materialien, beſonders wenn ſie deren eine große Man-
nigfaltigkeit haben, rund um einen zur Anlegung des Haufens beſtimmten Platz
herum, ein jedes fuͤr ſich. Sie machen dann die Erdlage, worauf der Haufen zu
ſtehen kommen ſoll, in der Mitte, und ſtellen ſodann bei jedem Haͤufchen Menſchen
mit Schaufeln, die zu gleicher Zeit die Materialien aufwerfen, wodurch dieſe um
ſo genauer untereinander kommen. Mergel, Moder, zerfallener Torf, Moos,
Baumlaub und Nadeln, Saͤgeſpaͤne, vegetabiliſche und thieriſche Abgaͤnge u. ſ. f.,
werden auf die Weiſe und mehrentheils mit etwas zerfallenem Kalk, Aſche, Ofenruſt
vermengt, und dann friſcher Miſt dazwiſchen gelegt, oder aber die Materialien mit
Duͤngerjauche begoſſen. Der Kalk wird in dem Verhaͤltniſſe ſtaͤrker oder ſchwaͤcher
zugeſetzt, je nachdem die Materialien ſchwerer oder leichter verweslich ſind, am
meiſten wenn ſolche darunter ſind, die eine hervorſtechende Saͤure enthalten, und da-
durch der Zerſetzung widerſtehen. Je mehr thieriſche Subſtanzen dazu kommen, um

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[206/0254] Die Miſtduͤngung. Haufen etwa 6 Fuß hoch ſchraͤg auflaufend aufgefuͤhrt iſt, wo er dann wieder mit einer Erdlage bedeckt wird. Haͤufig wird dieſem Duͤngerhaufen aͤtzender Kalk zuge- miſcht, der aber nicht in unmittelbarer Beruͤhrung mit dem Miſte kommen darf, weil er ihn zu heftig und zu ſchnell zerſetzen wuͤrde, ſondern man legt ihm zwiſchen zwei Lagen von Erde, oder aber zwiſchen die Erde und andere ſchwerer verweslichen Ma- terien, wie Baumlaub und dergleichen. Iſt der hervorſtehende Rand mit der Duͤn- gerjauche, die ſich zumahl bei regnigter Witterung aus dem Haufen herabzieht, durch- drungen, ſo wird er abgeſtochen und uͤber den Haufen verbreitet. So laͤßt man den Haufen in Gaͤhrungshitze kommen, und ſo lange ruhig ſtehen, bis dieſe voͤllig voruͤber iſt. Erſt wenn ſie vollendet iſt, und man gar keine Waͤrme inwendig mehr verſpuͤrt, wird der Haufen umgeſtochen, und zwar ſo wieder aufge- ſetzt, daß das Obere zu unterſt, und das Aeußere, noch nicht vermoderte, inwendig komme. Zu unterſt legt man dann wohl wieder eine Lage friſche Erde. Dieſe wie- der aufgeſetzten Haufen macht man ſchmal, lang und dachfoͤrmig, weil man uͤber- zeugt iſt, daß eine ſtaͤrkere Luftausſetzung die Qualitaͤt des Duͤngers verbeſſere, und ſelbſt ſein Gewicht vermehre. Es geht hier ohne Zweifel eine ſtarke Salpetererzeu- gung vor. Deshalb werden auch dieſe Haufen von denen, die große Aufmerkſamkeit darauf wenden, zu wiederholtenmalen umgeſetzt, damit immer eine neue Lage an die Luft komme. b) Andere bringen die Materialien, beſonders wenn ſie deren eine große Man- nigfaltigkeit haben, rund um einen zur Anlegung des Haufens beſtimmten Platz herum, ein jedes fuͤr ſich. Sie machen dann die Erdlage, worauf der Haufen zu ſtehen kommen ſoll, in der Mitte, und ſtellen ſodann bei jedem Haͤufchen Menſchen mit Schaufeln, die zu gleicher Zeit die Materialien aufwerfen, wodurch dieſe um ſo genauer untereinander kommen. Mergel, Moder, zerfallener Torf, Moos, Baumlaub und Nadeln, Saͤgeſpaͤne, vegetabiliſche und thieriſche Abgaͤnge u. ſ. f., werden auf die Weiſe und mehrentheils mit etwas zerfallenem Kalk, Aſche, Ofenruſt vermengt, und dann friſcher Miſt dazwiſchen gelegt, oder aber die Materialien mit Duͤngerjauche begoſſen. Der Kalk wird in dem Verhaͤltniſſe ſtaͤrker oder ſchwaͤcher zugeſetzt, je nachdem die Materialien ſchwerer oder leichter verweslich ſind, am meiſten wenn ſolche darunter ſind, die eine hervorſtechende Saͤure enthalten, und da- durch der Zerſetzung widerſtehen. Je mehr thieriſche Subſtanzen dazu kommen, um

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/254>, abgerufen am 26.04.2024.