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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Mineralische Düngungsmittel.

Sie wird zum Ueberstreuen der Wiesen vielleicht am häufigsten gebraucht, wo
sie statt des Mooses ein üppiges Gras und besonders das Hervortreiben der kleeartigen
Gewächse so schleunig als nachhaltend befördert.

Auf dem Acker aber ist sie nicht minder wirksam. Man muß sie nur, wie alle
diese Düngungsmittel, mit der Ackerkrume sorgfältig zu mengen suchen, und deshalb
zum ersten Male sehr flach unterpflügen, damit die Egge sie noch fassen könne. Sie
wird zu 18 bis 20 höchstens 30 Scheffeln auf den Morgen gebracht, und sorgfältig
ausgestreuet. Man bezahlt eine solche Düngung an einigen Orten gern mit fünf bis
acht Thalern, wogegen man sie an anderen Orten noch sehr wohlfeil haben kann. Die-
sen Werth kann sie jedoch nur da haben, wo der Boden durch Mistdüngung in Kraft
gesetzt ist. Auf einem ausgezehrten Boden würde sie der Erwartung nicht entsprechen.
Deshalb ist sie auch nur da in großen Ruf gekommen, wo sich der Acker in jenem
Zustande befindet. Ihre Wirkung ist alsdann auch nachhaltig, und man behauptet
sie auf 10 bis 12 Jahre zu verspüren, jedoch wohl nicht, wie Benekendorf sagt,
ohne weitere Mistdüngung.

§. 92.

Wo Holz in so großem Ueberflusse vorhanden ist, und so wenig Absatz findet,Escherey der
Potaschen-
Siedereien.

daß man es nicht vortheilhaster als zur Pottaschensiederei benutzen kann, bedient man
sich des Rückstandes, nachdem das Kali ausgelaugt worden, mit so großem Nutzen
zur Düngung, daß man diese manchmal als einen zureichend belohnenden Vortheil
der ganzen Anlage betrachtet. Man bringt sie auf ältere Aecker, oder man setzt da-
durch den abgeholzten und umgebrochenen Forstgrund um so schneller in Kraft.

Jede Haushaltung pflegt übrigens etwas ausgelaugte Holzasche zu haben.
Wäre es auch nur wenig, so verdient sie doch aufbewahrt und gehörig benutzt zu wer-
den. Wird sie, wie häufig geschieht, klumpweise auf den Misthaufen geworfen, so
kommt sie wenig zu Nutzen, indem die Asche durchaus dünn vertheilt seyn muß, wenn
sie eine gute Wirkung thun soll; zusammengehäuft aber gerade den Fleck unfruchtbar
macht, worauf sie fällt.

§. 93.

Die Torfasche ist nicht nur von der Holzasche sehr verschieden, indem man inDie Torf-
asche.

allen mir bekannten Untersuchungen gar kein freies Kali und nur sehr wenig neutrali-
sirtes darin gefunden hat; sondern ihre Bestandtheile weichen auch in den verschiedenen
Torfarten auffallend von einander ab. Der Kalk ist ihr überwiegender Bestandtheil,
vorausgesetzt, daß der Torf nicht vielen Sand eingemengt enthielt. Der Kalk befindet

Mineraliſche Duͤngungsmittel.

Sie wird zum Ueberſtreuen der Wieſen vielleicht am haͤufigſten gebraucht, wo
ſie ſtatt des Mooſes ein uͤppiges Gras und beſonders das Hervortreiben der kleeartigen
Gewaͤchſe ſo ſchleunig als nachhaltend befoͤrdert.

Auf dem Acker aber iſt ſie nicht minder wirkſam. Man muß ſie nur, wie alle
dieſe Duͤngungsmittel, mit der Ackerkrume ſorgfaͤltig zu mengen ſuchen, und deshalb
zum erſten Male ſehr flach unterpfluͤgen, damit die Egge ſie noch faſſen koͤnne. Sie
wird zu 18 bis 20 hoͤchſtens 30 Scheffeln auf den Morgen gebracht, und ſorgfaͤltig
ausgeſtreuet. Man bezahlt eine ſolche Duͤngung an einigen Orten gern mit fuͤnf bis
acht Thalern, wogegen man ſie an anderen Orten noch ſehr wohlfeil haben kann. Die-
ſen Werth kann ſie jedoch nur da haben, wo der Boden durch Miſtduͤngung in Kraft
geſetzt iſt. Auf einem ausgezehrten Boden wuͤrde ſie der Erwartung nicht entſprechen.
Deshalb iſt ſie auch nur da in großen Ruf gekommen, wo ſich der Acker in jenem
Zuſtande befindet. Ihre Wirkung iſt alsdann auch nachhaltig, und man behauptet
ſie auf 10 bis 12 Jahre zu verſpuͤren, jedoch wohl nicht, wie Benekendorf ſagt,
ohne weitere Miſtduͤngung.

§. 92.

Wo Holz in ſo großem Ueberfluſſe vorhanden iſt, und ſo wenig Abſatz findet,Eſcherey der
Potaſchen-
Siedereien.

daß man es nicht vortheilhaſter als zur Pottaſchenſiederei benutzen kann, bedient man
ſich des Ruͤckſtandes, nachdem das Kali ausgelaugt worden, mit ſo großem Nutzen
zur Duͤngung, daß man dieſe manchmal als einen zureichend belohnenden Vortheil
der ganzen Anlage betrachtet. Man bringt ſie auf aͤltere Aecker, oder man ſetzt da-
durch den abgeholzten und umgebrochenen Forſtgrund um ſo ſchneller in Kraft.

Jede Haushaltung pflegt uͤbrigens etwas ausgelaugte Holzaſche zu haben.
Waͤre es auch nur wenig, ſo verdient ſie doch aufbewahrt und gehoͤrig benutzt zu wer-
den. Wird ſie, wie haͤufig geſchieht, klumpweiſe auf den Miſthaufen geworfen, ſo
kommt ſie wenig zu Nutzen, indem die Aſche durchaus duͤnn vertheilt ſeyn muß, wenn
ſie eine gute Wirkung thun ſoll; zuſammengehaͤuft aber gerade den Fleck unfruchtbar
macht, worauf ſie faͤllt.

§. 93.

Die Torfaſche iſt nicht nur von der Holzaſche ſehr verſchieden, indem man inDie Torf-
aſche.

allen mir bekannten Unterſuchungen gar kein freies Kali und nur ſehr wenig neutrali-
ſirtes darin gefunden hat; ſondern ihre Beſtandtheile weichen auch in den verſchiedenen
Torfarten auffallend von einander ab. Der Kalk iſt ihr uͤberwiegender Beſtandtheil,
vorausgeſetzt, daß der Torf nicht vielen Sand eingemengt enthielt. Der Kalk befindet

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[269/0317] Mineraliſche Duͤngungsmittel. Sie wird zum Ueberſtreuen der Wieſen vielleicht am haͤufigſten gebraucht, wo ſie ſtatt des Mooſes ein uͤppiges Gras und beſonders das Hervortreiben der kleeartigen Gewaͤchſe ſo ſchleunig als nachhaltend befoͤrdert. Auf dem Acker aber iſt ſie nicht minder wirkſam. Man muß ſie nur, wie alle dieſe Duͤngungsmittel, mit der Ackerkrume ſorgfaͤltig zu mengen ſuchen, und deshalb zum erſten Male ſehr flach unterpfluͤgen, damit die Egge ſie noch faſſen koͤnne. Sie wird zu 18 bis 20 hoͤchſtens 30 Scheffeln auf den Morgen gebracht, und ſorgfaͤltig ausgeſtreuet. Man bezahlt eine ſolche Duͤngung an einigen Orten gern mit fuͤnf bis acht Thalern, wogegen man ſie an anderen Orten noch ſehr wohlfeil haben kann. Die- ſen Werth kann ſie jedoch nur da haben, wo der Boden durch Miſtduͤngung in Kraft geſetzt iſt. Auf einem ausgezehrten Boden wuͤrde ſie der Erwartung nicht entſprechen. Deshalb iſt ſie auch nur da in großen Ruf gekommen, wo ſich der Acker in jenem Zuſtande befindet. Ihre Wirkung iſt alsdann auch nachhaltig, und man behauptet ſie auf 10 bis 12 Jahre zu verſpuͤren, jedoch wohl nicht, wie Benekendorf ſagt, ohne weitere Miſtduͤngung. §. 92. Wo Holz in ſo großem Ueberfluſſe vorhanden iſt, und ſo wenig Abſatz findet, daß man es nicht vortheilhaſter als zur Pottaſchenſiederei benutzen kann, bedient man ſich des Ruͤckſtandes, nachdem das Kali ausgelaugt worden, mit ſo großem Nutzen zur Duͤngung, daß man dieſe manchmal als einen zureichend belohnenden Vortheil der ganzen Anlage betrachtet. Man bringt ſie auf aͤltere Aecker, oder man ſetzt da- durch den abgeholzten und umgebrochenen Forſtgrund um ſo ſchneller in Kraft. Eſcherey der Potaſchen- Siedereien. Jede Haushaltung pflegt uͤbrigens etwas ausgelaugte Holzaſche zu haben. Waͤre es auch nur wenig, ſo verdient ſie doch aufbewahrt und gehoͤrig benutzt zu wer- den. Wird ſie, wie haͤufig geſchieht, klumpweiſe auf den Miſthaufen geworfen, ſo kommt ſie wenig zu Nutzen, indem die Aſche durchaus duͤnn vertheilt ſeyn muß, wenn ſie eine gute Wirkung thun ſoll; zuſammengehaͤuft aber gerade den Fleck unfruchtbar macht, worauf ſie faͤllt. §. 93. Die Torfaſche iſt nicht nur von der Holzaſche ſehr verſchieden, indem man in allen mir bekannten Unterſuchungen gar kein freies Kali und nur ſehr wenig neutrali- ſirtes darin gefunden hat; ſondern ihre Beſtandtheile weichen auch in den verſchiedenen Torfarten auffallend von einander ab. Der Kalk iſt ihr uͤberwiegender Beſtandtheil, vorausgeſetzt, daß der Torf nicht vielen Sand eingemengt enthielt. Der Kalk befindet Die Torf- aſche.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/317>, abgerufen am 26.04.2024.