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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Arbeit der Beackerung.
wir auch, daß sie Kohlenstoff enthielt. Allein diese Fruchtbarkeit ward immer sehr
schnell erschöpft, und wenn man nicht eilte, ihr mit starkem Dünger zu Hülfe zu kom-
men, so ward sie nach ein oder zwei Früchten ganz unfruchtbar, und konnte dann
kaum durch wiederholte starke Düngung zu einer guten vegetabilischen Erde gemacht
werden. Manchmal hat das Rajolen aber auch gleich vom Anfange an eine schlechte
Wirkung gethan, und man hat etwa nur solche Gewächse darauf bauen können, die
mit ihren Pfahlwurzeln sehr tief eindringen, bevor man sie nicht durch wiederholtes
Düngen und lange Luftaussetzung fruchtbar machte.

Diese Befruchtung nahrungsloser Erde mit nährenden Stoffen ist aber auf grö-
ßern Flecken ein schweres Unternehmen, und kann unter den gewöhnlichen Wirth-
schaftsverhältnissen, ohne fremden Düngerzufluß, nicht anders als auf Kosten aller
übrigen Felder bewirkt werden. Man muß wenigstens den Werth des Ertrages
einer weit größern Fläche mehrere Jahre aufopfern, um auf diese Weise den Werth
einer kleinern Fläche zu vermehren. Es mag der Fälle viele geben, wo der Grund-
werth des Bodens hierdurch mehr gewinnt, als der Eigenthümer am Ertrage auf-
opfert. Diese Aufopferung ist aber die Sache weniger Ackerbauer.

Nur dann erst, wenn, durch ein vorzügliches auf die Bereicherung der Dün-
germasse einer Wirthschaft abzweckendes System, ein solcher Ueberfluß des Düngers
in einer Wirthschaft entstanden ist, daß er nicht mit Vortheil zur größern Bereiche-
rung der bisherigen Ackerkrume verwandt werden kann, wird es vortheilhaft, die Ver-
tiefung des Bodens vorzunehmen.

§. 163.

Es giebt der Fälle also mehrere, wo man bei einer sehr seichten Krume bleibenDas flache
Pflügen.

muß, und an eine Vertiefung des Bodens vorerst gar nicht denken darf. Diejenigen,
wo es die Natur des Untergrundes durchaus nicht gestattet, verstehen sich von selbst.
Außerdem aber

a) wo sich nur eine dünne Lage humushaltiger Erde vermittelst der Grasnarbe
erzeugt hat, unter derselben aber, scharf abgeschnitten, ein ganz unfruchtbarer, roher
Boden -- es sey Sand oder Thon -- lieget, und dem Acker nicht mehr Dünger
gegeben werden kann, als gerade diese dünne Lage in Kraft zu erhalten vermag; ja
wo man auf die Wiedererzeugung der Grasnarbe beim Dreeschliegen zur Wiedererzeu-
gung der Fruchtbarkeit vorzüglich rechnen muß. Hier ist es rathsamer, die wenige

Die Arbeit der Beackerung.
wir auch, daß ſie Kohlenſtoff enthielt. Allein dieſe Fruchtbarkeit ward immer ſehr
ſchnell erſchoͤpft, und wenn man nicht eilte, ihr mit ſtarkem Duͤnger zu Huͤlfe zu kom-
men, ſo ward ſie nach ein oder zwei Fruͤchten ganz unfruchtbar, und konnte dann
kaum durch wiederholte ſtarke Duͤngung zu einer guten vegetabiliſchen Erde gemacht
werden. Manchmal hat das Rajolen aber auch gleich vom Anfange an eine ſchlechte
Wirkung gethan, und man hat etwa nur ſolche Gewaͤchſe darauf bauen koͤnnen, die
mit ihren Pfahlwurzeln ſehr tief eindringen, bevor man ſie nicht durch wiederholtes
Duͤngen und lange Luftausſetzung fruchtbar machte.

Dieſe Befruchtung nahrungsloſer Erde mit naͤhrenden Stoffen iſt aber auf groͤ-
ßern Flecken ein ſchweres Unternehmen, und kann unter den gewoͤhnlichen Wirth-
ſchaftsverhaͤltniſſen, ohne fremden Duͤngerzufluß, nicht anders als auf Koſten aller
uͤbrigen Felder bewirkt werden. Man muß wenigſtens den Werth des Ertrages
einer weit groͤßern Flaͤche mehrere Jahre aufopfern, um auf dieſe Weiſe den Werth
einer kleinern Flaͤche zu vermehren. Es mag der Faͤlle viele geben, wo der Grund-
werth des Bodens hierdurch mehr gewinnt, als der Eigenthuͤmer am Ertrage auf-
opfert. Dieſe Aufopferung iſt aber die Sache weniger Ackerbauer.

Nur dann erſt, wenn, durch ein vorzuͤgliches auf die Bereicherung der Duͤn-
germaſſe einer Wirthſchaft abzweckendes Syſtem, ein ſolcher Ueberfluß des Duͤngers
in einer Wirthſchaft entſtanden iſt, daß er nicht mit Vortheil zur groͤßern Bereiche-
rung der bisherigen Ackerkrume verwandt werden kann, wird es vortheilhaft, die Ver-
tiefung des Bodens vorzunehmen.

§. 163.

Es giebt der Faͤlle alſo mehrere, wo man bei einer ſehr ſeichten Krume bleibenDas flache
Pfluͤgen.

muß, und an eine Vertiefung des Bodens vorerſt gar nicht denken darf. Diejenigen,
wo es die Natur des Untergrundes durchaus nicht geſtattet, verſtehen ſich von ſelbſt.
Außerdem aber

a) wo ſich nur eine duͤnne Lage humushaltiger Erde vermittelſt der Grasnarbe
erzeugt hat, unter derſelben aber, ſcharf abgeſchnitten, ein ganz unfruchtbarer, roher
Boden — es ſey Sand oder Thon — lieget, und dem Acker nicht mehr Duͤnger
gegeben werden kann, als gerade dieſe duͤnne Lage in Kraft zu erhalten vermag; ja
wo man auf die Wiedererzeugung der Grasnarbe beim Dreeſchliegen zur Wiedererzeu-
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[87/0109] Die Arbeit der Beackerung. wir auch, daß ſie Kohlenſtoff enthielt. Allein dieſe Fruchtbarkeit ward immer ſehr ſchnell erſchoͤpft, und wenn man nicht eilte, ihr mit ſtarkem Duͤnger zu Huͤlfe zu kom- men, ſo ward ſie nach ein oder zwei Fruͤchten ganz unfruchtbar, und konnte dann kaum durch wiederholte ſtarke Duͤngung zu einer guten vegetabiliſchen Erde gemacht werden. Manchmal hat das Rajolen aber auch gleich vom Anfange an eine ſchlechte Wirkung gethan, und man hat etwa nur ſolche Gewaͤchſe darauf bauen koͤnnen, die mit ihren Pfahlwurzeln ſehr tief eindringen, bevor man ſie nicht durch wiederholtes Duͤngen und lange Luftausſetzung fruchtbar machte. Dieſe Befruchtung nahrungsloſer Erde mit naͤhrenden Stoffen iſt aber auf groͤ- ßern Flecken ein ſchweres Unternehmen, und kann unter den gewoͤhnlichen Wirth- ſchaftsverhaͤltniſſen, ohne fremden Duͤngerzufluß, nicht anders als auf Koſten aller uͤbrigen Felder bewirkt werden. Man muß wenigſtens den Werth des Ertrages einer weit groͤßern Flaͤche mehrere Jahre aufopfern, um auf dieſe Weiſe den Werth einer kleinern Flaͤche zu vermehren. Es mag der Faͤlle viele geben, wo der Grund- werth des Bodens hierdurch mehr gewinnt, als der Eigenthuͤmer am Ertrage auf- opfert. Dieſe Aufopferung iſt aber die Sache weniger Ackerbauer. Nur dann erſt, wenn, durch ein vorzuͤgliches auf die Bereicherung der Duͤn- germaſſe einer Wirthſchaft abzweckendes Syſtem, ein ſolcher Ueberfluß des Duͤngers in einer Wirthſchaft entſtanden iſt, daß er nicht mit Vortheil zur groͤßern Bereiche- rung der bisherigen Ackerkrume verwandt werden kann, wird es vortheilhaft, die Ver- tiefung des Bodens vorzunehmen. §. 163. Es giebt der Faͤlle alſo mehrere, wo man bei einer ſehr ſeichten Krume bleiben muß, und an eine Vertiefung des Bodens vorerſt gar nicht denken darf. Diejenigen, wo es die Natur des Untergrundes durchaus nicht geſtattet, verſtehen ſich von ſelbſt. Außerdem aber Das flache Pfluͤgen. a) wo ſich nur eine duͤnne Lage humushaltiger Erde vermittelſt der Grasnarbe erzeugt hat, unter derſelben aber, ſcharf abgeſchnitten, ein ganz unfruchtbarer, roher Boden — es ſey Sand oder Thon — lieget, und dem Acker nicht mehr Duͤnger gegeben werden kann, als gerade dieſe duͤnne Lage in Kraft zu erhalten vermag; ja wo man auf die Wiedererzeugung der Grasnarbe beim Dreeſchliegen zur Wiedererzeu- gung der Fruchtbarkeit vorzuͤglich rechnen muß. Hier iſt es rathſamer, die wenige

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/109>, abgerufen am 26.04.2024.