Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Arbeit der Beackerung.
die ganze Bestellungszeit. Die Wechselwirkung zwischen Erde und Dünger geht
dann am lebhaftesten vor sich; das Wurzel- und Saamen-Unkraut wird am wirksam-
sten zerstört. Bei einer sehr nassen kalten Witterung wird dieses bei weitem minder
erreicht. Es kömmt daher sehr darauf an, daß man sich nicht damit verspäte, und
die wärmsten Tage recht benutze.

Tritt nach dieser gegebenen Fahre regnigte Witterung ein, und erlauben es dann
die Kräfte der Wirthschaft, so wird auf jedem lehmigen Boden ein zweites Rühren
sich sehr reichlich durch eine dauernde Verbesserung des Bodens und vorzüglichere
Ernten belohnen. Wo man den Haaken braucht, ziehet man dann damit wieder in
einer andern Richtung, mehrentheils schräg, um so besser alle Erdtheile zu treffen.
Mit dem Pfluge geht es nicht so gut, der Wendungen wegen.

§. 176.

Die Saatfurche endlich wird in der Regel mit dem Pfluge oder mit dem HaakenDie Saat-
furche.

zur vollen Tiefe gegeben; es sey denn, daß man die Saat, wie zuweilen beim Wei-
zen, selten beim Rocken geschehen darf, unterpflügen wollte. Sie wird schmal und
mit möglichster Vorsicht bearbeitet. Haben die Pflugstreifen, nachdem sie eine ge-
hörige Zeit gelegen haben -- welches man bei der Saatfurche immer nützlich gefun-
den hat -- noch zu starke Hervorragungen, so wird zuvor mit der Egge einmal leicht
überzogen, was man vorziehen nennt, damit die Saat nicht zu tief in die Rillen falle,
und Reihenweise zu stehen komme, welches immer ein Fehler ist. Doch findet dies
wohl nur bei mangelhaft bearbeitetem Acker statt. Alsdann wird die Saat kräftig,
wo nicht in die Runde, doch in die Quer eingeegget. Ob man sich zu dieser Fahre
besser des Pfluges oder des Haakens bediene, darüber sind die Meinungen noch un-
eins. Mir scheint auch hier der Haaken Vorzüge zu haben, indem das reihenweise
Stehen der Saat dabei weniger zu besorgen ist, wenn man anders das Auftreten des
Zugviehes auf das gepflügte Land verhindert.

§. 177.

Wenn die Wendefahre zu gehöriger Tiefe gegeben ist, so kann man sich zu denGebrauch des
Exstirpators
zu den Ruhr-
furchen.

Ruhrfurchen mit großer Ersparung der Arbeit des Exstirpators bedienen, und diese
Bearbeitung hat auf allen nicht gar zu zähen Boden noch entschiedene Vortheile.
Wegen der Schnelligkeit, womit sie von Statten geht, kann man die gerechte Witte-
rung weit besser wahrnehmen. Man bewirkt dadurch eine vollkommene Zertrümme-

N 2

Die Arbeit der Beackerung.
die ganze Beſtellungszeit. Die Wechſelwirkung zwiſchen Erde und Duͤnger geht
dann am lebhafteſten vor ſich; das Wurzel- und Saamen-Unkraut wird am wirkſam-
ſten zerſtoͤrt. Bei einer ſehr naſſen kalten Witterung wird dieſes bei weitem minder
erreicht. Es koͤmmt daher ſehr darauf an, daß man ſich nicht damit verſpaͤte, und
die waͤrmſten Tage recht benutze.

Tritt nach dieſer gegebenen Fahre regnigte Witterung ein, und erlauben es dann
die Kraͤfte der Wirthſchaft, ſo wird auf jedem lehmigen Boden ein zweites Ruͤhren
ſich ſehr reichlich durch eine dauernde Verbeſſerung des Bodens und vorzuͤglichere
Ernten belohnen. Wo man den Haaken braucht, ziehet man dann damit wieder in
einer andern Richtung, mehrentheils ſchraͤg, um ſo beſſer alle Erdtheile zu treffen.
Mit dem Pfluge geht es nicht ſo gut, der Wendungen wegen.

§. 176.

Die Saatfurche endlich wird in der Regel mit dem Pfluge oder mit dem HaakenDie Saat-
furche.

zur vollen Tiefe gegeben; es ſey denn, daß man die Saat, wie zuweilen beim Wei-
zen, ſelten beim Rocken geſchehen darf, unterpfluͤgen wollte. Sie wird ſchmal und
mit moͤglichſter Vorſicht bearbeitet. Haben die Pflugſtreifen, nachdem ſie eine ge-
hoͤrige Zeit gelegen haben — welches man bei der Saatfurche immer nuͤtzlich gefun-
den hat — noch zu ſtarke Hervorragungen, ſo wird zuvor mit der Egge einmal leicht
uͤberzogen, was man vorziehen nennt, damit die Saat nicht zu tief in die Rillen falle,
und Reihenweiſe zu ſtehen komme, welches immer ein Fehler iſt. Doch findet dies
wohl nur bei mangelhaft bearbeitetem Acker ſtatt. Alsdann wird die Saat kraͤftig,
wo nicht in die Runde, doch in die Quer eingeegget. Ob man ſich zu dieſer Fahre
beſſer des Pfluges oder des Haakens bediene, daruͤber ſind die Meinungen noch un-
eins. Mir ſcheint auch hier der Haaken Vorzuͤge zu haben, indem das reihenweiſe
Stehen der Saat dabei weniger zu beſorgen iſt, wenn man anders das Auftreten des
Zugviehes auf das gepfluͤgte Land verhindert.

§. 177.

Wenn die Wendefahre zu gehoͤriger Tiefe gegeben iſt, ſo kann man ſich zu denGebrauch des
Exſtirpators
zu den Ruhr-
furchen.

Ruhrfurchen mit großer Erſparung der Arbeit des Exſtirpators bedienen, und dieſe
Bearbeitung hat auf allen nicht gar zu zaͤhen Boden noch entſchiedene Vortheile.
Wegen der Schnelligkeit, womit ſie von Statten geht, kann man die gerechte Witte-
rung weit beſſer wahrnehmen. Man bewirkt dadurch eine vollkommene Zertruͤmme-

N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0121" n="99"/><fw place="top" type="header">Die Arbeit der Beackerung.</fw><lb/>
die ganze Be&#x017F;tellungszeit. Die Wech&#x017F;elwirkung zwi&#x017F;chen Erde und Du&#x0364;nger geht<lb/>
dann am lebhafte&#x017F;ten vor &#x017F;ich; das Wurzel- und Saamen-Unkraut wird am wirk&#x017F;am-<lb/>
&#x017F;ten zer&#x017F;to&#x0364;rt. Bei einer &#x017F;ehr na&#x017F;&#x017F;en kalten Witterung wird die&#x017F;es bei weitem minder<lb/>
erreicht. Es ko&#x0364;mmt daher &#x017F;ehr darauf an, daß man &#x017F;ich nicht damit ver&#x017F;pa&#x0364;te, und<lb/>
die wa&#x0364;rm&#x017F;ten Tage recht benutze.</p><lb/>
              <p>Tritt nach die&#x017F;er gegebenen Fahre regnigte Witterung ein, und erlauben es dann<lb/>
die Kra&#x0364;fte der Wirth&#x017F;chaft, &#x017F;o wird auf jedem lehmigen Boden ein zweites Ru&#x0364;hren<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;ehr reichlich durch eine dauernde Verbe&#x017F;&#x017F;erung des Bodens und vorzu&#x0364;glichere<lb/>
Ernten belohnen. Wo man den Haaken braucht, ziehet man dann damit wieder in<lb/>
einer andern Richtung, mehrentheils &#x017F;chra&#x0364;g, um &#x017F;o be&#x017F;&#x017F;er alle Erdtheile zu treffen.<lb/>
Mit dem Pfluge geht es nicht &#x017F;o gut, der Wendungen wegen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 176.</head><lb/>
              <p>Die Saatfurche endlich wird in der Regel mit dem Pfluge oder mit dem Haaken<note place="right">Die Saat-<lb/>
furche.</note><lb/>
zur vollen Tiefe gegeben; es &#x017F;ey denn, daß man die Saat, wie zuweilen beim Wei-<lb/>
zen, &#x017F;elten beim Rocken ge&#x017F;chehen darf, unterpflu&#x0364;gen wollte. Sie wird &#x017F;chmal und<lb/>
mit mo&#x0364;glich&#x017F;ter Vor&#x017F;icht bearbeitet. Haben die Pflug&#x017F;treifen, nachdem &#x017F;ie eine ge-<lb/>
ho&#x0364;rige Zeit gelegen haben &#x2014; welches man bei der Saatfurche immer nu&#x0364;tzlich gefun-<lb/>
den hat &#x2014; noch zu &#x017F;tarke Hervorragungen, &#x017F;o wird zuvor mit der Egge einmal leicht<lb/>
u&#x0364;berzogen, was man vorziehen nennt, damit die Saat nicht zu tief in die Rillen falle,<lb/>
und Reihenwei&#x017F;e zu &#x017F;tehen komme, welches immer ein Fehler i&#x017F;t. Doch findet dies<lb/>
wohl nur bei mangelhaft bearbeitetem Acker &#x017F;tatt. Alsdann wird die Saat kra&#x0364;ftig,<lb/>
wo nicht in die Runde, doch in die Quer eingeegget. Ob man &#x017F;ich zu die&#x017F;er Fahre<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er des Pfluges oder des Haakens bediene, daru&#x0364;ber &#x017F;ind die Meinungen noch un-<lb/>
eins. Mir &#x017F;cheint auch hier der Haaken Vorzu&#x0364;ge zu haben, indem das reihenwei&#x017F;e<lb/>
Stehen der Saat dabei weniger zu be&#x017F;orgen i&#x017F;t, wenn man anders das Auftreten des<lb/>
Zugviehes auf das gepflu&#x0364;gte Land verhindert.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 177.</head><lb/>
              <p>Wenn die Wendefahre zu geho&#x0364;riger Tiefe gegeben i&#x017F;t, &#x017F;o kann man &#x017F;ich zu den<note place="right">Gebrauch des<lb/>
Ex&#x017F;tirpators<lb/>
zu den Ruhr-<lb/>
furchen.</note><lb/>
Ruhrfurchen mit großer Er&#x017F;parung der Arbeit des Ex&#x017F;tirpators bedienen, und die&#x017F;e<lb/>
Bearbeitung hat auf allen nicht gar zu za&#x0364;hen Boden noch ent&#x017F;chiedene Vortheile.<lb/>
Wegen der Schnelligkeit, womit &#x017F;ie von Statten geht, kann man die gerechte Witte-<lb/>
rung weit be&#x017F;&#x017F;er wahrnehmen. Man bewirkt dadurch eine vollkommene Zertru&#x0364;mme-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0121] Die Arbeit der Beackerung. die ganze Beſtellungszeit. Die Wechſelwirkung zwiſchen Erde und Duͤnger geht dann am lebhafteſten vor ſich; das Wurzel- und Saamen-Unkraut wird am wirkſam- ſten zerſtoͤrt. Bei einer ſehr naſſen kalten Witterung wird dieſes bei weitem minder erreicht. Es koͤmmt daher ſehr darauf an, daß man ſich nicht damit verſpaͤte, und die waͤrmſten Tage recht benutze. Tritt nach dieſer gegebenen Fahre regnigte Witterung ein, und erlauben es dann die Kraͤfte der Wirthſchaft, ſo wird auf jedem lehmigen Boden ein zweites Ruͤhren ſich ſehr reichlich durch eine dauernde Verbeſſerung des Bodens und vorzuͤglichere Ernten belohnen. Wo man den Haaken braucht, ziehet man dann damit wieder in einer andern Richtung, mehrentheils ſchraͤg, um ſo beſſer alle Erdtheile zu treffen. Mit dem Pfluge geht es nicht ſo gut, der Wendungen wegen. §. 176. Die Saatfurche endlich wird in der Regel mit dem Pfluge oder mit dem Haaken zur vollen Tiefe gegeben; es ſey denn, daß man die Saat, wie zuweilen beim Wei- zen, ſelten beim Rocken geſchehen darf, unterpfluͤgen wollte. Sie wird ſchmal und mit moͤglichſter Vorſicht bearbeitet. Haben die Pflugſtreifen, nachdem ſie eine ge- hoͤrige Zeit gelegen haben — welches man bei der Saatfurche immer nuͤtzlich gefun- den hat — noch zu ſtarke Hervorragungen, ſo wird zuvor mit der Egge einmal leicht uͤberzogen, was man vorziehen nennt, damit die Saat nicht zu tief in die Rillen falle, und Reihenweiſe zu ſtehen komme, welches immer ein Fehler iſt. Doch findet dies wohl nur bei mangelhaft bearbeitetem Acker ſtatt. Alsdann wird die Saat kraͤftig, wo nicht in die Runde, doch in die Quer eingeegget. Ob man ſich zu dieſer Fahre beſſer des Pfluges oder des Haakens bediene, daruͤber ſind die Meinungen noch un- eins. Mir ſcheint auch hier der Haaken Vorzuͤge zu haben, indem das reihenweiſe Stehen der Saat dabei weniger zu beſorgen iſt, wenn man anders das Auftreten des Zugviehes auf das gepfluͤgte Land verhindert. Die Saat- furche. §. 177. Wenn die Wendefahre zu gehoͤriger Tiefe gegeben iſt, ſo kann man ſich zu den Ruhrfurchen mit großer Erſparung der Arbeit des Exſtirpators bedienen, und dieſe Bearbeitung hat auf allen nicht gar zu zaͤhen Boden noch entſchiedene Vortheile. Wegen der Schnelligkeit, womit ſie von Statten geht, kann man die gerechte Witte- rung weit beſſer wahrnehmen. Man bewirkt dadurch eine vollkommene Zertruͤmme- Gebrauch des Exſtirpators zu den Ruhr- furchen. N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/121
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/121>, abgerufen am 26.04.2024.