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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Heuernte.
keinen Anfang von Gährung. Um solches Heu zu bereiten, wird eine verhältnißmä-
ßig große Zahl von Personen erfordert. Wenn man aber diese herbeischaffen kann
und die Witterung nicht ungünstig ist, so gewinnt man an der Zeit, was man an der
Kraft zusetzt, und die Kosten werden sich wenig höher belaufen, als bei der nachlässi-
gern Heubereitung.

Andre lassen das gemähete Gras zwei auch drei Tage unangerührt in Schwaden
liegen, bevor sie es zu bearbeiten anfangen. Sie ersparen dadurch allerdings einige
Arbeit, indem das Heu, welches im Schwade schon abgestorben ist, leichter trocknet.
Allein so grün bleibt es nicht.

§. 351.

Das Heuma-
chen bei un-
günstiger
Witterung.
Bei regnigter, feuchter und sehr unsicherer Witterung muß man auf jene schnelle
Heubereitung Verzicht leisten. Hier kommt es darauf an, das Heu möglichst zusam-
menzuhalten, damit es von der Nässe nicht ausgezogen werde, dabei aber doch durch
Luftung und Umsetzung in trockneren Stunden zu verhüten, daß es nicht in Gäh-
rung gerathe.

So lange das Gras noch grün ist, seine eigenen Säfte und gewissermaßen sein
Leben noch hat, schadet ihm die Nässe von oben nicht leicht, und wenn nach dem Mä-
hen ein Regen einfällt, oder wenn man selbst beim Regen in Erwartung besserer Tage
gemähet hat, so läßt man dieses Gras unangerührt in den Schwaden liegen, bis die
Witterung besser wird. Man lockert es nur mit dem Harkenstiel etwas auf, wenn es
durch die Nässe zusammengedrückt ist, und so kann es sich lange unverdorben halten,
wenn es nur nicht im stauenden Wasser liegt. Aus Niederungen muß es, wo mög-
lich, auf höhere Plätze geschafft werden. Nachtheiliger ist der Regen dem schon abge-
storbenen und halb trockenen Heu. Hier zieht die Nässe die kräftigen Theile wirklich
aus. Deshalb muß man vor allem verhüten, daß der Regen kein ausgebreitetes
Heu treffe, sondern bei einem drohenden Regenschauer alles herbeiziehen, um den
trockensten Theil in Haufen zu setzen. Wenn es in Haufen steht, kann es schon einen
anhaltenden Regen aushalten, ohne beträchtlich dadurch zu verlieren, besonders wenn
es nicht warm dabei ist. Es wird dann nur das obenliegende verbleicht und ausge-
laugt, das innere bleibt grün und in Kraft, und wenn es dann an einem trockenen
Tage gestreuet wird, so reicht dieser oft hin, um es sogleich in Ladeschober bringen zu
können, falls man Fortdauer des Regens besorgen müßte.


Die Heuernte.
keinen Anfang von Gaͤhrung. Um ſolches Heu zu bereiten, wird eine verhaͤltnißmaͤ-
ßig große Zahl von Perſonen erfordert. Wenn man aber dieſe herbeiſchaffen kann
und die Witterung nicht unguͤnſtig iſt, ſo gewinnt man an der Zeit, was man an der
Kraft zuſetzt, und die Koſten werden ſich wenig hoͤher belaufen, als bei der nachlaͤſſi-
gern Heubereitung.

Andre laſſen das gemaͤhete Gras zwei auch drei Tage unangeruͤhrt in Schwaden
liegen, bevor ſie es zu bearbeiten anfangen. Sie erſparen dadurch allerdings einige
Arbeit, indem das Heu, welches im Schwade ſchon abgeſtorben iſt, leichter trocknet.
Allein ſo gruͤn bleibt es nicht.

§. 351.

Das Heuma-
chen bei un-
guͤnſtiger
Witterung.
Bei regnigter, feuchter und ſehr unſicherer Witterung muß man auf jene ſchnelle
Heubereitung Verzicht leiſten. Hier kommt es darauf an, das Heu moͤglichſt zuſam-
menzuhalten, damit es von der Naͤſſe nicht ausgezogen werde, dabei aber doch durch
Luftung und Umſetzung in trockneren Stunden zu verhuͤten, daß es nicht in Gaͤh-
rung gerathe.

So lange das Gras noch gruͤn iſt, ſeine eigenen Saͤfte und gewiſſermaßen ſein
Leben noch hat, ſchadet ihm die Naͤſſe von oben nicht leicht, und wenn nach dem Maͤ-
hen ein Regen einfaͤllt, oder wenn man ſelbſt beim Regen in Erwartung beſſerer Tage
gemaͤhet hat, ſo laͤßt man dieſes Gras unangeruͤhrt in den Schwaden liegen, bis die
Witterung beſſer wird. Man lockert es nur mit dem Harkenſtiel etwas auf, wenn es
durch die Naͤſſe zuſammengedruͤckt iſt, und ſo kann es ſich lange unverdorben halten,
wenn es nur nicht im ſtauenden Waſſer liegt. Aus Niederungen muß es, wo moͤg-
lich, auf hoͤhere Plaͤtze geſchafft werden. Nachtheiliger iſt der Regen dem ſchon abge-
ſtorbenen und halb trockenen Heu. Hier zieht die Naͤſſe die kraͤftigen Theile wirklich
aus. Deshalb muß man vor allem verhuͤten, daß der Regen kein ausgebreitetes
Heu treffe, ſondern bei einem drohenden Regenſchauer alles herbeiziehen, um den
trockenſten Theil in Haufen zu ſetzen. Wenn es in Haufen ſteht, kann es ſchon einen
anhaltenden Regen aushalten, ohne betraͤchtlich dadurch zu verlieren, beſonders wenn
es nicht warm dabei iſt. Es wird dann nur das obenliegende verbleicht und ausge-
laugt, das innere bleibt gruͤn und in Kraft, und wenn es dann an einem trockenen
Tage geſtreuet wird, ſo reicht dieſer oft hin, um es ſogleich in Ladeſchober bringen zu
koͤnnen, falls man Fortdauer des Regens beſorgen muͤßte.


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[262/0284] Die Heuernte. keinen Anfang von Gaͤhrung. Um ſolches Heu zu bereiten, wird eine verhaͤltnißmaͤ- ßig große Zahl von Perſonen erfordert. Wenn man aber dieſe herbeiſchaffen kann und die Witterung nicht unguͤnſtig iſt, ſo gewinnt man an der Zeit, was man an der Kraft zuſetzt, und die Koſten werden ſich wenig hoͤher belaufen, als bei der nachlaͤſſi- gern Heubereitung. Andre laſſen das gemaͤhete Gras zwei auch drei Tage unangeruͤhrt in Schwaden liegen, bevor ſie es zu bearbeiten anfangen. Sie erſparen dadurch allerdings einige Arbeit, indem das Heu, welches im Schwade ſchon abgeſtorben iſt, leichter trocknet. Allein ſo gruͤn bleibt es nicht. §. 351. Bei regnigter, feuchter und ſehr unſicherer Witterung muß man auf jene ſchnelle Heubereitung Verzicht leiſten. Hier kommt es darauf an, das Heu moͤglichſt zuſam- menzuhalten, damit es von der Naͤſſe nicht ausgezogen werde, dabei aber doch durch Luftung und Umſetzung in trockneren Stunden zu verhuͤten, daß es nicht in Gaͤh- rung gerathe. Das Heuma- chen bei un- guͤnſtiger Witterung. So lange das Gras noch gruͤn iſt, ſeine eigenen Saͤfte und gewiſſermaßen ſein Leben noch hat, ſchadet ihm die Naͤſſe von oben nicht leicht, und wenn nach dem Maͤ- hen ein Regen einfaͤllt, oder wenn man ſelbſt beim Regen in Erwartung beſſerer Tage gemaͤhet hat, ſo laͤßt man dieſes Gras unangeruͤhrt in den Schwaden liegen, bis die Witterung beſſer wird. Man lockert es nur mit dem Harkenſtiel etwas auf, wenn es durch die Naͤſſe zuſammengedruͤckt iſt, und ſo kann es ſich lange unverdorben halten, wenn es nur nicht im ſtauenden Waſſer liegt. Aus Niederungen muß es, wo moͤg- lich, auf hoͤhere Plaͤtze geſchafft werden. Nachtheiliger iſt der Regen dem ſchon abge- ſtorbenen und halb trockenen Heu. Hier zieht die Naͤſſe die kraͤftigen Theile wirklich aus. Deshalb muß man vor allem verhuͤten, daß der Regen kein ausgebreitetes Heu treffe, ſondern bei einem drohenden Regenſchauer alles herbeiziehen, um den trockenſten Theil in Haufen zu ſetzen. Wenn es in Haufen ſteht, kann es ſchon einen anhaltenden Regen aushalten, ohne betraͤchtlich dadurch zu verlieren, beſonders wenn es nicht warm dabei iſt. Es wird dann nur das obenliegende verbleicht und ausge- laugt, das innere bleibt gruͤn und in Kraft, und wenn es dann an einem trockenen Tage geſtreuet wird, ſo reicht dieſer oft hin, um es ſogleich in Ladeſchober bringen zu koͤnnen, falls man Fortdauer des Regens beſorgen muͤßte.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/284>, abgerufen am 26.04.2024.