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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Ackerwerkzeuge.
Joch der Ochsen gehangen wird, getragen und gezogen. Man kann diesem Instru-
mente den Vorzug einer besonderen Leichtigkeit nicht absprechen, und seine Konstruk-
tion ist auf die Ueberwindung des Widerstandes und möglichste Vermeidung der Frik-
tion treflich berechnet. Es gehet wie ein spitzer Keil ein, und entledigt sich durch die
Windung seines untern Streichbretts der Erde sehr gut. Den festeren Boden, wo-
für es besonders paßt, legt es ziemlich gut herum, den loseren läßt es durchkrümeln
und in die Furche zurückfallen. Das einzelne Instrument kostet wenig, aber es ist
sehr zerbrechlich, und es muß wenigstens die doppelte Zahl immer in Vorrath gehalten
werden. Es würde sich in diesem Stücke wohl verbessern lassen, und durch einen
festern Bau würde sein Gebrauch in der That wohlfeiler werden; aber sein Haupt-
fehler ist der, daß es sehr schwierig zu führen ist, und daß besonders geübte Leute
dazu gehören. Man würde es schwerlich einführen können, wo die Leute nicht von
Jugend auf daran gewöhnt sind. Wird es nicht gut geführt, so läßt es einen Kamm
stehen, und überschüttet ihn nur mit Erde. Die Ostpreußen haben gewiß recht, die-
ses einmal bei ihnen eingeführte Instrument sehr zu schätzen.

§. 126.

Der Haaken.Die zweite Gattung von Werkzeugen, wodurch der Acker zur Saat vorbereitet
wird, sind die Haaken. Der charakteristische Unterschied vom Pfluge besteht in dem
Mangel eines seitwärts schiebenden Streichbretts, und nicht, wie man sich in Deutsch-
land hin und wieder einbildet, in der Abwesenheit des Vorgestelles.

Sie sind in ihren Abarten eben so mannigfaltig verschieden, wie die Pflüge.
Die Pflüge der Römer waren mehrentheils von dieser Art. Man findet sie noch in
Italien, Spanien und Frankreich. Da aber unter diesen ältern und neuern Haaken
keiner die unsrigen übertrifft, so beschränke ich mich darauf, von den letztern zu sprechen.

Der Meklen-
burgische.
Eine Gattung desselben ist der Meklenburgische Haaken, welcher sich
dem Pfluge darin nähert, daß er, wenn er darnach gehalten wird, den Erdstreifen
zum Theil umwirft. Seine Haupttheile sind folgende: 1) ein vorn spitziges, drei-
eckiges Eisen, welches ungefähr die Gestalt eines Spadeneisers hat, nur daß es vorn
spitz ist. Dieses ist verbunden 2) mit dem Reesterbrette oder Haakenbrette.
Die mit dem Eisen aufgefaßte Erde wird in schräger Fläche auf das Brett heraufge-
schoben; und sie würde von beiden Seiten desselben herabfallen müssen, wenn der

Die Ackerwerkzeuge.
Joch der Ochſen gehangen wird, getragen und gezogen. Man kann dieſem Inſtru-
mente den Vorzug einer beſonderen Leichtigkeit nicht abſprechen, und ſeine Konſtruk-
tion iſt auf die Ueberwindung des Widerſtandes und moͤglichſte Vermeidung der Frik-
tion treflich berechnet. Es gehet wie ein ſpitzer Keil ein, und entledigt ſich durch die
Windung ſeines untern Streichbretts der Erde ſehr gut. Den feſteren Boden, wo-
fuͤr es beſonders paßt, legt es ziemlich gut herum, den loſeren laͤßt es durchkruͤmeln
und in die Furche zuruͤckfallen. Das einzelne Inſtrument koſtet wenig, aber es iſt
ſehr zerbrechlich, und es muß wenigſtens die doppelte Zahl immer in Vorrath gehalten
werden. Es wuͤrde ſich in dieſem Stuͤcke wohl verbeſſern laſſen, und durch einen
feſtern Bau wuͤrde ſein Gebrauch in der That wohlfeiler werden; aber ſein Haupt-
fehler iſt der, daß es ſehr ſchwierig zu fuͤhren iſt, und daß beſonders geuͤbte Leute
dazu gehoͤren. Man wuͤrde es ſchwerlich einfuͤhren koͤnnen, wo die Leute nicht von
Jugend auf daran gewoͤhnt ſind. Wird es nicht gut gefuͤhrt, ſo laͤßt es einen Kamm
ſtehen, und uͤberſchuͤttet ihn nur mit Erde. Die Oſtpreußen haben gewiß recht, die-
ſes einmal bei ihnen eingefuͤhrte Inſtrument ſehr zu ſchaͤtzen.

§. 126.

Der Haaken.Die zweite Gattung von Werkzeugen, wodurch der Acker zur Saat vorbereitet
wird, ſind die Haaken. Der charakteriſtiſche Unterſchied vom Pfluge beſteht in dem
Mangel eines ſeitwaͤrts ſchiebenden Streichbretts, und nicht, wie man ſich in Deutſch-
land hin und wieder einbildet, in der Abweſenheit des Vorgeſtelles.

Sie ſind in ihren Abarten eben ſo mannigfaltig verſchieden, wie die Pfluͤge.
Die Pfluͤge der Roͤmer waren mehrentheils von dieſer Art. Man findet ſie noch in
Italien, Spanien und Frankreich. Da aber unter dieſen aͤltern und neuern Haaken
keiner die unſrigen uͤbertrifft, ſo beſchraͤnke ich mich darauf, von den letztern zu ſprechen.

Der Meklen-
burgiſche.
Eine Gattung deſſelben iſt der Meklenburgiſche Haaken, welcher ſich
dem Pfluge darin naͤhert, daß er, wenn er darnach gehalten wird, den Erdſtreifen
zum Theil umwirft. Seine Haupttheile ſind folgende: 1) ein vorn ſpitziges, drei-
eckiges Eiſen, welches ungefaͤhr die Geſtalt eines Spadeneiſers hat, nur daß es vorn
ſpitz iſt. Dieſes iſt verbunden 2) mit dem Reeſterbrette oder Haakenbrette.
Die mit dem Eiſen aufgefaßte Erde wird in ſchraͤger Flaͤche auf das Brett heraufge-
ſchoben; und ſie wuͤrde von beiden Seiten deſſelben herabfallen muͤſſen, wenn der

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[42/0064] Die Ackerwerkzeuge. Joch der Ochſen gehangen wird, getragen und gezogen. Man kann dieſem Inſtru- mente den Vorzug einer beſonderen Leichtigkeit nicht abſprechen, und ſeine Konſtruk- tion iſt auf die Ueberwindung des Widerſtandes und moͤglichſte Vermeidung der Frik- tion treflich berechnet. Es gehet wie ein ſpitzer Keil ein, und entledigt ſich durch die Windung ſeines untern Streichbretts der Erde ſehr gut. Den feſteren Boden, wo- fuͤr es beſonders paßt, legt es ziemlich gut herum, den loſeren laͤßt es durchkruͤmeln und in die Furche zuruͤckfallen. Das einzelne Inſtrument koſtet wenig, aber es iſt ſehr zerbrechlich, und es muß wenigſtens die doppelte Zahl immer in Vorrath gehalten werden. Es wuͤrde ſich in dieſem Stuͤcke wohl verbeſſern laſſen, und durch einen feſtern Bau wuͤrde ſein Gebrauch in der That wohlfeiler werden; aber ſein Haupt- fehler iſt der, daß es ſehr ſchwierig zu fuͤhren iſt, und daß beſonders geuͤbte Leute dazu gehoͤren. Man wuͤrde es ſchwerlich einfuͤhren koͤnnen, wo die Leute nicht von Jugend auf daran gewoͤhnt ſind. Wird es nicht gut gefuͤhrt, ſo laͤßt es einen Kamm ſtehen, und uͤberſchuͤttet ihn nur mit Erde. Die Oſtpreußen haben gewiß recht, die- ſes einmal bei ihnen eingefuͤhrte Inſtrument ſehr zu ſchaͤtzen. §. 126. Die zweite Gattung von Werkzeugen, wodurch der Acker zur Saat vorbereitet wird, ſind die Haaken. Der charakteriſtiſche Unterſchied vom Pfluge beſteht in dem Mangel eines ſeitwaͤrts ſchiebenden Streichbretts, und nicht, wie man ſich in Deutſch- land hin und wieder einbildet, in der Abweſenheit des Vorgeſtelles. Der Haaken. Sie ſind in ihren Abarten eben ſo mannigfaltig verſchieden, wie die Pfluͤge. Die Pfluͤge der Roͤmer waren mehrentheils von dieſer Art. Man findet ſie noch in Italien, Spanien und Frankreich. Da aber unter dieſen aͤltern und neuern Haaken keiner die unſrigen uͤbertrifft, ſo beſchraͤnke ich mich darauf, von den letztern zu ſprechen. Eine Gattung deſſelben iſt der Meklenburgiſche Haaken, welcher ſich dem Pfluge darin naͤhert, daß er, wenn er darnach gehalten wird, den Erdſtreifen zum Theil umwirft. Seine Haupttheile ſind folgende: 1) ein vorn ſpitziges, drei- eckiges Eiſen, welches ungefaͤhr die Geſtalt eines Spadeneiſers hat, nur daß es vorn ſpitz iſt. Dieſes iſt verbunden 2) mit dem Reeſterbrette oder Haakenbrette. Die mit dem Eiſen aufgefaßte Erde wird in ſchraͤger Flaͤche auf das Brett heraufge- ſchoben; und ſie wuͤrde von beiden Seiten deſſelben herabfallen muͤſſen, wenn der Der Meklen- burgiſche.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/64>, abgerufen am 26.04.2024.