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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Befriedigungen. Einhägungen.
gern etwas magere aus der Tiefe heraufgeholte todte Erde, damit das Unkraut, was
in der schwarzen Erde liegt, unterdrückt werde.

Die Pflanzen werden nun in der Reihe, 6 bis 12 Zoll von einander, eingesetzt.
Sind die Pflanzen stark und gesund, so ist letzteres zureichend. Zuweilen pflanzt
man auch, um eine starke Bewährung zu haben, zwei Reihen, diese müssen dann
aber 2 Fuß auseinander stehen. Die meisten setzen die Pflänzlinge schräg und fast
liegend ein, so daß zwei und zwei sich mit ihrer Spitze berühren oder durchkreuzen,
in der Erwartung, daß sie in dieser schrägen Richtung fortwachsen, und so von selbst
ein Geflechte bilden werden. Dies aber geschiehet nicht, sondern ihre Schüsse
wachsen um so mehr perpendikulär in die Höhe; die Stämme reiben sich aneinander
und leiden dadurch Schaden, weswegen ich eine gerade Pflanzung immer vortheilhaf-
ter gefunden habe. Nur die Seitenschüsse können sich mit einander verbinden.

Man befördert dieses sehr, wenn man die Schüsse mit einander durchflicht und
mit Bast oder Bindweiden verbindet. Aber diese Arbeit ist mühsam, und wird des-
halb wohl nur bei Hecken um Gärten oder kleine Felder angewandt; und man kann
ihrer überhoben seyn, weil dieses Durchflechten allmählig von selbst erfolgt, wenn
man die Hecke nur gut behandelt, und sie nicht gar zu schmal beschränkt durch über-
mäßiges Schneiden.

Um die Hecke von unten recht dicht zu bekommen, ist es vortheilhaft, die Pflänz-
linge, nachdem sie ein Jahr gestanden, einen oder zwei Zoll hoch über der Erde abzu-
schneiden. Sie treiben alsdann aus dem untern Theile des Stamms um so mehrere
Nebenschüsse aus. Dann muß man sie aber frei wachsen lassen, und nicht zu sehr
nach Gärtnermanier unter der Scheere halten. Es ist genug, die zu sehr in die
Höhe schießenden Spitzen abzustutzen, die Seitenzweige aber frei fortwachsen zu
lassen. Selbst das Abstutzen der aufwärts wachsenden Hauptzweige darf nicht zu nie-
drig geschehen und zu oft wiederholt werden, in der Absicht, die Pflänzlinge dadurch
zu mehreren Seitentrieben zu zwingen. Es entstehen sonst an der Stelle, wo man
sie abgestutzt hat, viele Austriebe, und die Pflanzen bekommen dadurch eine Art von
Krone, wie man sie den Obstbäumen giebt. Hierdurch aber wird ihr oberer Theil
zu belaubt und zu schwer für den Stamm, und dieses dicke Laub bewirkt gerade, daß
der Stamm seine untern Schößlinge abwirft, und am Boden kahl wird. In den
ersten Jahren geschiehet also nur dieses Abstutzen mäßig, an den Seiten aber gar

Befriedigungen. Einhaͤgungen.
gern etwas magere aus der Tiefe heraufgeholte todte Erde, damit das Unkraut, was
in der ſchwarzen Erde liegt, unterdruͤckt werde.

Die Pflanzen werden nun in der Reihe, 6 bis 12 Zoll von einander, eingeſetzt.
Sind die Pflanzen ſtark und geſund, ſo iſt letzteres zureichend. Zuweilen pflanzt
man auch, um eine ſtarke Bewaͤhrung zu haben, zwei Reihen, dieſe muͤſſen dann
aber 2 Fuß auseinander ſtehen. Die meiſten ſetzen die Pflaͤnzlinge ſchraͤg und faſt
liegend ein, ſo daß zwei und zwei ſich mit ihrer Spitze beruͤhren oder durchkreuzen,
in der Erwartung, daß ſie in dieſer ſchraͤgen Richtung fortwachſen, und ſo von ſelbſt
ein Geflechte bilden werden. Dies aber geſchiehet nicht, ſondern ihre Schuͤſſe
wachſen um ſo mehr perpendikulaͤr in die Hoͤhe; die Staͤmme reiben ſich aneinander
und leiden dadurch Schaden, weswegen ich eine gerade Pflanzung immer vortheilhaf-
ter gefunden habe. Nur die Seitenſchuͤſſe koͤnnen ſich mit einander verbinden.

Man befoͤrdert dieſes ſehr, wenn man die Schuͤſſe mit einander durchflicht und
mit Baſt oder Bindweiden verbindet. Aber dieſe Arbeit iſt muͤhſam, und wird des-
halb wohl nur bei Hecken um Gaͤrten oder kleine Felder angewandt; und man kann
ihrer uͤberhoben ſeyn, weil dieſes Durchflechten allmaͤhlig von ſelbſt erfolgt, wenn
man die Hecke nur gut behandelt, und ſie nicht gar zu ſchmal beſchraͤnkt durch uͤber-
maͤßiges Schneiden.

Um die Hecke von unten recht dicht zu bekommen, iſt es vortheilhaft, die Pflaͤnz-
linge, nachdem ſie ein Jahr geſtanden, einen oder zwei Zoll hoch uͤber der Erde abzu-
ſchneiden. Sie treiben alsdann aus dem untern Theile des Stamms um ſo mehrere
Nebenſchuͤſſe aus. Dann muß man ſie aber frei wachſen laſſen, und nicht zu ſehr
nach Gaͤrtnermanier unter der Scheere halten. Es iſt genug, die zu ſehr in die
Hoͤhe ſchießenden Spitzen abzuſtutzen, die Seitenzweige aber frei fortwachſen zu
laſſen. Selbſt das Abſtutzen der aufwaͤrts wachſenden Hauptzweige darf nicht zu nie-
drig geſchehen und zu oft wiederholt werden, in der Abſicht, die Pflaͤnzlinge dadurch
zu mehreren Seitentrieben zu zwingen. Es entſtehen ſonſt an der Stelle, wo man
ſie abgeſtutzt hat, viele Austriebe, und die Pflanzen bekommen dadurch eine Art von
Krone, wie man ſie den Obſtbaͤumen giebt. Hierdurch aber wird ihr oberer Theil
zu belaubt und zu ſchwer fuͤr den Stamm, und dieſes dicke Laub bewirkt gerade, daß
der Stamm ſeine untern Schoͤßlinge abwirft, und am Boden kahl wird. In den
erſten Jahren geſchiehet alſo nur dieſes Abſtutzen maͤßig, an den Seiten aber gar

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[138/0160] Befriedigungen. Einhaͤgungen. gern etwas magere aus der Tiefe heraufgeholte todte Erde, damit das Unkraut, was in der ſchwarzen Erde liegt, unterdruͤckt werde. Die Pflanzen werden nun in der Reihe, 6 bis 12 Zoll von einander, eingeſetzt. Sind die Pflanzen ſtark und geſund, ſo iſt letzteres zureichend. Zuweilen pflanzt man auch, um eine ſtarke Bewaͤhrung zu haben, zwei Reihen, dieſe muͤſſen dann aber 2 Fuß auseinander ſtehen. Die meiſten ſetzen die Pflaͤnzlinge ſchraͤg und faſt liegend ein, ſo daß zwei und zwei ſich mit ihrer Spitze beruͤhren oder durchkreuzen, in der Erwartung, daß ſie in dieſer ſchraͤgen Richtung fortwachſen, und ſo von ſelbſt ein Geflechte bilden werden. Dies aber geſchiehet nicht, ſondern ihre Schuͤſſe wachſen um ſo mehr perpendikulaͤr in die Hoͤhe; die Staͤmme reiben ſich aneinander und leiden dadurch Schaden, weswegen ich eine gerade Pflanzung immer vortheilhaf- ter gefunden habe. Nur die Seitenſchuͤſſe koͤnnen ſich mit einander verbinden. Man befoͤrdert dieſes ſehr, wenn man die Schuͤſſe mit einander durchflicht und mit Baſt oder Bindweiden verbindet. Aber dieſe Arbeit iſt muͤhſam, und wird des- halb wohl nur bei Hecken um Gaͤrten oder kleine Felder angewandt; und man kann ihrer uͤberhoben ſeyn, weil dieſes Durchflechten allmaͤhlig von ſelbſt erfolgt, wenn man die Hecke nur gut behandelt, und ſie nicht gar zu ſchmal beſchraͤnkt durch uͤber- maͤßiges Schneiden. Um die Hecke von unten recht dicht zu bekommen, iſt es vortheilhaft, die Pflaͤnz- linge, nachdem ſie ein Jahr geſtanden, einen oder zwei Zoll hoch uͤber der Erde abzu- ſchneiden. Sie treiben alsdann aus dem untern Theile des Stamms um ſo mehrere Nebenſchuͤſſe aus. Dann muß man ſie aber frei wachſen laſſen, und nicht zu ſehr nach Gaͤrtnermanier unter der Scheere halten. Es iſt genug, die zu ſehr in die Hoͤhe ſchießenden Spitzen abzuſtutzen, die Seitenzweige aber frei fortwachſen zu laſſen. Selbſt das Abſtutzen der aufwaͤrts wachſenden Hauptzweige darf nicht zu nie- drig geſchehen und zu oft wiederholt werden, in der Abſicht, die Pflaͤnzlinge dadurch zu mehreren Seitentrieben zu zwingen. Es entſtehen ſonſt an der Stelle, wo man ſie abgeſtutzt hat, viele Austriebe, und die Pflanzen bekommen dadurch eine Art von Krone, wie man ſie den Obſtbaͤumen giebt. Hierdurch aber wird ihr oberer Theil zu belaubt und zu ſchwer fuͤr den Stamm, und dieſes dicke Laub bewirkt gerade, daß der Stamm ſeine untern Schoͤßlinge abwirft, und am Boden kahl wird. In den erſten Jahren geſchiehet alſo nur dieſes Abſtutzen maͤßig, an den Seiten aber gar

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/160>, abgerufen am 26.04.2024.