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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Hirse.
Fall, wo man sich einbildete Reiß zu bauen, kenne ich genau; es war Reiß-
und Himmelsgerste.

Mais.Endlich gehört der Mais, seiner Natur nach, in die Klasse dieser Gewächse.
Da aber die Art seines Anbaues sich ganz davon auszeichnet, und mit dem Bau
der Hackfrüchte überein kommt, so werden wir ihn unter diese ökonomische Pflan-
zenklasse setzen, und von seinem Anbau unten handeln.

Ueber die Drill- und Pferdehacken-Kultur
des Getreides
.
§. 110.

Obgleich diese Kulturart auch bei andern Früchten ihre Anwendung findet,
so ist doch die zu beschreibende Methode vorzüglich für das Getreide geeignet,
weswegen ich an dieser Stelle davon rede.

Geschichte der-
selben.
Wir finden schon ältere Beispiele dieser Bauart. Insbesondere hatte ein
Spanier, Joseph Locatelli schon im 17ten Jahrhunderte Versuche damit gemacht,
welche selbst die Aufmerksamkeit des Kaisers so auf sich zogen, daß sie in seiner
Gegenwart wiederholt werden mußten. Aber noch auffallender ist es, daß man
sie in Indostan und Persien angetroffen hat, so daß nicht bloß das Reihensäen
mit zweckmäßigen Maschinen, sondern auch das Bearbeiten der Saat durch Pferde
und Ochsen daselbst ausgeführt wird. In England hält man Jethro Tull
für ihren Erfinder, und in Frankreich waren Duhamel, Chateauvieux und
mehrere andre ihre Verbreiter in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Indessen
ist diese Tullsche Methode, wo sehr breite Zwischenräume zwischen den Ge-
treidereihen gelassen, und während des Wachsthums mit dem Pfluge stark bear-
beitet wurden, fast ganz außer Gebrauch gekommen, und hat einer andren, wo
man die Saatreihen in gleichem, aber geringerem Abstande legte, weichen müssen.
Von dieser Methode werden wir hier nur reden, und ich verweise wegen jener
auf die Abhandlungen, welche sich im 1sten und 3ten Bande meiner englischen
Landwirthschaft über das Drillen befinden. Jene Abhandlungen wird ein jeder,
der an dieser Sache Interesse nimmt, vielleicht gelesen haben, und nun einige
Widersprüche gegen das, was ich jetzt darüber sage, darin finden. In diesem

Die Hirſe.
Fall, wo man ſich einbildete Reiß zu bauen, kenne ich genau; es war Reiß-
und Himmelsgerſte.

Mais.Endlich gehoͤrt der Mais, ſeiner Natur nach, in die Klaſſe dieſer Gewaͤchſe.
Da aber die Art ſeines Anbaues ſich ganz davon auszeichnet, und mit dem Bau
der Hackfruͤchte uͤberein kommt, ſo werden wir ihn unter dieſe oͤkonomiſche Pflan-
zenklaſſe ſetzen, und von ſeinem Anbau unten handeln.

Ueber die Drill- und Pferdehacken-Kultur
des Getreides
.
§. 110.

Obgleich dieſe Kulturart auch bei andern Fruͤchten ihre Anwendung findet,
ſo iſt doch die zu beſchreibende Methode vorzuͤglich fuͤr das Getreide geeignet,
weswegen ich an dieſer Stelle davon rede.

Geſchichte der-
ſelben.
Wir finden ſchon aͤltere Beiſpiele dieſer Bauart. Insbeſondere hatte ein
Spanier, Joſeph Locatelli ſchon im 17ten Jahrhunderte Verſuche damit gemacht,
welche ſelbſt die Aufmerkſamkeit des Kaiſers ſo auf ſich zogen, daß ſie in ſeiner
Gegenwart wiederholt werden mußten. Aber noch auffallender iſt es, daß man
ſie in Indoſtan und Perſien angetroffen hat, ſo daß nicht bloß das Reihenſaͤen
mit zweckmaͤßigen Maſchinen, ſondern auch das Bearbeiten der Saat durch Pferde
und Ochſen daſelbſt ausgefuͤhrt wird. In England haͤlt man Jethro Tull
fuͤr ihren Erfinder, und in Frankreich waren Duhamel, Chateauvieux und
mehrere andre ihre Verbreiter in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Indeſſen
iſt dieſe Tullſche Methode, wo ſehr breite Zwiſchenraͤume zwiſchen den Ge-
treidereihen gelaſſen, und waͤhrend des Wachsthums mit dem Pfluge ſtark bear-
beitet wurden, faſt ganz außer Gebrauch gekommen, und hat einer andren, wo
man die Saatreihen in gleichem, aber geringerem Abſtande legte, weichen muͤſſen.
Von dieſer Methode werden wir hier nur reden, und ich verweiſe wegen jener
auf die Abhandlungen, welche ſich im 1ſten und 3ten Bande meiner engliſchen
Landwirthſchaft uͤber das Drillen befinden. Jene Abhandlungen wird ein jeder,
der an dieſer Sache Intereſſe nimmt, vielleicht geleſen haben, und nun einige
Widerſpruͤche gegen das, was ich jetzt daruͤber ſage, darin finden. In dieſem

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[98/0122] Die Hirſe. Fall, wo man ſich einbildete Reiß zu bauen, kenne ich genau; es war Reiß- und Himmelsgerſte. Endlich gehoͤrt der Mais, ſeiner Natur nach, in die Klaſſe dieſer Gewaͤchſe. Da aber die Art ſeines Anbaues ſich ganz davon auszeichnet, und mit dem Bau der Hackfruͤchte uͤberein kommt, ſo werden wir ihn unter dieſe oͤkonomiſche Pflan- zenklaſſe ſetzen, und von ſeinem Anbau unten handeln. Mais. Ueber die Drill- und Pferdehacken-Kultur des Getreides. §. 110. Obgleich dieſe Kulturart auch bei andern Fruͤchten ihre Anwendung findet, ſo iſt doch die zu beſchreibende Methode vorzuͤglich fuͤr das Getreide geeignet, weswegen ich an dieſer Stelle davon rede. Wir finden ſchon aͤltere Beiſpiele dieſer Bauart. Insbeſondere hatte ein Spanier, Joſeph Locatelli ſchon im 17ten Jahrhunderte Verſuche damit gemacht, welche ſelbſt die Aufmerkſamkeit des Kaiſers ſo auf ſich zogen, daß ſie in ſeiner Gegenwart wiederholt werden mußten. Aber noch auffallender iſt es, daß man ſie in Indoſtan und Perſien angetroffen hat, ſo daß nicht bloß das Reihenſaͤen mit zweckmaͤßigen Maſchinen, ſondern auch das Bearbeiten der Saat durch Pferde und Ochſen daſelbſt ausgefuͤhrt wird. In England haͤlt man Jethro Tull fuͤr ihren Erfinder, und in Frankreich waren Duhamel, Chateauvieux und mehrere andre ihre Verbreiter in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Indeſſen iſt dieſe Tullſche Methode, wo ſehr breite Zwiſchenraͤume zwiſchen den Ge- treidereihen gelaſſen, und waͤhrend des Wachsthums mit dem Pfluge ſtark bear- beitet wurden, faſt ganz außer Gebrauch gekommen, und hat einer andren, wo man die Saatreihen in gleichem, aber geringerem Abſtande legte, weichen muͤſſen. Von dieſer Methode werden wir hier nur reden, und ich verweiſe wegen jener auf die Abhandlungen, welche ſich im 1ſten und 3ten Bande meiner engliſchen Landwirthſchaft uͤber das Drillen befinden. Jene Abhandlungen wird ein jeder, der an dieſer Sache Intereſſe nimmt, vielleicht geleſen haben, und nun einige Widerſpruͤche gegen das, was ich jetzt daruͤber ſage, darin finden. In dieſem Geſchichte der- ſelben.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/122>, abgerufen am 26.04.2024.