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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der rothe Klee.
sehr schön stehet, er im zweiten Jahre sich auffallend vermindere; wogegen auf
andern Aeckern der Klee sich im zweiten Jahre fast stärker bestaudet, gedrun-
gener und gleichmäßiger stehet. Es scheint das letztere auf Boden mit tiefer
Ackerkrume, der jedoch nicht sehr graswüchsig ist, das erstere auf flachem, aber
sonst zum Klee gut geeigneten Boden einzutreten. Indessen müssen noch meh-
rere Erfahrungen gesammelt werden, bevor sich etwas allgemeingültiges dar-
über festsetzen läßt, indem vielleicht auch nur die Behandlung des Klees nebst
der Zufälligkeit der Witterung einen Einfluß auf seine längere oder kürzere
Dauer in den Fällen haben konnte, aus welchen ich obige Bemerkung abstra-
hirte. Bis dahin muß man sich von eigen gemachten Erfahrungen leiten las-
sen, wenn man sich zu einjährigen oder zweijährigen Kleefeldern entschließt.

§. 349.

Der Klee giebt mehrentheils drei Schnitte. In der Regel ist der ersteErnten.
der stärkste, der zweite schwächer, der dritte am schwächsten. Aber diese Regel
leidet häufig Ausnahmen, da die Stärke jedes Wuchses so sehr von der Wit-
terung abhängt. Wenn ein Wuchs bei dürrer Witterung nur schwach stehet,
so ist es das fehlerhafteste, was man thun kann, wenn man ihn in der Hoff-
nung, daß er nach einem Regen stärker heranwachsen werde, über die Zeit ste-
hen läßt. Man muß vielmehr eilen, ihn abzubringen, insbesondere wenn Hoff-
nung zu günstiger Witterung eintritt, damit der folgende Wuchs um so dich-
ter und gleicher werde. So wie es etwas seltenes ist, daß alle Schnitte stark
und einträglich werden, so ist es auch selten, daß sie alle mißrathen; gewöhnlich
ersetzt der eine, was dem andern mangelt. Ich habe mehrere Male erlebt, daß
der zweite Schuitt den ersten, und einmal, daß der dritte Schnitt beide übertraf.

Bei dem einjährigen Kleebau, der bei der Dreifelderwirthschaft nur statt
findet, pflegt man aber nur 2 Schnitte zu nehmen, und den dritten Wuchs
unterzupflügen, um Winterung auf die erste Furche einzusäen. Daß dieser
dritte Schnitt dem Acker eine sehr ersprießliche Düngung gebe, und daß das
Wintergetreide, besonders der Weizen, nach dieser einfurchigen Bestellung sehr
gut gerathe, ist allgemein anerkannt. Aber der dritte Schnitt des Klees ist,
besonders wenn die beiden ersten jung genommen werden, oft auch so beträcht-
lich, daß er der Wirthschaft mächtig aushilft, und daß man, wo noch kein

Der rothe Klee.
ſehr ſchoͤn ſtehet, er im zweiten Jahre ſich auffallend vermindere; wogegen auf
andern Aeckern der Klee ſich im zweiten Jahre faſt ſtaͤrker beſtaudet, gedrun-
gener und gleichmaͤßiger ſtehet. Es ſcheint das letztere auf Boden mit tiefer
Ackerkrume, der jedoch nicht ſehr graswuͤchſig iſt, das erſtere auf flachem, aber
ſonſt zum Klee gut geeigneten Boden einzutreten. Indeſſen muͤſſen noch meh-
rere Erfahrungen geſammelt werden, bevor ſich etwas allgemeinguͤltiges dar-
uͤber feſtſetzen laͤßt, indem vielleicht auch nur die Behandlung des Klees nebſt
der Zufaͤlligkeit der Witterung einen Einfluß auf ſeine laͤngere oder kuͤrzere
Dauer in den Faͤllen haben konnte, aus welchen ich obige Bemerkung abſtra-
hirte. Bis dahin muß man ſich von eigen gemachten Erfahrungen leiten laſ-
ſen, wenn man ſich zu einjaͤhrigen oder zweijaͤhrigen Kleefeldern entſchließt.

§. 349.

Der Klee giebt mehrentheils drei Schnitte. In der Regel iſt der erſteErnten.
der ſtaͤrkſte, der zweite ſchwaͤcher, der dritte am ſchwaͤchſten. Aber dieſe Regel
leidet haͤufig Ausnahmen, da die Staͤrke jedes Wuchſes ſo ſehr von der Wit-
terung abhaͤngt. Wenn ein Wuchs bei duͤrrer Witterung nur ſchwach ſtehet,
ſo iſt es das fehlerhafteſte, was man thun kann, wenn man ihn in der Hoff-
nung, daß er nach einem Regen ſtaͤrker heranwachſen werde, uͤber die Zeit ſte-
hen laͤßt. Man muß vielmehr eilen, ihn abzubringen, insbeſondere wenn Hoff-
nung zu guͤnſtiger Witterung eintritt, damit der folgende Wuchs um ſo dich-
ter und gleicher werde. So wie es etwas ſeltenes iſt, daß alle Schnitte ſtark
und eintraͤglich werden, ſo iſt es auch ſelten, daß ſie alle mißrathen; gewoͤhnlich
erſetzt der eine, was dem andern mangelt. Ich habe mehrere Male erlebt, daß
der zweite Schuitt den erſten, und einmal, daß der dritte Schnitt beide uͤbertraf.

Bei dem einjaͤhrigen Kleebau, der bei der Dreifelderwirthſchaft nur ſtatt
findet, pflegt man aber nur 2 Schnitte zu nehmen, und den dritten Wuchs
unterzupfluͤgen, um Winterung auf die erſte Furche einzuſaͤen. Daß dieſer
dritte Schnitt dem Acker eine ſehr erſprießliche Duͤngung gebe, und daß das
Wintergetreide, beſonders der Weizen, nach dieſer einfurchigen Beſtellung ſehr
gut gerathe, iſt allgemein anerkannt. Aber der dritte Schnitt des Klees iſt,
beſonders wenn die beiden erſten jung genommen werden, oft auch ſo betraͤcht-
lich, daß er der Wirthſchaft maͤchtig aushilft, und daß man, wo noch kein

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[261/0285] Der rothe Klee. ſehr ſchoͤn ſtehet, er im zweiten Jahre ſich auffallend vermindere; wogegen auf andern Aeckern der Klee ſich im zweiten Jahre faſt ſtaͤrker beſtaudet, gedrun- gener und gleichmaͤßiger ſtehet. Es ſcheint das letztere auf Boden mit tiefer Ackerkrume, der jedoch nicht ſehr graswuͤchſig iſt, das erſtere auf flachem, aber ſonſt zum Klee gut geeigneten Boden einzutreten. Indeſſen muͤſſen noch meh- rere Erfahrungen geſammelt werden, bevor ſich etwas allgemeinguͤltiges dar- uͤber feſtſetzen laͤßt, indem vielleicht auch nur die Behandlung des Klees nebſt der Zufaͤlligkeit der Witterung einen Einfluß auf ſeine laͤngere oder kuͤrzere Dauer in den Faͤllen haben konnte, aus welchen ich obige Bemerkung abſtra- hirte. Bis dahin muß man ſich von eigen gemachten Erfahrungen leiten laſ- ſen, wenn man ſich zu einjaͤhrigen oder zweijaͤhrigen Kleefeldern entſchließt. §. 349. Der Klee giebt mehrentheils drei Schnitte. In der Regel iſt der erſte der ſtaͤrkſte, der zweite ſchwaͤcher, der dritte am ſchwaͤchſten. Aber dieſe Regel leidet haͤufig Ausnahmen, da die Staͤrke jedes Wuchſes ſo ſehr von der Wit- terung abhaͤngt. Wenn ein Wuchs bei duͤrrer Witterung nur ſchwach ſtehet, ſo iſt es das fehlerhafteſte, was man thun kann, wenn man ihn in der Hoff- nung, daß er nach einem Regen ſtaͤrker heranwachſen werde, uͤber die Zeit ſte- hen laͤßt. Man muß vielmehr eilen, ihn abzubringen, insbeſondere wenn Hoff- nung zu guͤnſtiger Witterung eintritt, damit der folgende Wuchs um ſo dich- ter und gleicher werde. So wie es etwas ſeltenes iſt, daß alle Schnitte ſtark und eintraͤglich werden, ſo iſt es auch ſelten, daß ſie alle mißrathen; gewoͤhnlich erſetzt der eine, was dem andern mangelt. Ich habe mehrere Male erlebt, daß der zweite Schuitt den erſten, und einmal, daß der dritte Schnitt beide uͤbertraf. Ernten. Bei dem einjaͤhrigen Kleebau, der bei der Dreifelderwirthſchaft nur ſtatt findet, pflegt man aber nur 2 Schnitte zu nehmen, und den dritten Wuchs unterzupfluͤgen, um Winterung auf die erſte Furche einzuſaͤen. Daß dieſer dritte Schnitt dem Acker eine ſehr erſprießliche Duͤngung gebe, und daß das Wintergetreide, beſonders der Weizen, nach dieſer einfurchigen Beſtellung ſehr gut gerathe, iſt allgemein anerkannt. Aber der dritte Schnitt des Klees iſt, beſonders wenn die beiden erſten jung genommen werden, oft auch ſo betraͤcht- lich, daß er der Wirthſchaft maͤchtig aushilft, und daß man, wo noch kein

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/285>, abgerufen am 26.04.2024.