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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Futterkräuter.

Das Stroh und die Spreu des abgedroschenen Saamens ist zwar bei
weitem nicht von dem Werthe des jungen Kleeheues, aber doch nutzbar für das
Vieh zu gebrauchen.

§. 356.

Wiederkom-
men des Klees
auf denselben
Platz.
Die Bemerkung, daß der Klee mißrathe, wenn er zu oft auf denselben
Platz komme, ist zu allgemein, als daß man ihre Richtigkeit bezweifeln sollte.
Sagen und Vorurtheile pflanzen sich fort, trotz aller gesunden Vernunft; aber
sie entstehen nicht, wie diese, unter dem Volke mehrerer Nationen zugleich.
Dagegen haben wir andre Erfahrungen, wo der Klee, wenn er alle 3 oder
4 Jahre gesäet ward, immer gerieth. Beachten wir jene Fälle genauer, so
wird, wo man jene Bemerkung machte, immer flach gepflügt. -- Norfolk,
Magdeburg, Braunschweig. -- Wo aber der Klee immer gut geräth -- in
Gärten, in verschiedenen vier- und fünfschlägigen Wechselwirthschaften, in
Belgien (vergl. Schwerz Th. II. S. 4.) -- da ward zwischen dem Klee ein-
mal sehr tief geackert. Auch wo man sich der Kalk-Mergel- oder Aschendün-
gung bediente, da bemerkte man das Mißrathen des oft wiederkommenden
Klees nicht. Der Gyps dagegen, der sonst so wohlthätig auf den Klee wirkt,
half hiergegen nicht. Ich führe nur Thatsachen an, ohne mich auf ihre Er-
klärung einzulassen.

§. 357.

Ob Klee aus-
sauge oder be-
reichere?
Ob der Klee den Acker verbessere oder aussauge, insbesondere ob er auf
die nächstfolgende Frucht gut oder schlecht wirke, ist eine sehr häufig und mit
Heftigkeit verhandelte Frage. Die meisten stimmen für das erstere; indessen
ist es nicht zu leugnen, daß manche das Gegentheil erfahren haben. Daß er
nicht eigentlich erschöpfend auf den Boden wirke, ist wohl ausgemacht; denn
allemal findet man, daß die folgende Frucht in dem Verhältnisse besser darnach
gerathe, je dichter der Klee stand und je reichlicher die Ernte davon war, wenn
er anders nicht zum Saamentragen kam; wovon das Gegentheil eintreten müßte,
wenn der Klee beträchtliche Nahrung aus dem Boden zöge. Aber er wirkt
nachtheilig, wenn er dünn und schwach stehet, indem er dem Unkraute, beson-
ders den Quecken und andern sich ausbreitenden Graswurzeln Platz giebt, der
Boden sich dann erhärtet und des wohlthätigen Schattens entbehrt, zumal

Futterkraͤuter.

Das Stroh und die Spreu des abgedroſchenen Saamens iſt zwar bei
weitem nicht von dem Werthe des jungen Kleeheues, aber doch nutzbar fuͤr das
Vieh zu gebrauchen.

§. 356.

Wiederkom-
men des Klees
auf denſelben
Platz.
Die Bemerkung, daß der Klee mißrathe, wenn er zu oft auf denſelben
Platz komme, iſt zu allgemein, als daß man ihre Richtigkeit bezweifeln ſollte.
Sagen und Vorurtheile pflanzen ſich fort, trotz aller geſunden Vernunft; aber
ſie entſtehen nicht, wie dieſe, unter dem Volke mehrerer Nationen zugleich.
Dagegen haben wir andre Erfahrungen, wo der Klee, wenn er alle 3 oder
4 Jahre geſaͤet ward, immer gerieth. Beachten wir jene Faͤlle genauer, ſo
wird, wo man jene Bemerkung machte, immer flach gepfluͤgt. — Norfolk,
Magdeburg, Braunſchweig. — Wo aber der Klee immer gut geraͤth — in
Gaͤrten, in verſchiedenen vier- und fuͤnfſchlaͤgigen Wechſelwirthſchaften, in
Belgien (vergl. Schwerz Th. II. S. 4.) — da ward zwiſchen dem Klee ein-
mal ſehr tief geackert. Auch wo man ſich der Kalk-Mergel- oder Aſchenduͤn-
gung bediente, da bemerkte man das Mißrathen des oft wiederkommenden
Klees nicht. Der Gyps dagegen, der ſonſt ſo wohlthaͤtig auf den Klee wirkt,
half hiergegen nicht. Ich fuͤhre nur Thatſachen an, ohne mich auf ihre Er-
klaͤrung einzulaſſen.

§. 357.

Ob Klee aus-
ſauge oder be-
reichere?
Ob der Klee den Acker verbeſſere oder ausſauge, insbeſondere ob er auf
die naͤchſtfolgende Frucht gut oder ſchlecht wirke, iſt eine ſehr haͤufig und mit
Heftigkeit verhandelte Frage. Die meiſten ſtimmen fuͤr das erſtere; indeſſen
iſt es nicht zu leugnen, daß manche das Gegentheil erfahren haben. Daß er
nicht eigentlich erſchoͤpfend auf den Boden wirke, iſt wohl ausgemacht; denn
allemal findet man, daß die folgende Frucht in dem Verhaͤltniſſe beſſer darnach
gerathe, je dichter der Klee ſtand und je reichlicher die Ernte davon war, wenn
er anders nicht zum Saamentragen kam; wovon das Gegentheil eintreten muͤßte,
wenn der Klee betraͤchtliche Nahrung aus dem Boden zoͤge. Aber er wirkt
nachtheilig, wenn er duͤnn und ſchwach ſtehet, indem er dem Unkraute, beſon-
ders den Quecken und andern ſich ausbreitenden Graswurzeln Platz giebt, der
Boden ſich dann erhaͤrtet und des wohlthaͤtigen Schattens entbehrt, zumal

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[270/0294] Futterkraͤuter. Das Stroh und die Spreu des abgedroſchenen Saamens iſt zwar bei weitem nicht von dem Werthe des jungen Kleeheues, aber doch nutzbar fuͤr das Vieh zu gebrauchen. §. 356. Die Bemerkung, daß der Klee mißrathe, wenn er zu oft auf denſelben Platz komme, iſt zu allgemein, als daß man ihre Richtigkeit bezweifeln ſollte. Sagen und Vorurtheile pflanzen ſich fort, trotz aller geſunden Vernunft; aber ſie entſtehen nicht, wie dieſe, unter dem Volke mehrerer Nationen zugleich. Dagegen haben wir andre Erfahrungen, wo der Klee, wenn er alle 3 oder 4 Jahre geſaͤet ward, immer gerieth. Beachten wir jene Faͤlle genauer, ſo wird, wo man jene Bemerkung machte, immer flach gepfluͤgt. — Norfolk, Magdeburg, Braunſchweig. — Wo aber der Klee immer gut geraͤth — in Gaͤrten, in verſchiedenen vier- und fuͤnfſchlaͤgigen Wechſelwirthſchaften, in Belgien (vergl. Schwerz Th. II. S. 4.) — da ward zwiſchen dem Klee ein- mal ſehr tief geackert. Auch wo man ſich der Kalk-Mergel- oder Aſchenduͤn- gung bediente, da bemerkte man das Mißrathen des oft wiederkommenden Klees nicht. Der Gyps dagegen, der ſonſt ſo wohlthaͤtig auf den Klee wirkt, half hiergegen nicht. Ich fuͤhre nur Thatſachen an, ohne mich auf ihre Er- klaͤrung einzulaſſen. Wiederkom- men des Klees auf denſelben Platz. §. 357. Ob der Klee den Acker verbeſſere oder ausſauge, insbeſondere ob er auf die naͤchſtfolgende Frucht gut oder ſchlecht wirke, iſt eine ſehr haͤufig und mit Heftigkeit verhandelte Frage. Die meiſten ſtimmen fuͤr das erſtere; indeſſen iſt es nicht zu leugnen, daß manche das Gegentheil erfahren haben. Daß er nicht eigentlich erſchoͤpfend auf den Boden wirke, iſt wohl ausgemacht; denn allemal findet man, daß die folgende Frucht in dem Verhaͤltniſſe beſſer darnach gerathe, je dichter der Klee ſtand und je reichlicher die Ernte davon war, wenn er anders nicht zum Saamentragen kam; wovon das Gegentheil eintreten muͤßte, wenn der Klee betraͤchtliche Nahrung aus dem Boden zoͤge. Aber er wirkt nachtheilig, wenn er duͤnn und ſchwach ſtehet, indem er dem Unkraute, beſon- ders den Quecken und andern ſich ausbreitenden Graswurzeln Platz giebt, der Boden ſich dann erhaͤrtet und des wohlthaͤtigen Schattens entbehrt, zumal Ob Klee aus- ſauge oder be- reichere?

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/294>, abgerufen am 26.04.2024.