Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Dritte Abtheilung. Siebenter Abschnitt.

Auf dem Wege nach dem langen Thale (Lange
Kloof
) sah ich auf einem Hofe, mit welcher Bequem-
lichkeit und wie vortheilhaft der Landmann das von den
Bergen herabfließende Wasser dazu anzuwenden weiß, um
seine Weinberge und Gärten zu bewässern. Man leitet
das Wasser allezeit auf der höhern Seite wie einen Bach
durch dergleichen Gegenden, und von da läßt man Rin-
nen oder gleichsam kleine herunterlaufende Graben zwi-
schen den Weinstöcken oder den Gartenbeeten herabgehen.
Wenn man kein Wasser nöthig hat, verstopft man diese
kleinen Rinnen mit Erde. Auf gleiche Art leitet man
das Wasser zu den Mühlen, Fischteichen und andern
Orten, wo man es gebraucht.

Wir kamen wieder zu Matthias Sonntag, und
reiseten von da nach Wolfskraal (Wolfe-Kraal), über
den Keureboomsfluß und den tiefen Fluß nach dem Gän-
sekraal
(Ganse-Kraal), in welcher Gegend wir niedrige
Berge antrafen, hinter denen das Kamenassenland (Ca-
menassie-Land
) liegt. Auf diesem Wege hatte ich Ge-
legenheit zu bemerken, daß man hier zu Lande die Gerste
nicht mähet, sondern mit Sicheln schneidet. Weiter
ging unser Weg über Eselsjagd, (Ezels-Jagt) nach
dem Dornflusse (Doorn-Rivier), und dem großen
Dornflusse
(Groote Doorn-Rivier), so daß wir uns
immer zur Rechten hielten, und das Ataquathal zur Lin-
ken ließen. Hierauf kamen wir durch das trockne Karro-
land
(Carro-Veld) zu Gerd van Nimwegen, und fer-
ner zu Gerd Klutes Hofe am Schlangenflusse (Slange-
Rivier
). Dieser Hof liegt so tief im Gebirge, daß ich
kaum glaube, daß jemand sich vorstellen werde, hier ei-
nen bewohnten Ort anzutreffen. Dieser ganze Distrikt
ist unglaublich dürr und mager, und Schafe machen
einzig und allein die Heerden des Landmanns aus. Der

Erd-
Dritte Abtheilung. Siebenter Abſchnitt.

Auf dem Wege nach dem langen Thale (Lange
Kloof
) ſah ich auf einem Hofe, mit welcher Bequem-
lichkeit und wie vortheilhaft der Landmann das von den
Bergen herabfließende Waſſer dazu anzuwenden weiß, um
ſeine Weinberge und Gaͤrten zu bewaͤſſern. Man leitet
das Waſſer allezeit auf der hoͤhern Seite wie einen Bach
durch dergleichen Gegenden, und von da laͤßt man Rin-
nen oder gleichſam kleine herunterlaufende Graben zwi-
ſchen den Weinſtoͤcken oder den Gartenbeeten herabgehen.
Wenn man kein Waſſer noͤthig hat, verſtopft man dieſe
kleinen Rinnen mit Erde. Auf gleiche Art leitet man
das Waſſer zu den Muͤhlen, Fiſchteichen und andern
Orten, wo man es gebraucht.

Wir kamen wieder zu Matthias Sonntag, und
reiſeten von da nach Wolfskraal (Wolfe-Kraal), uͤber
den Keureboomsfluß und den tiefen Fluß nach dem Gaͤn-
ſekraal
(Ganſe-Kraal), in welcher Gegend wir niedrige
Berge antrafen, hinter denen das Kamenaſſenland (Ca-
menaſſie-Land
) liegt. Auf dieſem Wege hatte ich Ge-
legenheit zu bemerken, daß man hier zu Lande die Gerſte
nicht maͤhet, ſondern mit Sicheln ſchneidet. Weiter
ging unſer Weg uͤber Eſelsjagd, (Ezels-Jagt) nach
dem Dornfluſſe (Doorn-Rivier), und dem großen
Dornfluſſe
(Groote Doorn-Rivier), ſo daß wir uns
immer zur Rechten hielten, und das Ataquathal zur Lin-
ken ließen. Hierauf kamen wir durch das trockne Karro-
land
(Carro-Veld) zu Gerd van Nimwegen, und fer-
ner zu Gerd Klutes Hofe am Schlangenfluſſe (Slange-
Rivier
). Dieſer Hof liegt ſo tief im Gebirge, daß ich
kaum glaube, daß jemand ſich vorſtellen werde, hier ei-
nen bewohnten Ort anzutreffen. Dieſer ganze Diſtrikt
iſt unglaublich duͤrr und mager, und Schafe machen
einzig und allein die Heerden des Landmanns aus. Der

Erd-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <pb facs="#f0220" n="192"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dritte Abtheilung. Siebenter Ab&#x017F;chnitt.</hi> </fw><lb/>
          <p>Auf dem Wege nach dem <placeName>langen Thale</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Lange<lb/>
Kloof</placeName></hi>) &#x017F;ah ich auf einem Hofe, mit welcher Bequem-<lb/>
lichkeit und wie vortheilhaft der Landmann das von den<lb/>
Bergen herabfließende Wa&#x017F;&#x017F;er dazu anzuwenden weiß, um<lb/>
&#x017F;eine Weinberge und Ga&#x0364;rten zu bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern. Man leitet<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er allezeit auf der ho&#x0364;hern Seite wie einen Bach<lb/>
durch dergleichen Gegenden, und von da la&#x0364;ßt man Rin-<lb/>
nen oder gleich&#x017F;am kleine herunterlaufende Graben zwi-<lb/>
&#x017F;chen den Wein&#x017F;to&#x0364;cken oder den Gartenbeeten herabgehen.<lb/>
Wenn man kein Wa&#x017F;&#x017F;er no&#x0364;thig hat, ver&#x017F;topft man die&#x017F;e<lb/>
kleinen Rinnen mit Erde. Auf gleiche Art leitet man<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er zu den Mu&#x0364;hlen, Fi&#x017F;chteichen und andern<lb/>
Orten, wo man es gebraucht.</p><lb/>
          <p>Wir kamen wieder zu <persName>Matthias Sonntag</persName>, und<lb/>
rei&#x017F;eten von da nach <placeName>Wolfskraal</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Wolfe-Kraal</placeName></hi>), u&#x0364;ber<lb/>
den <placeName>Keureboomsfluß</placeName> und den <placeName>tiefen Fluß</placeName> nach dem <placeName>Ga&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ekraal</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Gan&#x017F;e-Kraal</placeName></hi>), in welcher Gegend wir niedrige<lb/>
Berge antrafen, hinter denen das <placeName>Kamena&#x017F;&#x017F;enland</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Ca-<lb/>
mena&#x017F;&#x017F;ie-Land</placeName></hi>) liegt. Auf die&#x017F;em Wege hatte ich Ge-<lb/>
legenheit zu bemerken, daß man hier zu Lande die Ger&#x017F;te<lb/>
nicht ma&#x0364;het, &#x017F;ondern mit Sicheln &#x017F;chneidet. Weiter<lb/>
ging un&#x017F;er Weg u&#x0364;ber <placeName>E&#x017F;elsjagd</placeName>, (<hi rendition="#aq"><placeName>Ezels-Jagt</placeName></hi>) nach<lb/>
dem <placeName>Dornflu&#x017F;&#x017F;e</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Doorn-Rivier</placeName></hi>), und dem <placeName>großen<lb/>
Dornflu&#x017F;&#x017F;e</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Groote Doorn-Rivier</placeName></hi>), &#x017F;o daß wir uns<lb/>
immer zur Rechten hielten, und das <placeName>Ataquathal</placeName> zur Lin-<lb/>
ken ließen. Hierauf kamen wir durch das trockne <placeName>Karro-<lb/>
land</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Carro-Veld</placeName></hi>) zu <persName>Gerd van Nimwegen</persName>, und fer-<lb/>
ner zu <persName>Gerd Klutes</persName> Hofe am <placeName>Schlangenflu&#x017F;&#x017F;e</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Slange-<lb/>
Rivier</placeName></hi>). Die&#x017F;er Hof liegt &#x017F;o tief im Gebirge, daß ich<lb/>
kaum glaube, daß jemand &#x017F;ich vor&#x017F;tellen werde, hier ei-<lb/>
nen bewohnten Ort anzutreffen. Die&#x017F;er ganze Di&#x017F;trikt<lb/>
i&#x017F;t unglaublich du&#x0364;rr und mager, und Schafe machen<lb/>
einzig und allein die Heerden des Landmanns aus. Der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Erd-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0220] Dritte Abtheilung. Siebenter Abſchnitt. Auf dem Wege nach dem langen Thale (Lange Kloof) ſah ich auf einem Hofe, mit welcher Bequem- lichkeit und wie vortheilhaft der Landmann das von den Bergen herabfließende Waſſer dazu anzuwenden weiß, um ſeine Weinberge und Gaͤrten zu bewaͤſſern. Man leitet das Waſſer allezeit auf der hoͤhern Seite wie einen Bach durch dergleichen Gegenden, und von da laͤßt man Rin- nen oder gleichſam kleine herunterlaufende Graben zwi- ſchen den Weinſtoͤcken oder den Gartenbeeten herabgehen. Wenn man kein Waſſer noͤthig hat, verſtopft man dieſe kleinen Rinnen mit Erde. Auf gleiche Art leitet man das Waſſer zu den Muͤhlen, Fiſchteichen und andern Orten, wo man es gebraucht. Wir kamen wieder zu Matthias Sonntag, und reiſeten von da nach Wolfskraal (Wolfe-Kraal), uͤber den Keureboomsfluß und den tiefen Fluß nach dem Gaͤn- ſekraal (Ganſe-Kraal), in welcher Gegend wir niedrige Berge antrafen, hinter denen das Kamenaſſenland (Ca- menaſſie-Land) liegt. Auf dieſem Wege hatte ich Ge- legenheit zu bemerken, daß man hier zu Lande die Gerſte nicht maͤhet, ſondern mit Sicheln ſchneidet. Weiter ging unſer Weg uͤber Eſelsjagd, (Ezels-Jagt) nach dem Dornfluſſe (Doorn-Rivier), und dem großen Dornfluſſe (Groote Doorn-Rivier), ſo daß wir uns immer zur Rechten hielten, und das Ataquathal zur Lin- ken ließen. Hierauf kamen wir durch das trockne Karro- land (Carro-Veld) zu Gerd van Nimwegen, und fer- ner zu Gerd Klutes Hofe am Schlangenfluſſe (Slange- Rivier). Dieſer Hof liegt ſo tief im Gebirge, daß ich kaum glaube, daß jemand ſich vorſtellen werde, hier ei- nen bewohnten Ort anzutreffen. Dieſer ganze Diſtrikt iſt unglaublich duͤrr und mager, und Schafe machen einzig und allein die Heerden des Landmanns aus. Der Erd-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/220
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/220>, abgerufen am 26.04.2024.