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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
hungre. Wenn ihr einen Bedienten braucht, so
nehmt mich in eure Dienste.
Andalosia. Ich könnte wohl ein garcon
brauchen, aber ich lese in Deine Physiognomie,
daß Du ein Vautrien, ein Nichtstaug, sey.
Dietrich. Ich will mich bessern, Herr
Doktor.
Andalosia. Nun gut, ich seyn nicht grau-
sam: aber ich muß su mein metier haben ein
Dienstbot, den ich anzieh als arlequin, was man
hier zu Land nennt ein Hanswurst, anders
kann' ich kein serviteur brauchen.
Dietrich. Wenns seyn muß, immer besser
als Waldgott.
Andalosia. Nun so komm' mit mich, hab'
noch so eine Jacke von meine vorige Spaßmacher
liege. Haben Du aber auch esprit, Witz dazu,
Narrenpossen, dumme Streiche anzugeben, daß
Publikum brav lachen?
Dietrich. Ach, lieber Gott, da ich nun aus
dem Elend bin, wird mir der Himmel wohl bei-
stehn, denn wem er ein Amt giebt, dem giebt er
auch oft Verstand.
(sie gehn ab.)
Mann. Sag' ich doch, man erlebt aller-
hand, wenn man nur alt wird. Komm Frau,
was sollen wir denn noch länger hier stehn?
Alle Menschen sind nach Hause gegangen.

(gehn ab.)



Drit-
Zweite Abtheilung.
hungre. Wenn ihr einen Bedienten braucht, ſo
nehmt mich in eure Dienſte.
Andaloſia. Ich koͤnnte wohl ein garçon
brauchen, aber ich leſe in Deine Phyſiognomie,
daß Du ein Vautrien, ein Nichtstaug, ſey.
Dietrich. Ich will mich beſſern, Herr
Doktor.
Andaloſia. Nun gut, ich ſeyn nicht grau-
ſam: aber ich muß ſu mein métier haben ein
Dienſtbot, den ich anzieh als arlequin, was man
hier zu Land nennt ein Hanswurſt, anders
kann' ich kein serviteur brauchen.
Dietrich. Wenns ſeyn muß, immer beſſer
als Waldgott.
Andaloſia. Nun ſo komm' mit mich, hab'
noch ſo eine Jacke von meine vorige Spaßmacher
liege. Haben Du aber auch esprit, Witz dazu,
Narrenpoſſen, dumme Streiche anzugeben, daß
Publikum brav lachen?
Dietrich. Ach, lieber Gott, da ich nun aus
dem Elend bin, wird mir der Himmel wohl bei-
ſtehn, denn wem er ein Amt giebt, dem giebt er
auch oft Verſtand.
(ſie gehn ab.)
Mann. Sag' ich doch, man erlebt aller-
hand, wenn man nur alt wird. Komm Frau,
was ſollen wir denn noch laͤnger hier ſtehn?
Alle Menſchen ſind nach Hauſe gegangen.

(gehn ab.)



Drit-
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[416/0426] Zweite Abtheilung. hungre. Wenn ihr einen Bedienten braucht, ſo nehmt mich in eure Dienſte. Andaloſia. Ich koͤnnte wohl ein garçon brauchen, aber ich leſe in Deine Phyſiognomie, daß Du ein Vautrien, ein Nichtstaug, ſey. Dietrich. Ich will mich beſſern, Herr Doktor. Andaloſia. Nun gut, ich ſeyn nicht grau- ſam: aber ich muß ſu mein métier haben ein Dienſtbot, den ich anzieh als arlequin, was man hier zu Land nennt ein Hanswurſt, anders kann' ich kein serviteur brauchen. Dietrich. Wenns ſeyn muß, immer beſſer als Waldgott. Andaloſia. Nun ſo komm' mit mich, hab' noch ſo eine Jacke von meine vorige Spaßmacher liege. Haben Du aber auch esprit, Witz dazu, Narrenpoſſen, dumme Streiche anzugeben, daß Publikum brav lachen? Dietrich. Ach, lieber Gott, da ich nun aus dem Elend bin, wird mir der Himmel wohl bei- ſtehn, denn wem er ein Amt giebt, dem giebt er auch oft Verſtand. (ſie gehn ab.) Mann. Sag' ich doch, man erlebt aller- hand, wenn man nur alt wird. Komm Frau, was ſollen wir denn noch laͤnger hier ſtehn? Alle Menſchen ſind nach Hauſe gegangen. (gehn ab.) Drit-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/426>, abgerufen am 26.04.2024.