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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Doch kömmt er bald gesund zu Euch zurück;
Auch gönnt der alte Herr dem Freunde wohl
Indeß Euch zu besuchen, Zeitvertreib,
Zerstreuung Euch zu machen, Nachricht auch
Von ihm zu hören; nicht, mein liebster Freund?
Doch zürnet nicht dem Scherz, gehabt Euch wohl.

(geht ab.)
Oldfield.
Das junge Volk, wie Füllen in der Sonne
So spielt's und springt, und denkt an keinen Ernst.
L. Margaretha.
Und dieser gar, vom Könige geliebt,
So schön sich dünkend und so liebenswerth
Ist unerträglich; hüpfend, wie ein Gaukler,
Tändelnd und ohne Sinn dem Schalksnarrn gleich
Fällt er den Weibern ewig nur zur Last
Und meint, daß alle Herzen ihm gehören.
Oldfield.
So war es freilich nicht zu meiner Zeit,
Als ich noch jung, gewandt im Tanz und Kampf,
Da mußten andre Gaben solchen schmücken
Der an dem Hof sich zeigen wollte; Witz,
Galanterie und höflich feine Sitte,
Ein klug gesprochenes Wort auf jede Frage,
Und Adelsinn und Biederkeit und Ehre,
Die galten damals: doch wie immer leichter
Das Gold und Silbergeld alltäglich wird,
So eben ist es mit den Menschen auch. --
Ich hab' es schon in meinem Sinn erwogen,
Daß, wenn ich nach Burgund die Reise mache,
Der edlen Braut den Schmuck zu überliefern,
Zweite Abtheilung.
Doch koͤmmt er bald geſund zu Euch zuruͤck;
Auch goͤnnt der alte Herr dem Freunde wohl
Indeß Euch zu beſuchen, Zeitvertreib,
Zerſtreuung Euch zu machen, Nachricht auch
Von ihm zu hoͤren; nicht, mein liebſter Freund?
Doch zuͤrnet nicht dem Scherz, gehabt Euch wohl.

(geht ab.)
Oldfield.
Das junge Volk, wie Fuͤllen in der Sonne
So ſpielt's und ſpringt, und denkt an keinen Ernſt.
L. Margaretha.
Und dieſer gar, vom Koͤnige geliebt,
So ſchoͤn ſich duͤnkend und ſo liebenswerth
Iſt unertraͤglich; huͤpfend, wie ein Gaukler,
Taͤndelnd und ohne Sinn dem Schalksnarrn gleich
Faͤllt er den Weibern ewig nur zur Laſt
Und meint, daß alle Herzen ihm gehoͤren.
Oldfield.
So war es freilich nicht zu meiner Zeit,
Als ich noch jung, gewandt im Tanz und Kampf,
Da mußten andre Gaben ſolchen ſchmuͤcken
Der an dem Hof ſich zeigen wollte; Witz,
Galanterie und hoͤflich feine Sitte,
Ein klug geſprochenes Wort auf jede Frage,
Und Adelſinn und Biederkeit und Ehre,
Die galten damals: doch wie immer leichter
Das Gold und Silbergeld alltaͤglich wird,
So eben iſt es mit den Menſchen auch. —
Ich hab' es ſchon in meinem Sinn erwogen,
Daß, wenn ich nach Burgund die Reiſe mache,
Der edlen Braut den Schmuck zu uͤberliefern,
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[68/0078] Zweite Abtheilung. Doch koͤmmt er bald geſund zu Euch zuruͤck; Auch goͤnnt der alte Herr dem Freunde wohl Indeß Euch zu beſuchen, Zeitvertreib, Zerſtreuung Euch zu machen, Nachricht auch Von ihm zu hoͤren; nicht, mein liebſter Freund? Doch zuͤrnet nicht dem Scherz, gehabt Euch wohl. (geht ab.) Oldfield. Das junge Volk, wie Fuͤllen in der Sonne So ſpielt's und ſpringt, und denkt an keinen Ernſt. L. Margaretha. Und dieſer gar, vom Koͤnige geliebt, So ſchoͤn ſich duͤnkend und ſo liebenswerth Iſt unertraͤglich; huͤpfend, wie ein Gaukler, Taͤndelnd und ohne Sinn dem Schalksnarrn gleich Faͤllt er den Weibern ewig nur zur Laſt Und meint, daß alle Herzen ihm gehoͤren. Oldfield. So war es freilich nicht zu meiner Zeit, Als ich noch jung, gewandt im Tanz und Kampf, Da mußten andre Gaben ſolchen ſchmuͤcken Der an dem Hof ſich zeigen wollte; Witz, Galanterie und hoͤflich feine Sitte, Ein klug geſprochenes Wort auf jede Frage, Und Adelſinn und Biederkeit und Ehre, Die galten damals: doch wie immer leichter Das Gold und Silbergeld alltaͤglich wird, So eben iſt es mit den Menſchen auch. — Ich hab' es ſchon in meinem Sinn erwogen, Daß, wenn ich nach Burgund die Reiſe mache, Der edlen Braut den Schmuck zu uͤberliefern,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/78>, abgerufen am 27.04.2024.