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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 26te April.
Der Herr ist Gott und keiner mehr:
Frohlockt ihm, alle Frommen!
Wer ist ihm gleich? Wer ist wie Er
So herrlich, so vollkommen?
Der Herr ist groß! sein Nam ist groß!
Er ist unendlich, gränzenlos
Jn seinem ganzen Wesen.


Erzählet, ihr Himmel! die Ehre Gottes, und du, o Feste!
verkündige seiner Hände Werk! Ein Tag sage es dem andern,
und eine Nacht thue es kund der andern! Völker aller Welten,
sehet seine Ehre! Schämen müssen sich alle, die den Bildern die-
nen, und sich der Götzen rühmen! Betet ihn an, alle Götter!
Herr! es ist deines gleichen nicht, und ist kein Gott, denn du!
Du bist, Gott! groß: der Mensch ist klein. Für die
tiefsinnigste Weltweisen ist der Erzengel ein unergründliches Meer
von Vollkommenheiten; du aber bist es für ihn noch mehr. Wo
ist der öde Winkel am Firmament oder die vergeßne Kluft des
Erdbodens, denen du nicht deine Spuren eingedrücket hättest!

Dich predigt Sonnenschein und Sturm,
Dich preis't der Sand am Meere,
Bringt, ruft auch der geringste Wurm,
Bringt meinem Schöpfer Ehre!
Mich, ruft der Baum in seiner Pracht,
Mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht:
Bringt unserm Schöpfer Ehre!
Die
Tiedens Abendand. I. Th. Q


Der 26te April.
Der Herr iſt Gott und keiner mehr:
Frohlockt ihm, alle Frommen!
Wer iſt ihm gleich? Wer iſt wie Er
So herrlich, ſo vollkommen?
Der Herr iſt groß! ſein Nam iſt groß!
Er iſt unendlich, graͤnzenlos
Jn ſeinem ganzen Weſen.


Erzaͤhlet, ihr Himmel! die Ehre Gottes, und du, o Feſte!
verkuͤndige ſeiner Haͤnde Werk! Ein Tag ſage es dem andern,
und eine Nacht thue es kund der andern! Voͤlker aller Welten,
ſehet ſeine Ehre! Schaͤmen muͤſſen ſich alle, die den Bildern die-
nen, und ſich der Goͤtzen ruͤhmen! Betet ihn an, alle Goͤtter!
Herr! es iſt deines gleichen nicht, und iſt kein Gott, denn du!
Du biſt, Gott! groß: der Menſch iſt klein. Fuͤr die
tiefſinnigſte Weltweiſen iſt der Erzengel ein unergruͤndliches Meer
von Vollkommenheiten; du aber biſt es fuͤr ihn noch mehr. Wo
iſt der oͤde Winkel am Firmament oder die vergeßne Kluft des
Erdbodens, denen du nicht deine Spuren eingedruͤcket haͤtteſt!

Dich predigt Sonnenſchein und Sturm,
Dich preiſ’t der Sand am Meere,
Bringt, ruft auch der geringſte Wurm,
Bringt meinem Schoͤpfer Ehre!
Mich, ruft der Baum in ſeiner Pracht,
Mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht:
Bringt unſerm Schoͤpfer Ehre!
Die
Tiedens Abendand. I. Th. Q
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[241[271]/0278] Der 26te April. Der Herr iſt Gott und keiner mehr: Frohlockt ihm, alle Frommen! Wer iſt ihm gleich? Wer iſt wie Er So herrlich, ſo vollkommen? Der Herr iſt groß! ſein Nam iſt groß! Er iſt unendlich, graͤnzenlos Jn ſeinem ganzen Weſen. Erzaͤhlet, ihr Himmel! die Ehre Gottes, und du, o Feſte! verkuͤndige ſeiner Haͤnde Werk! Ein Tag ſage es dem andern, und eine Nacht thue es kund der andern! Voͤlker aller Welten, ſehet ſeine Ehre! Schaͤmen muͤſſen ſich alle, die den Bildern die- nen, und ſich der Goͤtzen ruͤhmen! Betet ihn an, alle Goͤtter! Herr! es iſt deines gleichen nicht, und iſt kein Gott, denn du! Du biſt, Gott! groß: der Menſch iſt klein. Fuͤr die tiefſinnigſte Weltweiſen iſt der Erzengel ein unergruͤndliches Meer von Vollkommenheiten; du aber biſt es fuͤr ihn noch mehr. Wo iſt der oͤde Winkel am Firmament oder die vergeßne Kluft des Erdbodens, denen du nicht deine Spuren eingedruͤcket haͤtteſt! Dich predigt Sonnenſchein und Sturm, Dich preiſ’t der Sand am Meere, Bringt, ruft auch der geringſte Wurm, Bringt meinem Schoͤpfer Ehre! Mich, ruft der Baum in ſeiner Pracht, Mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht: Bringt unſerm Schoͤpfer Ehre! Die Tiedens Abendand. I. Th. Q

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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 241[271]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/278>, abgerufen am 08.05.2024.