Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

und also auch nicht der Kinnladen, schätzen
lässt. Zweifelhaft ist es auch, ob jede Art wirk-
lich solche Hinterfüsse hatte, wie Cuvier ihr
zuschreibt. Die Gründe, nach welchen dieser
Naturforscher verfuhr, als er unter den vielen
Knochen von Hinterfüssen, die man in den Pa-
riser Gypsbrüchen neben den Zähnen und Kinn-
laden der Paläotherien und Anoplotherien antrifft,
diejenigen aufsuchte, die zu einerley Individuen
und mit diesen Zähnen und Kiefern zu einer-
ley Art gehören, sind allerdings sehr scharfsin-
nig. Indess geben sie immer nur Wahrschein-
lichkeit, nicht Gewissheit.

5. Tapire.

Fossile Tapire kommen vorzüglich in Frank-
reich vor. Bis jetzt sind zwey Arten dersel-
ben entdeckt worden, eine kleinere und eine
grössere.

Von der kleinern Gattung fanden sich zwey
Bruchstücke der untern Kinnlade am schwarzen
Berge (Montagne Noire) beym Dorfe Issel in Lan-
guedoc. So viel sich hieraus schliessen lässt, nä-
herte sich diese Art in der Grösse und Gestalt
dem heutigen Tapir. Indess sind bey dem letz-
tern die Kronen der sämmtlichen Backenzähne in
zwey gleich breite Queerhügel getheilt; bey der
erstern aber haben die drey ersten Backenzähne

zwey

und also auch nicht der Kinnladen, schätzen
läſst. Zweifelhaft ist es auch, ob jede Art wirk-
lich solche Hinterfüſse hatte, wie Cuvier ihr
zuschreibt. Die Gründe, nach welchen dieser
Naturforscher verfuhr, als er unter den vielen
Knochen von Hinterfüſsen, die man in den Pa-
riser Gypsbrüchen neben den Zähnen und Kinn-
laden der Paläotherien und Anoplotherien antrifft,
diejenigen aufsuchte, die zu einerley Individuen
und mit diesen Zähnen und Kiefern zu einer-
ley Art gehören, sind allerdings sehr scharfsin-
nig. Indeſs geben sie immer nur Wahrschein-
lichkeit, nicht Gewiſsheit.

5. Tapire.

Fossile Tapire kommen vorzüglich in Frank-
reich vor. Bis jetzt sind zwey Arten dersel-
ben entdeckt worden, eine kleinere und eine
gröſsere.

Von der kleinern Gattung fanden sich zwey
Bruchstücke der untern Kinnlade am schwarzen
Berge (Montagne Noire) beym Dorfe Issel in Lan-
guedoc. So viel sich hieraus schliessen läſst, nä-
herte sich diese Art in der Gröſse und Gestalt
dem heutigen Tapir. Indeſs sind bey dem letz-
tern die Kronen der sämmtlichen Backenzähne in
zwey gleich breite Queerhügel getheilt; bey der
erstern aber haben die drey ersten Backenzähne

zwey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0156" n="146"/>
und also auch nicht der Kinnladen, schätzen<lb/>&#x017F;st. Zweifelhaft ist es auch, ob jede Art wirk-<lb/>
lich solche Hinterfü&#x017F;se hatte, wie <hi rendition="#k">Cuvier</hi> ihr<lb/>
zuschreibt. Die Gründe, nach welchen dieser<lb/>
Naturforscher verfuhr, als er unter den vielen<lb/>
Knochen von Hinterfü&#x017F;sen, die man in den Pa-<lb/>
riser Gypsbrüchen neben den Zähnen und Kinn-<lb/>
laden der Paläotherien und Anoplotherien antrifft,<lb/>
diejenigen aufsuchte, die zu einerley Individuen<lb/>
und mit diesen Zähnen und Kiefern zu einer-<lb/>
ley Art gehören, sind allerdings sehr scharfsin-<lb/>
nig. Inde&#x017F;s geben sie immer nur Wahrschein-<lb/>
lichkeit, nicht Gewi&#x017F;sheit.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>5. <hi rendition="#g">Tapire</hi>.</head><lb/>
                <p>Fossile Tapire kommen vorzüglich in Frank-<lb/>
reich vor. Bis jetzt sind zwey Arten dersel-<lb/>
ben entdeckt worden, eine kleinere und eine<lb/>
grö&#x017F;sere.</p><lb/>
                <p>Von der kleinern Gattung fanden sich zwey<lb/>
Bruchstücke der untern Kinnlade am schwarzen<lb/>
Berge (Montagne Noire) beym Dorfe Issel in Lan-<lb/>
guedoc. So viel sich hieraus schliessen lä&#x017F;st, nä-<lb/>
herte sich diese Art in der Grö&#x017F;se und Gestalt<lb/>
dem heutigen Tapir. Inde&#x017F;s sind bey dem letz-<lb/>
tern die Kronen der sämmtlichen Backenzähne in<lb/>
zwey gleich breite Queerhügel getheilt; bey der<lb/>
erstern aber haben die drey ersten Backenzähne<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zwey</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0156] und also auch nicht der Kinnladen, schätzen läſst. Zweifelhaft ist es auch, ob jede Art wirk- lich solche Hinterfüſse hatte, wie Cuvier ihr zuschreibt. Die Gründe, nach welchen dieser Naturforscher verfuhr, als er unter den vielen Knochen von Hinterfüſsen, die man in den Pa- riser Gypsbrüchen neben den Zähnen und Kinn- laden der Paläotherien und Anoplotherien antrifft, diejenigen aufsuchte, die zu einerley Individuen und mit diesen Zähnen und Kiefern zu einer- ley Art gehören, sind allerdings sehr scharfsin- nig. Indeſs geben sie immer nur Wahrschein- lichkeit, nicht Gewiſsheit. 5. Tapire. Fossile Tapire kommen vorzüglich in Frank- reich vor. Bis jetzt sind zwey Arten dersel- ben entdeckt worden, eine kleinere und eine gröſsere. Von der kleinern Gattung fanden sich zwey Bruchstücke der untern Kinnlade am schwarzen Berge (Montagne Noire) beym Dorfe Issel in Lan- guedoc. So viel sich hieraus schliessen läſst, nä- herte sich diese Art in der Gröſse und Gestalt dem heutigen Tapir. Indeſs sind bey dem letz- tern die Kronen der sämmtlichen Backenzähne in zwey gleich breite Queerhügel getheilt; bey der erstern aber haben die drey ersten Backenzähne zwey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/156
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/156>, abgerufen am 27.04.2024.