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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Scho
nen angehalten werden; damit
sie nachhero mit einem Officiers-
Platz bey der Cavallerie können
accommodiret werden.

Scholaren im Tantzen,

Haben 1) den Hauptzweck zu
erwegen, warum sie eigentlich tan-
tzen lernen, ob es geschehe, ihren
Leib durch die Tanz-Kunst zu üben
und zu poliren, das Gemüth zu
recreiren, und höflich, geschickt,
munter und bey iedermann sich
beliebt zu machen. Denn unter
andern adelichen und rittermäßi-
gen Exercitiis dienet die wohlre-
gulirte Tantz-Kunst dazu, daß
durch derselben Gebrauch der Leib
durch die Bewegung bey gesunder
Constitution erhalten, das Ge-
müth recreiret und belustiget, und
die Gliedmassen zu den andern
schweren Uibungen zubereitet wer-
den, daß sie ein gesetztes und wohl-
geordnetes Exterieur annehmen.
Wer das Tantzen nur bloß zur Lust
und um des Tantzens willen, daß
er mit tantzen kan, lernet, der
verfehlet des wahren Zwecks,
welches die äusserliche Sitten-
Lehre oder die daraus fliessende
Höflichkeit und Geschicklichkeit ist.
Es bestehet zwar die wahre Tanz-
Kunst aus künstlicher Bewegung
aller Glieder; so beziehet sich auch
der Usus philosophicus bey dem
poetischen Theile, als welcher in
seiner Sphäre sowol Theorie als
Praxin hat, und auch als ein
Studium Sapientiae und wohlre-
gulirte Sache haben muß, grossen
theils mit auf das honette Diver-
tissement, daß man sich nach ge-
endigter ernsthafter Bemühung
und Geschäften bey angestellten
Frölichkeiten mäßig ergötzen kön-
ne und solle: Allein die blosse Be-
[Spaltenumbruch]

Scho
lustigung oder in einer Compagnie
mit tantzen zu können, sind nicht
der Haupt-sondern nur der Ne-
ben-Zweck. Die vornehmste Ab-
sicht beruhet bey dem Tanzen auf
der daraus fliessenden äusserlichen
Geschicklichkeit und Höflichkeit,
und der sittenhaften Manier und
dem tugendhaften Verhalten.
Und eben aus dieser Ursache wird
auch das künstliche Tanzen ein phi-
losophisches Tanzen genennet.
2) Haben sie sich zu prüfen, ob ihr
Naturell zum Tanzen geschickt sey.
Hier kommt es sowol auf die äus-
serlichen Leibes-als innerlichen Ge-
müths-Gaben an. Bey den er-
sten untersucht man, ob die Per-
son, so das Tantzen lernen will,
einen wohlproportionirten Leib,
geschickten Fuß, gerade Beine,
starcke Gliedmassen, dauerhafte
Natur, und auch dabey eine sanf-
te und natürliche Bewegungs-
Kraft in den Gliedern habe. Bey
Gemüths-Gaben fragt man son-
derlich nach dem Humor und Com-
plexion, ob er ernsthaft und gra-
vitätisch, scherzhaft und munter etc.
sey, ob er grosse Lust zum Tanzen
bezeige. Ferner wird gefragt, ob
der Scholar die Music verstehe,
oder doch wenigstens ein gut Ge-
hör dazu habe, damit er bey der
metrischen Execution die gehörige
Cadenz, als welche gleichsam die
Seele bey dem Tantzen ist, desto
besser hören und halten könne.
Es lassen sich zwar einige Fehler
in diesen 3 Stücken durch sorgfäl-
tige Bemühung eines treuen Mai-
tre
und anhaltenden Fleiß des Ler-
nenden verbessern; aber nicht alle,
und jenes lässet sich auch nicht
ohne viele Mühe und Arbeit be-
werckstelligen. 3) Sollen sie weis-
lich Lectiones nehmen, so viel ihr

Ge-

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Scho
nen angehalten werden; damit
ſie nachhero mit einem Officiers-
Platz bey der Cavallerie koͤnnen
accommodiret werden.

Scholaren im Tantzen,

Haben 1) den Hauptzweck zu
erwegen, warum ſie eigentlich tan-
tzen lernen, ob es geſchehe, ihren
Leib durch die Tanz-Kunſt zu uͤben
und zu poliren, das Gemuͤth zu
recreiren, und hoͤflich, geſchickt,
munter und bey iedermann ſich
beliebt zu machen. Denn unter
andern adelichen und rittermaͤßi-
gen Exercitiis dienet die wohlre-
gulirte Tantz-Kunſt dazu, daß
durch derſelben Gebrauch der Leib
durch die Bewegung bey geſunder
Conſtitution erhalten, das Ge-
muͤth recreiret und beluſtiget, und
die Gliedmaſſen zu den andern
ſchweren Uibungen zubereitet wer-
den, daß ſie ein geſetztes und wohl-
geordnetes Exterieur annehmen.
Wer das Tantzen nur bloß zur Luſt
und um des Tantzens willen, daß
er mit tantzen kan, lernet, der
verfehlet des wahren Zwecks,
welches die aͤuſſerliche Sitten-
Lehre oder die daraus flieſſende
Hoͤflichkeit und Geſchicklichkeit iſt.
Es beſtehet zwar die wahre Tanz-
Kunſt aus kuͤnſtlicher Bewegung
aller Glieder; ſo beziehet ſich auch
der Uſus philoſophicus bey dem
poetiſchen Theile, als welcher in
ſeiner Sphaͤre ſowol Theorie als
Praxin hat, und auch als ein
Studium Sapientiæ und wohlre-
gulirte Sache haben muß, groſſen
theils mit auf das honette Diver-
tiſſement, daß man ſich nach ge-
endigter ernſthafter Bemuͤhung
und Geſchaͤften bey angeſtellten
Froͤlichkeiten maͤßig ergoͤtzen koͤn-
ne und ſolle: Allein die bloſſe Be-
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Scho
luſtigung oder in einer Compagnie
mit tantzen zu koͤnnen, ſind nicht
der Haupt-ſondern nur der Ne-
ben-Zweck. Die vornehmſte Ab-
ſicht beruhet bey dem Tanzen auf
der daraus flieſſenden aͤuſſerlichen
Geſchicklichkeit und Hoͤflichkeit,
und der ſittenhaften Manier und
dem tugendhaften Verhalten.
Und eben aus dieſer Urſache wird
auch das kuͤnſtliche Tanzen ein phi-
loſophiſches Tanzen genennet.
2) Haben ſie ſich zu pruͤfen, ob ihr
Naturell zum Tanzen geſchickt ſey.
Hier kommt es ſowol auf die aͤuſ-
ſerlichen Leibes-als innerlichen Ge-
muͤths-Gaben an. Bey den er-
ſten unterſucht man, ob die Per-
ſon, ſo das Tantzen lernen will,
einen wohlproportionirten Leib,
geſchickten Fuß, gerade Beine,
ſtarcke Gliedmaſſen, dauerhafte
Natur, und auch dabey eine ſanf-
te und natuͤrliche Bewegungs-
Kraft in den Gliedern habe. Bey
Gemuͤths-Gaben fragt man ſon-
derlich nach dem Humor und Com-
plexion, ob er ernſthaft und gra-
vitaͤtiſch, ſcherzhaft und munter ꝛc.
ſey, ob er groſſe Luſt zum Tanzen
bezeige. Ferner wird gefragt, ob
der Scholar die Muſic verſtehe,
oder doch wenigſtens ein gut Ge-
hoͤr dazu habe, damit er bey der
metriſchen Execution die gehoͤrige
Cadenz, als welche gleichſam die
Seele bey dem Tantzen iſt, deſto
beſſer hoͤren und halten koͤnne.
Es laſſen ſich zwar einige Fehler
in dieſen 3 Stuͤcken durch ſorgfaͤl-
tige Bemuͤhung eines treuen Mai-
tre
und anhaltenden Fleiß des Ler-
nenden verbeſſern; aber nicht alle,
und jenes laͤſſet ſich auch nicht
ohne viele Muͤhe und Arbeit be-
werckſtelligen. 3) Sollen ſie weis-
lich Lectiones nehmen, ſo viel ihr

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[1060] Scho Scho nen angehalten werden; damit ſie nachhero mit einem Officiers- Platz bey der Cavallerie koͤnnen accommodiret werden. Scholaren im Tantzen, Haben 1) den Hauptzweck zu erwegen, warum ſie eigentlich tan- tzen lernen, ob es geſchehe, ihren Leib durch die Tanz-Kunſt zu uͤben und zu poliren, das Gemuͤth zu recreiren, und hoͤflich, geſchickt, munter und bey iedermann ſich beliebt zu machen. Denn unter andern adelichen und rittermaͤßi- gen Exercitiis dienet die wohlre- gulirte Tantz-Kunſt dazu, daß durch derſelben Gebrauch der Leib durch die Bewegung bey geſunder Conſtitution erhalten, das Ge- muͤth recreiret und beluſtiget, und die Gliedmaſſen zu den andern ſchweren Uibungen zubereitet wer- den, daß ſie ein geſetztes und wohl- geordnetes Exterieur annehmen. Wer das Tantzen nur bloß zur Luſt und um des Tantzens willen, daß er mit tantzen kan, lernet, der verfehlet des wahren Zwecks, welches die aͤuſſerliche Sitten- Lehre oder die daraus flieſſende Hoͤflichkeit und Geſchicklichkeit iſt. Es beſtehet zwar die wahre Tanz- Kunſt aus kuͤnſtlicher Bewegung aller Glieder; ſo beziehet ſich auch der Uſus philoſophicus bey dem poetiſchen Theile, als welcher in ſeiner Sphaͤre ſowol Theorie als Praxin hat, und auch als ein Studium Sapientiæ und wohlre- gulirte Sache haben muß, groſſen theils mit auf das honette Diver- tiſſement, daß man ſich nach ge- endigter ernſthafter Bemuͤhung und Geſchaͤften bey angeſtellten Froͤlichkeiten maͤßig ergoͤtzen koͤn- ne und ſolle: Allein die bloſſe Be- luſtigung oder in einer Compagnie mit tantzen zu koͤnnen, ſind nicht der Haupt-ſondern nur der Ne- ben-Zweck. Die vornehmſte Ab- ſicht beruhet bey dem Tanzen auf der daraus flieſſenden aͤuſſerlichen Geſchicklichkeit und Hoͤflichkeit, und der ſittenhaften Manier und dem tugendhaften Verhalten. Und eben aus dieſer Urſache wird auch das kuͤnſtliche Tanzen ein phi- loſophiſches Tanzen genennet. 2) Haben ſie ſich zu pruͤfen, ob ihr Naturell zum Tanzen geſchickt ſey. Hier kommt es ſowol auf die aͤuſ- ſerlichen Leibes-als innerlichen Ge- muͤths-Gaben an. Bey den er- ſten unterſucht man, ob die Per- ſon, ſo das Tantzen lernen will, einen wohlproportionirten Leib, geſchickten Fuß, gerade Beine, ſtarcke Gliedmaſſen, dauerhafte Natur, und auch dabey eine ſanf- te und natuͤrliche Bewegungs- Kraft in den Gliedern habe. Bey Gemuͤths-Gaben fragt man ſon- derlich nach dem Humor und Com- plexion, ob er ernſthaft und gra- vitaͤtiſch, ſcherzhaft und munter ꝛc. ſey, ob er groſſe Luſt zum Tanzen bezeige. Ferner wird gefragt, ob der Scholar die Muſic verſtehe, oder doch wenigſtens ein gut Ge- hoͤr dazu habe, damit er bey der metriſchen Execution die gehoͤrige Cadenz, als welche gleichſam die Seele bey dem Tantzen iſt, deſto beſſer hoͤren und halten koͤnne. Es laſſen ſich zwar einige Fehler in dieſen 3 Stuͤcken durch ſorgfaͤl- tige Bemuͤhung eines treuen Mai- tre und anhaltenden Fleiß des Ler- nenden verbeſſern; aber nicht alle, und jenes laͤſſet ſich auch nicht ohne viele Muͤhe und Arbeit be- werckſtelligen. 3) Sollen ſie weis- lich Lectiones nehmen, ſo viel ihr Ge-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/1060>, abgerufen am 29.04.2024.