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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

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"Ich will dir schöpfen und langen
Soviel der Bronn vermag.
Auch sollst du die Kron' empfangen
So blank, wie an diesem Tag."
Der erste Sang ist gesungen,
So folget gleich der letzt';
Ein Vogel hat sich geschwungen,
Laßt sehen, wo er sich setzt!

2.
Nun soll ich sagen und singen
Von Trommeten und Schwerdterklang,
Und hör' doch Schallmeien klingen,
Und höre der Lerchen Gesang.
Nun soll ich singen und sagen
Von Leichen und von Tod,
Und seh' doch die Bäum' ausschlagen
Und sprießen die Blümlein roth.
Nur von Goldmar will ich melden,
Ihr hättet es nicht gedacht:
Er war der erste der Helden,
Wie bei Frauen, so in der Schlacht.
„Ich will dir ſchöpfen und langen
Soviel der Bronn vermag.
Auch ſollſt du die Kron’ empfangen
So blank, wie an dieſem Tag.“
Der erſte Sang iſt geſungen,
So folget gleich der letzt’;
Ein Vogel hat ſich geſchwungen,
Laßt ſehen, wo er ſich ſetzt!

2.
Nun ſoll ich ſagen und ſingen
Von Trommeten und Schwerdterklang,
Und hör’ doch Schallmeien klingen,
Und höre der Lerchen Geſang.
Nun ſoll ich ſingen und ſagen
Von Leichen und von Tod,
Und ſeh’ doch die Bäum’ ausſchlagen
Und ſprießen die Blümlein roth.
Nur von Goldmar will ich melden,
Ihr hättet es nicht gedacht:
Er war der erſte der Helden,
Wie bei Frauen, ſo in der Schlacht.
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[198/0204] „Ich will dir ſchöpfen und langen Soviel der Bronn vermag. Auch ſollſt du die Kron’ empfangen So blank, wie an dieſem Tag.“ Der erſte Sang iſt geſungen, So folget gleich der letzt’; Ein Vogel hat ſich geſchwungen, Laßt ſehen, wo er ſich ſetzt! 2. Nun ſoll ich ſagen und ſingen Von Trommeten und Schwerdterklang, Und hör’ doch Schallmeien klingen, Und höre der Lerchen Geſang. Nun ſoll ich ſingen und ſagen Von Leichen und von Tod, Und ſeh’ doch die Bäum’ ausſchlagen Und ſprießen die Blümlein roth. Nur von Goldmar will ich melden, Ihr hättet es nicht gedacht: Er war der erſte der Helden, Wie bei Frauen, ſo in der Schlacht.

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Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/204>, abgerufen am 26.04.2024.