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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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Das VIII. Capitul
Amplif. a Chria Accessoria, ubi
1. Thesis Accessoria: Mancher Mensch kan zwar
den Kummer verbergen, nicht aber aus dem
Hertzen jagen.
2. Amplif. a Simili: Wer den Kummer im Hertzen
verborgen hält, ist als ein schwacher Damm ge-
gen einen starcken Strom.
Conclusio: Es bleibt dabey: Man kan die Seinen
nicht ohne Klagen von sich lassen: Doch müs-
sen die Christen ihre Klagen mäßigen.
Probatio: Denn die seelig-Verstorbenen leben in
grosser Herrlichkeit.
Wolte man nun eine Imitation hierauf machen, so wä-
re die Disposition dazu folgende:
Protasis: Es ist kein Mensch ohne alle Sünde.
Amplif. a Confut. ubi
1. Object. Thes. Man höret aber in der heiligen
Schrifft von vielen heiligen Leuten.
Amplif. ab Exemplo: Dergleichen war Enoch,
Johannes, Maria.
2. Respons. Allein alle diese Personen sind nicht oh-
ne alle Sünde gewesen, sondern
haben nur nicht so grobe Sünden
begangen.
Amplif. a Chria Accessor. ubi
1. Thes. Accessor. Ein Mensch ist zwar frömmer,
als der ander, doch kan er nicht ohne alle Sün-
de seyn.
2. Amplif. a Simili: Auch der reineste Atlas ist nicht
ohne alle Flecke.

Con-
Das VIII. Capitul
Amplif. a Chria Acceſſoria, ubi
1. Theſis Acceſſoria: Mancher Menſch kan zwar
den Kummer verbergen, nicht aber aus dem
Hertzen jagen.
2. Amplif. a Simili: Wer den Kummer im Hertzen
verborgen haͤlt, iſt als ein ſchwacher Damm ge-
gen einen ſtarcken Strom.
Concluſio: Es bleibt dabey: Man kan die Seinen
nicht ohne Klagen von ſich laſſen: Doch muͤſ-
ſen die Chriſten ihre Klagen maͤßigen.
Probatio: Denn die ſeelig-Verſtorbenen leben in
groſſer Herrlichkeit.
Wolte man nun eine Imitation hierauf machen, ſo waͤ-
re die Diſpoſition dazu folgende:
Protaſis: Es iſt kein Menſch ohne alle Suͤnde.
Amplif. a Confut. ubi
1. Object. Theſ. Man hoͤret aber in der heiligen
Schrifft von vielen heiligen Leuten.
Amplif. ab Exemplo: Dergleichen war Enoch,
Johannes, Maria.
2. Reſponſ. Allein alle dieſe Perſonen ſind nicht oh-
ne alle Suͤnde geweſen, ſondern
haben nur nicht ſo grobe Suͤnden
begangen.
Amplif. a Chria Acceſſor. ubi
1. Theſ. Acceſſor. Ein Menſch iſt zwar froͤmmer,
als der ander, doch kan er nicht ohne alle Suͤn-
de ſeyn.
2. Amplif. a Simili: Auch der reineſte Atlas iſt nicht
ohne alle Flecke.

Con-
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[144/0148] Das VIII. Capitul Amplif. a Chria Acceſſoria, ubi 1. Theſis Acceſſoria: Mancher Menſch kan zwar den Kummer verbergen, nicht aber aus dem Hertzen jagen. 2. Amplif. a Simili: Wer den Kummer im Hertzen verborgen haͤlt, iſt als ein ſchwacher Damm ge- gen einen ſtarcken Strom. Concluſio: Es bleibt dabey: Man kan die Seinen nicht ohne Klagen von ſich laſſen: Doch muͤſ- ſen die Chriſten ihre Klagen maͤßigen. Probatio: Denn die ſeelig-Verſtorbenen leben in groſſer Herrlichkeit. Wolte man nun eine Imitation hierauf machen, ſo waͤ- re die Diſpoſition dazu folgende: Protaſis: Es iſt kein Menſch ohne alle Suͤnde. Amplif. a Confut. ubi 1. Object. Theſ. Man hoͤret aber in der heiligen Schrifft von vielen heiligen Leuten. Amplif. ab Exemplo: Dergleichen war Enoch, Johannes, Maria. 2. Reſponſ. Allein alle dieſe Perſonen ſind nicht oh- ne alle Suͤnde geweſen, ſondern haben nur nicht ſo grobe Suͤnden begangen. Amplif. a Chria Acceſſor. ubi 1. Theſ. Acceſſor. Ein Menſch iſt zwar froͤmmer, als der ander, doch kan er nicht ohne alle Suͤn- de ſeyn. 2. Amplif. a Simili: Auch der reineſte Atlas iſt nicht ohne alle Flecke. Con-

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/148>, abgerufen am 26.04.2024.