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[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

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Welt-Mann.
durchauß darnach einrichte/ wann er an-
derst ohn Auffhören ihm gefallen wil. Die-
ser Griff ist nicht allein von den Hof-Leuten
wohl zubemercken/ sondern er erstrecket sich
über das bürgerliche Leben insgemein.
Deßwegen wird es nicht uneben seyn/ ei-
nen sonderbaren Tractat davon zumachen/
und desselben wichtigste Umbstände zu
durchsuchen.

Von der Gefälligkeit.

WAnn Aristoteles die Gefälligkeit schon
nicht unter die Tugenden gesetzet hät-
te/ würde man sie nichts destoweniger da-
hin setzen/ wann man betrachten solte/ wie
nöthig sie ist/ umb die Leute in der Gesell-
schafft beysammen zuhalten. Man kan
sagen/ daß sie die Tugend ist/ so da machet/
daß wir die Dinge/ die wir in den Worten
oder in den Thaten einer Person/ der wir
gefallen wollen/ vernünfftig befinden/ mit
einer Anmuthigkeit billigen; man kan/
deucht mich/ noch darzu setzen/ daß diese
Billigung denen jenigen/ denen wir sie bey-
legen/ zu einem Vortheil außschlagen
müsse.

Diese

Welt-Mann.
durchauß darnach einrichte/ wann er an-
derſt ohn Auffhoͤren ihm gefallen wil. Die-
ſer Griff iſt nicht allein von den Hof-Leuten
wohl zubemercken/ ſondern er erſtrecket ſich
uͤber das buͤrgerliche Leben insgemein.
Deßwegen wird es nicht uneben ſeyn/ ei-
nen ſonderbaren Tractat davon zumachen/
und deſſelben wichtigſte Umbſtaͤnde zu
durchſuchen.

Von der Gefaͤlligkeit.

WAnn Ariſtoteles die Gefaͤlligkeit ſchon
nicht unter die Tugenden geſetzet haͤt-
te/ wuͤrde man ſie nichts deſtoweniger da-
hin ſetzen/ wann man betrachten ſolte/ wie
noͤthig ſie iſt/ umb die Leute in der Geſell-
ſchafft beyſammen zuhalten. Man kan
ſagen/ daß ſie die Tugend iſt/ ſo da machet/
daß wir die Dinge/ die wir in den Worten
oder in den Thaten einer Perſon/ der wir
gefallen wollen/ vernuͤnfftig befinden/ mit
einer Anmuthigkeit billigen; man kan/
deucht mich/ noch darzu ſetzen/ daß dieſe
Billigung denen jenigen/ denen wir ſie bey-
legen/ zu einem Vortheil außſchlagen
muͤſſe.

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[113/0129] Welt-Mann. durchauß darnach einrichte/ wann er an- derſt ohn Auffhoͤren ihm gefallen wil. Die- ſer Griff iſt nicht allein von den Hof-Leuten wohl zubemercken/ ſondern er erſtrecket ſich uͤber das buͤrgerliche Leben insgemein. Deßwegen wird es nicht uneben ſeyn/ ei- nen ſonderbaren Tractat davon zumachen/ und deſſelben wichtigſte Umbſtaͤnde zu durchſuchen. Von der Gefaͤlligkeit. WAnn Ariſtoteles die Gefaͤlligkeit ſchon nicht unter die Tugenden geſetzet haͤt- te/ wuͤrde man ſie nichts deſtoweniger da- hin ſetzen/ wann man betrachten ſolte/ wie noͤthig ſie iſt/ umb die Leute in der Geſell- ſchafft beyſammen zuhalten. Man kan ſagen/ daß ſie die Tugend iſt/ ſo da machet/ daß wir die Dinge/ die wir in den Worten oder in den Thaten einer Perſon/ der wir gefallen wollen/ vernuͤnfftig befinden/ mit einer Anmuthigkeit billigen; man kan/ deucht mich/ noch darzu ſetzen/ daß dieſe Billigung denen jenigen/ denen wir ſie bey- legen/ zu einem Vortheil außſchlagen muͤſſe. Dieſe

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/129>, abgerufen am 27.04.2024.