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[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

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Der vollkommene
die Verzweiffelung ihm eine Kühnheit bey-
bringen können; und wir können noch
mehr sagen/ daß seine Kühnheit mehr auß
der Einbildung/ als auß dem Hertzen ent-
springe. Die Meinungen die er hat entwe-
der vor die Ehre oder gegen die Unehre/
weil sie ihn täglich darzu bringet daß er den
Tod verachtet/ sind dessen eine klare Probe.
Und die Unsinnigkeit/ welche einen von
Natur furchtsamen Menschen so weit lei-
tet/ daß er sich selbst kecklich das Leben nim-
met/ läst uns gantz nicht mehr daran
zweiffeln.

Von der Furcht.

DJese Gemüths-Bewegung wird ge-
zeuget von der Einbildung eines Ubels/
so man schwerlich meiden kan. Sie ziehet
die Geister zurück nach dem Hertzen/ ent-
weder auff daß sie es stärcken/ oder daß sie
sich allda verstecken/ als in der Mitte eines
belägerten Platzes/ also/ daß man sich nicht
verwundern darff/ wann Gesicht/ Arm
und Beine davon verlassen werden/ dar-
auff eine blasse Farbe und ein Zittern/ als
gewöhnliche Wirckungen der Furcht/ fol-

gen.

Der vollkommene
die Verzweiffelung ihm eine Kuͤhnheit bey-
bringen koͤnnen; und wir koͤnnen noch
mehr ſagen/ daß ſeine Kuͤhnheit mehr auß
der Einbildung/ als auß dem Hertzen ent-
ſpringe. Die Meinungen die er hat entwe-
der vor die Ehre oder gegen die Unehre/
weil ſie ihn taͤglich darzu bringet daß er den
Tod verachtet/ ſind deſſen eine klare Probe.
Und die Unſinnigkeit/ welche einen von
Natur furchtſamen Menſchen ſo weit lei-
tet/ daß er ſich ſelbſt kecklich das Leben nim-
met/ laͤſt uns gantz nicht mehr daran
zweiffeln.

Von der Furcht.

DJeſe Gemuͤths-Bewegung wird ge-
zeuget võ der Einbildung eines Ubels/
ſo man ſchwerlich meiden kan. Sie ziehet
die Geiſter zuruͤck nach dem Hertzen/ ent-
weder auff daß ſie es ſtaͤrcken/ oder daß ſie
ſich allda verſtecken/ als in der Mitte eines
belaͤgerten Platzes/ alſo/ daß man ſich nicht
verwundern darff/ wann Geſicht/ Arm
und Beine davon verlaſſen werden/ dar-
auff eine blaſſe Farbe und ein Zittern/ als
gewoͤhnliche Wirckungen der Furcht/ fol-

gen.
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[78/0094] Der vollkommene die Verzweiffelung ihm eine Kuͤhnheit bey- bringen koͤnnen; und wir koͤnnen noch mehr ſagen/ daß ſeine Kuͤhnheit mehr auß der Einbildung/ als auß dem Hertzen ent- ſpringe. Die Meinungen die er hat entwe- der vor die Ehre oder gegen die Unehre/ weil ſie ihn taͤglich darzu bringet daß er den Tod verachtet/ ſind deſſen eine klare Probe. Und die Unſinnigkeit/ welche einen von Natur furchtſamen Menſchen ſo weit lei- tet/ daß er ſich ſelbſt kecklich das Leben nim- met/ laͤſt uns gantz nicht mehr daran zweiffeln. Von der Furcht. DJeſe Gemuͤths-Bewegung wird ge- zeuget võ der Einbildung eines Ubels/ ſo man ſchwerlich meiden kan. Sie ziehet die Geiſter zuruͤck nach dem Hertzen/ ent- weder auff daß ſie es ſtaͤrcken/ oder daß ſie ſich allda verſtecken/ als in der Mitte eines belaͤgerten Platzes/ alſo/ daß man ſich nicht verwundern darff/ wann Geſicht/ Arm und Beine davon verlaſſen werden/ dar- auff eine blaſſe Farbe und ein Zittern/ als gewoͤhnliche Wirckungen der Furcht/ fol- gen.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/94>, abgerufen am 04.05.2024.