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Civilprozeßordnung. Berlin, 1877.

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III. 1. Absch. §. 492--502.
treffenden Streitpunkte, über welche in Gemäßheit der Anträge
eine Verhandlung und Entscheidung erforderlich ist, selbst wenn
über diese Streitpunkte in erster Instanz nicht verhandelt oder
nicht entschieden ist. Das Berufungsgericht hat ein von ihm er-
lassenes bedingtes Urtheil zu erledigen. Dasselbe kann ein in
erster Instanz erlassenes bedingtes Urtheil erledigen, wenn die
Berufung zurückgewiesen ist.

§. 500.

Das Berufungsgericht hat die Sache, insofern eine weitere
Verhandlung derselben erforderlich ist, an das Gericht erster In-
stanz zurückzuverweisen:

1. wenn durch das angefochtene Urtheil ein Einspruch als
unzulässig verworfen ist;
2. wenn durch das angefochtene Urtheil nur über prozeß-
hindernde Einreden entschieden ist;
3. wenn im Falle eines nach Grund und Betrag streitigen
Anspruchs durch das angefochtene Urtheil über den Grund
des Anspruchs vorab entschieden ist;
4. wenn das angefochtene Urtheil im Urkunden- oder Wechsel-
prozesse unter Vorbehalt der Rechte erlassen ist;
5. wenn das angefochtene Urtheil ein Versäumnißurtheil ist.

Im Falle der Nr. 2 hat das Berufungsgericht die sämmt-
lichen prozeßhindernden Einreden zu erledigen.

§. 501.

Leidet das Verfahren erster Instanz an einem wesentlichen
Mangel, so kann das Berufungsgericht unter Aufhebung des Ur-
theils und des Verfahrens, soweit das letztere durch den Mangel
betroffen wird, die Sache an das Gericht erster Instanz zurück-
verweisen.

§. 502.

Werden nach Vorschrift des §. 252 Vertheidigungsmittel zu-
rückgewiesen, so ist die Geltendmachung derselben dem Beklagten
vorzubehalten.

Enthält das Urtheil keinen Vorbehalt, so kann die Ergänzung
des Urtheils nach Vorschrift des §. 292 beantragt werden.

Das Urtheil, welches unter Vorbehalt der Geltendmachung
von Vertheidigungsmitteln ergeht, ist in Betreff der Rechtsmittel
und der Zwangsvollstreckung als Endurtheil anzusehen.

III. 1. Abſch. §. 492—502.
treffenden Streitpunkte, über welche in Gemäßheit der Anträge
eine Verhandlung und Entſcheidung erforderlich iſt, ſelbſt wenn
über dieſe Streitpunkte in erſter Inſtanz nicht verhandelt oder
nicht entſchieden iſt. Das Berufungsgericht hat ein von ihm er-
laſſenes bedingtes Urtheil zu erledigen. Daſſelbe kann ein in
erſter Inſtanz erlaſſenes bedingtes Urtheil erledigen, wenn die
Berufung zurückgewieſen iſt.

§. 500.

Das Berufungsgericht hat die Sache, inſofern eine weitere
Verhandlung derſelben erforderlich iſt, an das Gericht erſter In-
ſtanz zurückzuverweiſen:

1. wenn durch das angefochtene Urtheil ein Einſpruch als
unzuläſſig verworfen iſt;
2. wenn durch das angefochtene Urtheil nur über prozeß-
hindernde Einreden entſchieden iſt;
3. wenn im Falle eines nach Grund und Betrag ſtreitigen
Anſpruchs durch das angefochtene Urtheil über den Grund
des Anſpruchs vorab entſchieden iſt;
4. wenn das angefochtene Urtheil im Urkunden- oder Wechſel-
prozeſſe unter Vorbehalt der Rechte erlaſſen iſt;
5. wenn das angefochtene Urtheil ein Verſäumnißurtheil iſt.

Im Falle der Nr. 2 hat das Berufungsgericht die ſämmt-
lichen prozeßhindernden Einreden zu erledigen.

§. 501.

Leidet das Verfahren erſter Inſtanz an einem weſentlichen
Mangel, ſo kann das Berufungsgericht unter Aufhebung des Ur-
theils und des Verfahrens, ſoweit das letztere durch den Mangel
betroffen wird, die Sache an das Gericht erſter Inſtanz zurück-
verweiſen.

§. 502.

Werden nach Vorſchrift des §. 252 Vertheidigungsmittel zu-
rückgewieſen, ſo iſt die Geltendmachung derſelben dem Beklagten
vorzubehalten.

Enthält das Urtheil keinen Vorbehalt, ſo kann die Ergänzung
des Urtheils nach Vorſchrift des §. 292 beantragt werden.

Das Urtheil, welches unter Vorbehalt der Geltendmachung
von Vertheidigungsmitteln ergeht, iſt in Betreff der Rechtsmittel
und der Zwangsvollſtreckung als Endurtheil anzuſehen.

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[125/0131] III. 1. Abſch. §. 492—502. treffenden Streitpunkte, über welche in Gemäßheit der Anträge eine Verhandlung und Entſcheidung erforderlich iſt, ſelbſt wenn über dieſe Streitpunkte in erſter Inſtanz nicht verhandelt oder nicht entſchieden iſt. Das Berufungsgericht hat ein von ihm er- laſſenes bedingtes Urtheil zu erledigen. Daſſelbe kann ein in erſter Inſtanz erlaſſenes bedingtes Urtheil erledigen, wenn die Berufung zurückgewieſen iſt. §. 500. Das Berufungsgericht hat die Sache, inſofern eine weitere Verhandlung derſelben erforderlich iſt, an das Gericht erſter In- ſtanz zurückzuverweiſen: 1. wenn durch das angefochtene Urtheil ein Einſpruch als unzuläſſig verworfen iſt; 2. wenn durch das angefochtene Urtheil nur über prozeß- hindernde Einreden entſchieden iſt; 3. wenn im Falle eines nach Grund und Betrag ſtreitigen Anſpruchs durch das angefochtene Urtheil über den Grund des Anſpruchs vorab entſchieden iſt; 4. wenn das angefochtene Urtheil im Urkunden- oder Wechſel- prozeſſe unter Vorbehalt der Rechte erlaſſen iſt; 5. wenn das angefochtene Urtheil ein Verſäumnißurtheil iſt. Im Falle der Nr. 2 hat das Berufungsgericht die ſämmt- lichen prozeßhindernden Einreden zu erledigen. §. 501. Leidet das Verfahren erſter Inſtanz an einem weſentlichen Mangel, ſo kann das Berufungsgericht unter Aufhebung des Ur- theils und des Verfahrens, ſoweit das letztere durch den Mangel betroffen wird, die Sache an das Gericht erſter Inſtanz zurück- verweiſen. §. 502. Werden nach Vorſchrift des §. 252 Vertheidigungsmittel zu- rückgewieſen, ſo iſt die Geltendmachung derſelben dem Beklagten vorzubehalten. Enthält das Urtheil keinen Vorbehalt, ſo kann die Ergänzung des Urtheils nach Vorſchrift des §. 292 beantragt werden. Das Urtheil, welches unter Vorbehalt der Geltendmachung von Vertheidigungsmitteln ergeht, iſt in Betreff der Rechtsmittel und der Zwangsvollſtreckung als Endurtheil anzuſehen.

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Zitationshilfe: Civilprozeßordnung. Berlin, 1877, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unknown_civilprozessordnung_1877/131>, abgerufen am 26.04.2024.