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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
und unten §. 178. von den Nervenschlingen um die Adern
gemuthmaßet wird.

§. 169.

Eine dritte Art, wie die Nerven in die Blutgefäße
wirken können, ist die durch ihren Einfluß in die Mus-
keln. Denn da sich in jedem Muskel viel Blutgefäße ver-
theilen, und er durch den Einfluß seiner Nerven mächtig
zusammengezogen wird, §. 161. so müssen nothwendig
die Adern an dieser Bewegung einigen Antheil nehmen.
Daher befördern sie solchergestalt mittelbarer Weise den
Umlauf des Bluts in den Blutadern, schütteln und zerrei-
ben das in den Pulsadern, und befördern seinen Lauf nach
der Lunge; sie regieren die Ab- und Aussonderungen der Le-
ber, des Gekröses, etc. und vermindern oder beschleunigen
dieselben; sie treiben das Blut weiter fort, und die großen
Muskeln, die den ganzen Unterleib umgeben, treiben das,
was in dieser Höhle enthalten ist, aus derselben heraus, ge-
gen das Herz zu. H. P. §. 416. Viele dieser Verrichtun-
gen sind wahre Seelenwirkungen, ja willkührliche und frey-
willige Bewegungen. §. 165. Nimmt man zu allen die-
sen Wirkungen der Nerven in die Blutgefäße und den Um-
lauf, noch die unmittelbare des Gehirns in die unzähligen
kleinen Blutgefäße desselben; §. 159. so erhellet, daß die-
se dem Anscheine nach meist blos mechanische Verrichtung
des Herzens und der Adern unter einem großen Einflusse
der Vorstellungskraft, und unter einem noch größern der
thierischen Kräfte der Nerven überhaupt stehe. Wegen
noch einer besondern Seelenwirkung der äußern Empfin-
dungen in die Endungen der Adern, die besser erst weiter
unten erkläret werden wird, vergleiche man §. 207.

§. 170.

Jn andre Canäle, die fleischigtere Häute, und mehr
eigne Nerven haben, wie z. E. der Schlund, die Ge-
därme,
u. s. w. wirken die Nerven hauptsächlich durch

den

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
und unten §. 178. von den Nervenſchlingen um die Adern
gemuthmaßet wird.

§. 169.

Eine dritte Art, wie die Nerven in die Blutgefaͤße
wirken koͤnnen, iſt die durch ihren Einfluß in die Mus-
keln. Denn da ſich in jedem Muskel viel Blutgefaͤße ver-
theilen, und er durch den Einfluß ſeiner Nerven maͤchtig
zuſammengezogen wird, §. 161. ſo muͤſſen nothwendig
die Adern an dieſer Bewegung einigen Antheil nehmen.
Daher befoͤrdern ſie ſolchergeſtalt mittelbarer Weiſe den
Umlauf des Bluts in den Blutadern, ſchuͤtteln und zerrei-
ben das in den Pulsadern, und befoͤrdern ſeinen Lauf nach
der Lunge; ſie regieren die Ab- und Ausſonderungen der Le-
ber, des Gekroͤſes, ꝛc. und vermindern oder beſchleunigen
dieſelben; ſie treiben das Blut weiter fort, und die großen
Muskeln, die den ganzen Unterleib umgeben, treiben das,
was in dieſer Hoͤhle enthalten iſt, aus derſelben heraus, ge-
gen das Herz zu. H. P. §. 416. Viele dieſer Verrichtun-
gen ſind wahre Seelenwirkungen, ja willkuͤhrliche und frey-
willige Bewegungen. §. 165. Nimmt man zu allen die-
ſen Wirkungen der Nerven in die Blutgefaͤße und den Um-
lauf, noch die unmittelbare des Gehirns in die unzaͤhligen
kleinen Blutgefaͤße deſſelben; §. 159. ſo erhellet, daß die-
ſe dem Anſcheine nach meiſt blos mechaniſche Verrichtung
des Herzens und der Adern unter einem großen Einfluſſe
der Vorſtellungskraft, und unter einem noch groͤßern der
thieriſchen Kraͤfte der Nerven uͤberhaupt ſtehe. Wegen
noch einer beſondern Seelenwirkung der aͤußern Empfin-
dungen in die Endungen der Adern, die beſſer erſt weiter
unten erklaͤret werden wird, vergleiche man §. 207.

§. 170.

Jn andre Canaͤle, die fleiſchigtere Haͤute, und mehr
eigne Nerven haben, wie z. E. der Schlund, die Ge-
daͤrme,
u. ſ. w. wirken die Nerven hauptſaͤchlich durch

den
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[168/0192] I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. und unten §. 178. von den Nervenſchlingen um die Adern gemuthmaßet wird. §. 169. Eine dritte Art, wie die Nerven in die Blutgefaͤße wirken koͤnnen, iſt die durch ihren Einfluß in die Mus- keln. Denn da ſich in jedem Muskel viel Blutgefaͤße ver- theilen, und er durch den Einfluß ſeiner Nerven maͤchtig zuſammengezogen wird, §. 161. ſo muͤſſen nothwendig die Adern an dieſer Bewegung einigen Antheil nehmen. Daher befoͤrdern ſie ſolchergeſtalt mittelbarer Weiſe den Umlauf des Bluts in den Blutadern, ſchuͤtteln und zerrei- ben das in den Pulsadern, und befoͤrdern ſeinen Lauf nach der Lunge; ſie regieren die Ab- und Ausſonderungen der Le- ber, des Gekroͤſes, ꝛc. und vermindern oder beſchleunigen dieſelben; ſie treiben das Blut weiter fort, und die großen Muskeln, die den ganzen Unterleib umgeben, treiben das, was in dieſer Hoͤhle enthalten iſt, aus derſelben heraus, ge- gen das Herz zu. H. P. §. 416. Viele dieſer Verrichtun- gen ſind wahre Seelenwirkungen, ja willkuͤhrliche und frey- willige Bewegungen. §. 165. Nimmt man zu allen die- ſen Wirkungen der Nerven in die Blutgefaͤße und den Um- lauf, noch die unmittelbare des Gehirns in die unzaͤhligen kleinen Blutgefaͤße deſſelben; §. 159. ſo erhellet, daß die- ſe dem Anſcheine nach meiſt blos mechaniſche Verrichtung des Herzens und der Adern unter einem großen Einfluſſe der Vorſtellungskraft, und unter einem noch groͤßern der thieriſchen Kraͤfte der Nerven uͤberhaupt ſtehe. Wegen noch einer beſondern Seelenwirkung der aͤußern Empfin- dungen in die Endungen der Adern, die beſſer erſt weiter unten erklaͤret werden wird, vergleiche man §. 207. §. 170. Jn andre Canaͤle, die fleiſchigtere Haͤute, und mehr eigne Nerven haben, wie z. E. der Schlund, die Ge- daͤrme, u. ſ. w. wirken die Nerven hauptſaͤchlich durch den

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/192>, abgerufen am 26.04.2024.