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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
§. 378. 405. Mithin sind auch die unmittelbaren See-
lenwirkungen derselben allezeit aus mehrern Theilen zusam-
mengesetzet, und so können es auch, wenn keine natürliche
Hindernisse vorhanden sind, die in die mechanischen Ma-
schinen seyn, wenn die den sinnlichen Eindruck im Gehirne
empfangenden Nerven, oder ihre Faden, zu solchen hinge-
hen. §. 116. Uebrigens bestehen aber nicht alle aus viel
Theilen zusammengesetzte äußere Empfindungen aus lauter
subordinirten: denn es können in der Seele verschiedene
ursprüngliche äußerliche Empfindungen zu gleicher Zeit
seyn, die ihre besondern Seelenwirkungen nach den Gese-
tzen der ursprünglichen äußern Empfindungen jede für sich,
aber zu gleicher Zeit äußern, und dieß sind coordmirte
äußere Empfindungen und Seelenwirkungen.

Wirkungen der Einbildungen durch die Nerven in
die mechanischen Maschinen.
§. 228.

Die sinnlichen Einbildungen der Seele sind von
ihr eigenmächtig nachgeahmte oder wiederholte äußere Em-
pfindungen, denen der äußere sinnliche Eindruck fehlet, der
ihnen das Wahre der äußern Empfindungen geben müßte.
§. 67. Es fehlen nämlich in jeder Einbildung eine Men-
ge Merkmale der äußern Empfindung, deren Vorstellung
der äußere sinnliche Eindruck in die Nerven nothwendig
veranlassen muß, und die sonst die Seele nicht vorstellet.
§. 68. Die materielle Jdee, welche der äußere sinnliche
Eindruck im Gehirne erzeuget, ist die von einer weit voll-
ständigern, aus vielmehr Merkmalen bestehenden Jdee, §.
53. 67. als die, welche die Seele eigenmächtig ins Gehirn
eindrücken kann, wenn sie sie, ohne Beyhülfe desselben
wiederholet. So wie also die Einbildungen in der Seele
nur unvollständige äußere Empfindungen sind, so sind auch
die materiellen Jdeen der Einbildungskraft nur Theile der

mate-

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
§. 378. 405. Mithin ſind auch die unmittelbaren See-
lenwirkungen derſelben allezeit aus mehrern Theilen zuſam-
mengeſetzet, und ſo koͤnnen es auch, wenn keine natuͤrliche
Hinderniſſe vorhanden ſind, die in die mechaniſchen Ma-
ſchinen ſeyn, wenn die den ſinnlichen Eindruck im Gehirne
empfangenden Nerven, oder ihre Faden, zu ſolchen hinge-
hen. §. 116. Uebrigens beſtehen aber nicht alle aus viel
Theilen zuſammengeſetzte aͤußere Empfindungen aus lauter
ſubordinirten: denn es koͤnnen in der Seele verſchiedene
urſpruͤngliche aͤußerliche Empfindungen zu gleicher Zeit
ſeyn, die ihre beſondern Seelenwirkungen nach den Geſe-
tzen der urſpruͤnglichen aͤußern Empfindungen jede fuͤr ſich,
aber zu gleicher Zeit aͤußern, und dieß ſind coordmirte
aͤußere Empfindungen und Seelenwirkungen.

Wirkungen der Einbildungen durch die Nerven in
die mechaniſchen Maſchinen.
§. 228.

Die ſinnlichen Einbildungen der Seele ſind von
ihr eigenmaͤchtig nachgeahmte oder wiederholte aͤußere Em-
pfindungen, denen der aͤußere ſinnliche Eindruck fehlet, der
ihnen das Wahre der aͤußern Empfindungen geben muͤßte.
§. 67. Es fehlen naͤmlich in jeder Einbildung eine Men-
ge Merkmale der aͤußern Empfindung, deren Vorſtellung
der aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven nothwendig
veranlaſſen muß, und die ſonſt die Seele nicht vorſtellet.
§. 68. Die materielle Jdee, welche der aͤußere ſinnliche
Eindruck im Gehirne erzeuget, iſt die von einer weit voll-
ſtaͤndigern, aus vielmehr Merkmalen beſtehenden Jdee, §.
53. 67. als die, welche die Seele eigenmaͤchtig ins Gehirn
eindruͤcken kann, wenn ſie ſie, ohne Beyhuͤlfe deſſelben
wiederholet. So wie alſo die Einbildungen in der Seele
nur unvollſtaͤndige aͤußere Empfindungen ſind, ſo ſind auch
die materiellen Jdeen der Einbildungskraft nur Theile der

mate-
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[210/0234] I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. §. 378. 405. Mithin ſind auch die unmittelbaren See- lenwirkungen derſelben allezeit aus mehrern Theilen zuſam- mengeſetzet, und ſo koͤnnen es auch, wenn keine natuͤrliche Hinderniſſe vorhanden ſind, die in die mechaniſchen Ma- ſchinen ſeyn, wenn die den ſinnlichen Eindruck im Gehirne empfangenden Nerven, oder ihre Faden, zu ſolchen hinge- hen. §. 116. Uebrigens beſtehen aber nicht alle aus viel Theilen zuſammengeſetzte aͤußere Empfindungen aus lauter ſubordinirten: denn es koͤnnen in der Seele verſchiedene urſpruͤngliche aͤußerliche Empfindungen zu gleicher Zeit ſeyn, die ihre beſondern Seelenwirkungen nach den Geſe- tzen der urſpruͤnglichen aͤußern Empfindungen jede fuͤr ſich, aber zu gleicher Zeit aͤußern, und dieß ſind coordmirte aͤußere Empfindungen und Seelenwirkungen. Wirkungen der Einbildungen durch die Nerven in die mechaniſchen Maſchinen. §. 228. Die ſinnlichen Einbildungen der Seele ſind von ihr eigenmaͤchtig nachgeahmte oder wiederholte aͤußere Em- pfindungen, denen der aͤußere ſinnliche Eindruck fehlet, der ihnen das Wahre der aͤußern Empfindungen geben muͤßte. §. 67. Es fehlen naͤmlich in jeder Einbildung eine Men- ge Merkmale der aͤußern Empfindung, deren Vorſtellung der aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven nothwendig veranlaſſen muß, und die ſonſt die Seele nicht vorſtellet. §. 68. Die materielle Jdee, welche der aͤußere ſinnliche Eindruck im Gehirne erzeuget, iſt die von einer weit voll- ſtaͤndigern, aus vielmehr Merkmalen beſtehenden Jdee, §. 53. 67. als die, welche die Seele eigenmaͤchtig ins Gehirn eindruͤcken kann, wenn ſie ſie, ohne Beyhuͤlfe deſſelben wiederholet. So wie alſo die Einbildungen in der Seele nur unvollſtaͤndige aͤußere Empfindungen ſind, ſo ſind auch die materiellen Jdeen der Einbildungskraft nur Theile der mate-

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/234>, abgerufen am 26.04.2024.