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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
§. 124. Da aber auch zu vermuthen ist, daß die innern
Empfindungen von Lust und Unlust, da sie die Vorstel-
lungskraft in ein heftiges Bestreben setzen, indem sie Be-
gierden und Verabscheuungen erregen, §. 81. nicht nur
lebhaftere, sondern auch allgemeinere sinnliche Eindrücke
im Gehirne und Bestrebungen desselben wirken müssen, §.
82. 83. so ist es sehr wahrscheinlich, daß bey diesen innern
Empfindungen die Blutgefäße, die das Gehirn in so un-
geheurer Menge enthält, auf eine besondre Weise gereizet
werden, und dadurch den Umlauf eines sehr beträchtlichen
Theils der ganzen Blutmasse im Gehirne schon so verän-
dern, daß davon eine Veränderung in der Bewegung des
Herzens, im Athemholen und in allen Lebensbewegungen
verursachet wird. §. 159.

§. 252.

Die Seelenwirkungen der Lust der Sinnen, (der
angenehmen änßern Empfindungen, als solcher, §. 80.)
in den mechanischen Maschinen sind solche Bewegungen,
die ihrer natürlichen Bestimmung gemäß sind. Die See-
lenwirkungen der Unlust der Sinnen, (der unangeneh-
men äußern Empfindungen, als solcher, §. 80.) in den
mechanischen Maschinen sind widernatürliche Bewegungen.
§. 195. 196. Da nun die Lust und Unlust der sinnlichen
Vorstellungen, z. E. Einbildungen und Vorhersehungen
nur eine unvollständige, schwächere, der Sinnen ist, §. 80.
228. 239. so müssen auch die Seelenwirkungen angeneh-
mer Einbildungen und Vorhersehungen, ja selbst der ver-
ständigen Vorstellungen, in so fern sie allezeit sinnliche
Triebfedern in sich enthalten, §. 251. der natürlichen Be-
stimmung der mechanischen Maschinen, worinn sie erfol-
gen, gemäß, die der unangenehmen aber widernatürlich
seyn. §. 234. N. 2. §. 245. N. 2. Mithin verändern
alle angenehme sinnliche Reizungen (§. 88.) die Lebensbe-
wegungen auf eine der Natur gemäße Art, die unan-
genehmen hingegen widernatürlich. Weil aber eine

zu

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
§. 124. Da aber auch zu vermuthen iſt, daß die innern
Empfindungen von Luſt und Unluſt, da ſie die Vorſtel-
lungskraft in ein heftiges Beſtreben ſetzen, indem ſie Be-
gierden und Verabſcheuungen erregen, §. 81. nicht nur
lebhaftere, ſondern auch allgemeinere ſinnliche Eindruͤcke
im Gehirne und Beſtrebungen deſſelben wirken muͤſſen, §.
82. 83. ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß bey dieſen innern
Empfindungen die Blutgefaͤße, die das Gehirn in ſo un-
geheurer Menge enthaͤlt, auf eine beſondre Weiſe gereizet
werden, und dadurch den Umlauf eines ſehr betraͤchtlichen
Theils der ganzen Blutmaſſe im Gehirne ſchon ſo veraͤn-
dern, daß davon eine Veraͤnderung in der Bewegung des
Herzens, im Athemholen und in allen Lebensbewegungen
verurſachet wird. §. 159.

§. 252.

Die Seelenwirkungen der Luſt der Sinnen, (der
angenehmen aͤnßern Empfindungen, als ſolcher, §. 80.)
in den mechaniſchen Maſchinen ſind ſolche Bewegungen,
die ihrer natuͤrlichen Beſtimmung gemaͤß ſind. Die See-
lenwirkungen der Unluſt der Sinnen, (der unangeneh-
men aͤußern Empfindungen, als ſolcher, §. 80.) in den
mechaniſchen Maſchinen ſind widernatuͤrliche Bewegungen.
§. 195. 196. Da nun die Luſt und Unluſt der ſinnlichen
Vorſtellungen, z. E. Einbildungen und Vorherſehungen
nur eine unvollſtaͤndige, ſchwaͤchere, der Sinnen iſt, §. 80.
228. 239. ſo muͤſſen auch die Seelenwirkungen angeneh-
mer Einbildungen und Vorherſehungen, ja ſelbſt der ver-
ſtaͤndigen Vorſtellungen, in ſo fern ſie allezeit ſinnliche
Triebfedern in ſich enthalten, §. 251. der natuͤrlichen Be-
ſtimmung der mechaniſchen Maſchinen, worinn ſie erfol-
gen, gemaͤß, die der unangenehmen aber widernatuͤrlich
ſeyn. §. 234. N. 2. §. 245. N. 2. Mithin veraͤndern
alle angenehme ſinnliche Reizungen (§. 88.) die Lebensbe-
wegungen auf eine der Natur gemaͤße Art, die unan-
genehmen hingegen widernatuͤrlich. Weil aber eine

zu
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[230/0254] I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. §. 124. Da aber auch zu vermuthen iſt, daß die innern Empfindungen von Luſt und Unluſt, da ſie die Vorſtel- lungskraft in ein heftiges Beſtreben ſetzen, indem ſie Be- gierden und Verabſcheuungen erregen, §. 81. nicht nur lebhaftere, ſondern auch allgemeinere ſinnliche Eindruͤcke im Gehirne und Beſtrebungen deſſelben wirken muͤſſen, §. 82. 83. ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß bey dieſen innern Empfindungen die Blutgefaͤße, die das Gehirn in ſo un- geheurer Menge enthaͤlt, auf eine beſondre Weiſe gereizet werden, und dadurch den Umlauf eines ſehr betraͤchtlichen Theils der ganzen Blutmaſſe im Gehirne ſchon ſo veraͤn- dern, daß davon eine Veraͤnderung in der Bewegung des Herzens, im Athemholen und in allen Lebensbewegungen verurſachet wird. §. 159. §. 252. Die Seelenwirkungen der Luſt der Sinnen, (der angenehmen aͤnßern Empfindungen, als ſolcher, §. 80.) in den mechaniſchen Maſchinen ſind ſolche Bewegungen, die ihrer natuͤrlichen Beſtimmung gemaͤß ſind. Die See- lenwirkungen der Unluſt der Sinnen, (der unangeneh- men aͤußern Empfindungen, als ſolcher, §. 80.) in den mechaniſchen Maſchinen ſind widernatuͤrliche Bewegungen. §. 195. 196. Da nun die Luſt und Unluſt der ſinnlichen Vorſtellungen, z. E. Einbildungen und Vorherſehungen nur eine unvollſtaͤndige, ſchwaͤchere, der Sinnen iſt, §. 80. 228. 239. ſo muͤſſen auch die Seelenwirkungen angeneh- mer Einbildungen und Vorherſehungen, ja ſelbſt der ver- ſtaͤndigen Vorſtellungen, in ſo fern ſie allezeit ſinnliche Triebfedern in ſich enthalten, §. 251. der natuͤrlichen Be- ſtimmung der mechaniſchen Maſchinen, worinn ſie erfol- gen, gemaͤß, die der unangenehmen aber widernatuͤrlich ſeyn. §. 234. N. 2. §. 245. N. 2. Mithin veraͤndern alle angenehme ſinnliche Reizungen (§. 88.) die Lebensbe- wegungen auf eine der Natur gemaͤße Art, die unan- genehmen hingegen widernatuͤrlich. Weil aber eine zu

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/254>, abgerufen am 26.04.2024.