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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. sinnl. Eindr.
rische Bewegung des Zwerchfelles auch, als eine mittelbare
Nervenwirkung äußerer sinnlicher Eindrücke, von innern
ohne Vorstellungen hervorgebracht und verändert werden
könne.

§. 524.

Die gewöhnliche natürliche Bewegung des Zwerchfelles
stammet nicht von äußern Reizen her, die empfunden wer-
den; §. 465. ob sie gleich durch solche wohl verändert
wird. §. 208. Sie ist gewöhnlich keine Seelenwirkung
von äußern Empfindungen, und da sie auch ohne unser
Bewußtseyn, ja ohne daß wir nur ihr Daseyn wüßten,
stets von Statten geht, so ist sie auch keine Seelenwirkung
andrer Vorstellungen, ob diese sie gleich sogar willkührlich
verändern können. §. 171. Es muß also der gewöhnli-
che Reiz zur fortwährenden natürlichen Bewegung des
Zwerchfelles durch sinnliche Eindrücke ohne Vorstellungen
wirken, und sie ist also entweder eine unmittelbare Nerven-
wirkung äußerer sinnlicher Eindrücke, oder eine von innern
ohne Vorstellungen, §. 356. welche letztern wieder entwe-
der mittelbare von äußern, §. 419. 483. oder ursprüng-
liche innere seyn können. §. 490. Gesetzt, sie wäre die
unmittelbare Nervenwirkung äußerer sinnlicher Eindrücke,
welches an sich wohl möglich wäre, §. 465. so ist sie dieß
doch eben so wenig allein, wie die natürliche Bewegung
des Herzens, §. 515. sondern es muß nothwendig ein in-
nerer sinnlicher Eindruck zu ihrer ordentlichen Fortdauer,
eben so wie beym Herzen und vielleicht zu eben demselben
Zwecke, §. 515. mitwirken, weil sie unterbrochen wird,
sobald man den Nervenstamm des Zwerchfelles bindet. §.
171. Mithin wird sie beständig von innern sinnlichen
Eindrücken ohne Vorstellungen mit unterhalten, wie sie sich
denn auch wirklich erneuert, sobald man dem Nerven un-
ter dem Bande einen solchen wiedergiebt. Ob diese innern
sinnlichen Eindrücke aber gewöhnlich ursprüngliche, oder
gewendete äußere sind, ist nicht wohl auszumachen, da uns
der Ort unbekannt ist, wo der Reiz zu dieser Nervenwir-

kung

II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
riſche Bewegung des Zwerchfelles auch, als eine mittelbare
Nervenwirkung aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke, von innern
ohne Vorſtellungen hervorgebracht und veraͤndert werden
koͤnne.

§. 524.

Die gewoͤhnliche natuͤrliche Bewegung des Zwerchfelles
ſtammet nicht von aͤußern Reizen her, die empfunden wer-
den; §. 465. ob ſie gleich durch ſolche wohl veraͤndert
wird. §. 208. Sie iſt gewoͤhnlich keine Seelenwirkung
von aͤußern Empfindungen, und da ſie auch ohne unſer
Bewußtſeyn, ja ohne daß wir nur ihr Daſeyn wuͤßten,
ſtets von Statten geht, ſo iſt ſie auch keine Seelenwirkung
andrer Vorſtellungen, ob dieſe ſie gleich ſogar willkuͤhrlich
veraͤndern koͤnnen. §. 171. Es muß alſo der gewoͤhnli-
che Reiz zur fortwaͤhrenden natuͤrlichen Bewegung des
Zwerchfelles durch ſinnliche Eindruͤcke ohne Vorſtellungen
wirken, und ſie iſt alſo entweder eine unmittelbare Nerven-
wirkung aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke, oder eine von innern
ohne Vorſtellungen, §. 356. welche letztern wieder entwe-
der mittelbare von aͤußern, §. 419. 483. oder urſpruͤng-
liche innere ſeyn koͤnnen. §. 490. Geſetzt, ſie waͤre die
unmittelbare Nervenwirkung aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke,
welches an ſich wohl moͤglich waͤre, §. 465. ſo iſt ſie dieß
doch eben ſo wenig allein, wie die natuͤrliche Bewegung
des Herzens, §. 515. ſondern es muß nothwendig ein in-
nerer ſinnlicher Eindruck zu ihrer ordentlichen Fortdauer,
eben ſo wie beym Herzen und vielleicht zu eben demſelben
Zwecke, §. 515. mitwirken, weil ſie unterbrochen wird,
ſobald man den Nervenſtamm des Zwerchfelles bindet. §.
171. Mithin wird ſie beſtaͤndig von innern ſinnlichen
Eindruͤcken ohne Vorſtellungen mit unterhalten, wie ſie ſich
denn auch wirklich erneuert, ſobald man dem Nerven un-
ter dem Bande einen ſolchen wiedergiebt. Ob dieſe innern
ſinnlichen Eindruͤcke aber gewoͤhnlich urſpruͤngliche, oder
gewendete aͤußere ſind, iſt nicht wohl auszumachen, da uns
der Ort unbekannt iſt, wo der Reiz zu dieſer Nervenwir-

kung
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[518/0542] II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr. riſche Bewegung des Zwerchfelles auch, als eine mittelbare Nervenwirkung aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke, von innern ohne Vorſtellungen hervorgebracht und veraͤndert werden koͤnne. §. 524. Die gewoͤhnliche natuͤrliche Bewegung des Zwerchfelles ſtammet nicht von aͤußern Reizen her, die empfunden wer- den; §. 465. ob ſie gleich durch ſolche wohl veraͤndert wird. §. 208. Sie iſt gewoͤhnlich keine Seelenwirkung von aͤußern Empfindungen, und da ſie auch ohne unſer Bewußtſeyn, ja ohne daß wir nur ihr Daſeyn wuͤßten, ſtets von Statten geht, ſo iſt ſie auch keine Seelenwirkung andrer Vorſtellungen, ob dieſe ſie gleich ſogar willkuͤhrlich veraͤndern koͤnnen. §. 171. Es muß alſo der gewoͤhnli- che Reiz zur fortwaͤhrenden natuͤrlichen Bewegung des Zwerchfelles durch ſinnliche Eindruͤcke ohne Vorſtellungen wirken, und ſie iſt alſo entweder eine unmittelbare Nerven- wirkung aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke, oder eine von innern ohne Vorſtellungen, §. 356. welche letztern wieder entwe- der mittelbare von aͤußern, §. 419. 483. oder urſpruͤng- liche innere ſeyn koͤnnen. §. 490. Geſetzt, ſie waͤre die unmittelbare Nervenwirkung aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke, welches an ſich wohl moͤglich waͤre, §. 465. ſo iſt ſie dieß doch eben ſo wenig allein, wie die natuͤrliche Bewegung des Herzens, §. 515. ſondern es muß nothwendig ein in- nerer ſinnlicher Eindruck zu ihrer ordentlichen Fortdauer, eben ſo wie beym Herzen und vielleicht zu eben demſelben Zwecke, §. 515. mitwirken, weil ſie unterbrochen wird, ſobald man den Nervenſtamm des Zwerchfelles bindet. §. 171. Mithin wird ſie beſtaͤndig von innern ſinnlichen Eindruͤcken ohne Vorſtellungen mit unterhalten, wie ſie ſich denn auch wirklich erneuert, ſobald man dem Nerven un- ter dem Bande einen ſolchen wiedergiebt. Ob dieſe innern ſinnlichen Eindruͤcke aber gewoͤhnlich urſpruͤngliche, oder gewendete aͤußere ſind, iſt nicht wohl auszumachen, da uns der Ort unbekannt iſt, wo der Reiz zu dieſer Nervenwir- kung

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/542>, abgerufen am 27.04.2024.