Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
setzet; und äußere Empfindungen an den Geschlechtstheilen,
die vordem nichts mehr als das waren, was sie an andern
Theilen sind, erhalten nun die neue Seelenwirkung, daß
sie bey den männlichen den Samen austreiben und bey den
weiblichen die Geschlechtstheile in die Verfassung setzen, ihn
zur Befruchtung eines Eyes zu empfangen. §. 274. 289.
Die äußern sinnlichen Eindrücke dieser Empfindungen bey
beseelten Thieren thun in dieser Periode bey den unbeseelten
eben diese ungewöhnlichen Wirkungen. §. 481. Ohne bey
ihnen eine Empfindung zu erregen, werden sie gleichwohl
so gewendet, daß sie durch die Nerven eben so in die Ge-
schlechtstheile wirken, wie es ihre Empfindung thun wür-
de. §. 540. Denn daß dieß wirklich die äußern sinnli-
chen Eindrücke durch eine Wendung auf die Nerven der
Geschlechtstheile, auch wenn diese nicht selbst unmittelbar
gereizet worden sind, durch innere sinnliche Eindrücke, wie
sie ihre Empfindung dem Thiere geben würde, bewerkstelli-
gen, erhellet daraus, weil das Flattern der Flügel, wo-
durch die Weibchen der Schmetterlinge zur Begattung
locken, die Nerven eines enthaupteten männlichen Schmet-
terlings nur überhaupt, und nicht insbesondre seine Ge-
schlechtstheile, wie jede andre solche Erschütterung reizet,
und gleichwohl eben die Wirkung in dieselben hat, als ob
sie empfunden, und also durch einen innern sinnlichen Ein-
druck von Vorstellungen reflektiret worden wäre. Daß aber
diese äußern sinnlichen Eindrücke diese Wendung durch die
bloßen Nervenkräfte nur erst in dieser Periode, und nach-
dem ihnen gleichsam dazu der Weg gebahnet worden, neh-
men, ist daraus augenscheinlich, weil diese äußern sinnli-
chen Eindrücke dergleichen Wendung auf die Geschlechts-
theile bey den enthaupteten männlichen Schmetterlingen
nicht nehmen, wofern sie sich nicht vor der Enthauptung
wirklich schon wenigstens einmal begattet haben. §. 560.

§. 656.

Außer den äußern sinnlichen Eindrücken, welche in
dieser Periode des Lebens der Thiere eine so neue thierische

Kraft

III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
ſetzet; und aͤußere Empfindungen an den Geſchlechtstheilen,
die vordem nichts mehr als das waren, was ſie an andern
Theilen ſind, erhalten nun die neue Seelenwirkung, daß
ſie bey den maͤnnlichen den Samen austreiben und bey den
weiblichen die Geſchlechtstheile in die Verfaſſung ſetzen, ihn
zur Befruchtung eines Eyes zu empfangen. §. 274. 289.
Die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke dieſer Empfindungen bey
beſeelten Thieren thun in dieſer Periode bey den unbeſeelten
eben dieſe ungewoͤhnlichen Wirkungen. §. 481. Ohne bey
ihnen eine Empfindung zu erregen, werden ſie gleichwohl
ſo gewendet, daß ſie durch die Nerven eben ſo in die Ge-
ſchlechtstheile wirken, wie es ihre Empfindung thun wuͤr-
de. §. 540. Denn daß dieß wirklich die aͤußern ſinnli-
chen Eindruͤcke durch eine Wendung auf die Nerven der
Geſchlechtstheile, auch wenn dieſe nicht ſelbſt unmittelbar
gereizet worden ſind, durch innere ſinnliche Eindruͤcke, wie
ſie ihre Empfindung dem Thiere geben wuͤrde, bewerkſtelli-
gen, erhellet daraus, weil das Flattern der Fluͤgel, wo-
durch die Weibchen der Schmetterlinge zur Begattung
locken, die Nerven eines enthaupteten maͤnnlichen Schmet-
terlings nur uͤberhaupt, und nicht insbeſondre ſeine Ge-
ſchlechtstheile, wie jede andre ſolche Erſchuͤtterung reizet,
und gleichwohl eben die Wirkung in dieſelben hat, als ob
ſie empfunden, und alſo durch einen innern ſinnlichen Ein-
druck von Vorſtellungen reflektiret worden waͤre. Daß aber
dieſe aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke dieſe Wendung durch die
bloßen Nervenkraͤfte nur erſt in dieſer Periode, und nach-
dem ihnen gleichſam dazu der Weg gebahnet worden, neh-
men, iſt daraus augenſcheinlich, weil dieſe aͤußern ſinnli-
chen Eindruͤcke dergleichen Wendung auf die Geſchlechts-
theile bey den enthaupteten maͤnnlichen Schmetterlingen
nicht nehmen, wofern ſie ſich nicht vor der Enthauptung
wirklich ſchon wenigſtens einmal begattet haben. §. 560.

§. 656.

Außer den aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken, welche in
dieſer Periode des Lebens der Thiere eine ſo neue thieriſche

Kraft
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0694" n="670"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi> Th. Natur der Thiere im Ganzen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;etzet; und a&#x0364;ußere Empfindungen an den Ge&#x017F;chlechtstheilen,<lb/>
die vordem nichts mehr als das waren, was &#x017F;ie an andern<lb/>
Theilen &#x017F;ind, erhalten nun die neue Seelenwirkung, daß<lb/>
&#x017F;ie bey den ma&#x0364;nnlichen den Samen austreiben und bey den<lb/>
weiblichen die Ge&#x017F;chlechtstheile in die Verfa&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;etzen, ihn<lb/>
zur Befruchtung eines Eyes zu empfangen. §. 274. 289.<lb/>
Die a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindru&#x0364;cke die&#x017F;er Empfindungen bey<lb/>
be&#x017F;eelten Thieren thun in die&#x017F;er Periode bey den unbe&#x017F;eelten<lb/>
eben die&#x017F;e ungewo&#x0364;hnlichen Wirkungen. §. 481. Ohne bey<lb/>
ihnen eine Empfindung zu erregen, werden &#x017F;ie gleichwohl<lb/>
&#x017F;o gewendet, daß &#x017F;ie durch die Nerven eben &#x017F;o in die Ge-<lb/>
&#x017F;chlechtstheile wirken, wie es ihre Empfindung thun wu&#x0364;r-<lb/>
de. §. 540. Denn daß dieß wirklich die a&#x0364;ußern &#x017F;innli-<lb/>
chen Eindru&#x0364;cke durch eine Wendung auf die Nerven der<lb/>
Ge&#x017F;chlechtstheile, auch wenn die&#x017F;e nicht &#x017F;elb&#x017F;t unmittelbar<lb/>
gereizet worden &#x017F;ind, durch innere &#x017F;innliche Eindru&#x0364;cke, wie<lb/>
&#x017F;ie ihre Empfindung dem Thiere geben wu&#x0364;rde, bewerk&#x017F;telli-<lb/>
gen, erhellet daraus, weil das Flattern der Flu&#x0364;gel, wo-<lb/>
durch die Weibchen der Schmetterlinge zur Begattung<lb/>
locken, die Nerven eines enthaupteten ma&#x0364;nnlichen Schmet-<lb/>
terlings nur u&#x0364;berhaupt, und nicht insbe&#x017F;ondre &#x017F;eine Ge-<lb/>
&#x017F;chlechtstheile, wie jede andre &#x017F;olche Er&#x017F;chu&#x0364;tterung reizet,<lb/>
und gleichwohl eben die Wirkung in die&#x017F;elben hat, als ob<lb/>
&#x017F;ie empfunden, und al&#x017F;o durch einen innern &#x017F;innlichen Ein-<lb/>
druck von Vor&#x017F;tellungen reflektiret worden wa&#x0364;re. Daß aber<lb/>
die&#x017F;e a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindru&#x0364;cke die&#x017F;e Wendung durch die<lb/>
bloßen Nervenkra&#x0364;fte nur er&#x017F;t in die&#x017F;er Periode, und nach-<lb/>
dem ihnen gleich&#x017F;am dazu der Weg gebahnet worden, neh-<lb/>
men, i&#x017F;t daraus augen&#x017F;cheinlich, weil die&#x017F;e a&#x0364;ußern &#x017F;innli-<lb/>
chen Eindru&#x0364;cke dergleichen Wendung auf die Ge&#x017F;chlechts-<lb/>
theile bey den enthaupteten ma&#x0364;nnlichen Schmetterlingen<lb/>
nicht nehmen, wofern &#x017F;ie &#x017F;ich nicht vor der Enthauptung<lb/>
wirklich &#x017F;chon wenig&#x017F;tens einmal begattet haben. §. 560.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 656.</head><lb/>
            <p>Außer den a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindru&#x0364;cken, welche in<lb/>
die&#x017F;er Periode des Lebens der Thiere eine &#x017F;o neue thieri&#x017F;che<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Kraft</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[670/0694] III Th. Natur der Thiere im Ganzen. ſetzet; und aͤußere Empfindungen an den Geſchlechtstheilen, die vordem nichts mehr als das waren, was ſie an andern Theilen ſind, erhalten nun die neue Seelenwirkung, daß ſie bey den maͤnnlichen den Samen austreiben und bey den weiblichen die Geſchlechtstheile in die Verfaſſung ſetzen, ihn zur Befruchtung eines Eyes zu empfangen. §. 274. 289. Die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke dieſer Empfindungen bey beſeelten Thieren thun in dieſer Periode bey den unbeſeelten eben dieſe ungewoͤhnlichen Wirkungen. §. 481. Ohne bey ihnen eine Empfindung zu erregen, werden ſie gleichwohl ſo gewendet, daß ſie durch die Nerven eben ſo in die Ge- ſchlechtstheile wirken, wie es ihre Empfindung thun wuͤr- de. §. 540. Denn daß dieß wirklich die aͤußern ſinnli- chen Eindruͤcke durch eine Wendung auf die Nerven der Geſchlechtstheile, auch wenn dieſe nicht ſelbſt unmittelbar gereizet worden ſind, durch innere ſinnliche Eindruͤcke, wie ſie ihre Empfindung dem Thiere geben wuͤrde, bewerkſtelli- gen, erhellet daraus, weil das Flattern der Fluͤgel, wo- durch die Weibchen der Schmetterlinge zur Begattung locken, die Nerven eines enthaupteten maͤnnlichen Schmet- terlings nur uͤberhaupt, und nicht insbeſondre ſeine Ge- ſchlechtstheile, wie jede andre ſolche Erſchuͤtterung reizet, und gleichwohl eben die Wirkung in dieſelben hat, als ob ſie empfunden, und alſo durch einen innern ſinnlichen Ein- druck von Vorſtellungen reflektiret worden waͤre. Daß aber dieſe aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke dieſe Wendung durch die bloßen Nervenkraͤfte nur erſt in dieſer Periode, und nach- dem ihnen gleichſam dazu der Weg gebahnet worden, neh- men, iſt daraus augenſcheinlich, weil dieſe aͤußern ſinnli- chen Eindruͤcke dergleichen Wendung auf die Geſchlechts- theile bey den enthaupteten maͤnnlichen Schmetterlingen nicht nehmen, wofern ſie ſich nicht vor der Enthauptung wirklich ſchon wenigſtens einmal begattet haben. §. 560. §. 656. Außer den aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken, welche in dieſer Periode des Lebens der Thiere eine ſo neue thieriſche Kraft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/694
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/694>, abgerufen am 26.04.2024.