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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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3 Abschn. Der Nerven. Aeußere Empfindungen.
365. (Vergl. §. 35.) Soll also ein Theil des Kör-
pers empfindlich seyn,
so muß er Nerven haben, die
solcher äußerer sinnlicher Eindrücke fähig sind, welche sich
ungehindert bis zum Gehirne fortpflanzen und daselbst die
materielle Jdee einer Vorstellung, die diesem Eindrucke
eigen ist, erzeugen können. Je mehr solcher Nerven ein
Theil hat, je leichter dieselben einen äußern sinnlichen Ein-
druck annehmen, und je ungehinderter sie ihn bis ins Ge-
hirn an ihren Ursprung fortpflanzen können, §. 43. desto
empfindlicher ist er. Je weniger solcher Nerven ein Theil
hat, ob er gleich desto mehr andre haben möchte, je schwe-
rer es ist, ihnen äußere sinnliche Eindrücke beyzubringen,
das ist, je mehr sie vor jeder oder vor vielen Berührun-
gen gedecket und verborgen liegen, und je mehr Hinder-
nisse vorhanden sind, welche den Fortgang der äußern sinn-
lichen Eindrücke zum Gehirne unterbrechen oder abwen-
wenden, desto unempfindlicher ist er. §. 34.

§. 45.

Nunmehr läßt sich erklären, was zur Hervorbrin-
gung einer äußern Empfindung in der Seele
erfo-
dert werde.

1. Es muß ein Nerve so gerühret werden, daß sein
Mark davon einen äußern sinnlichen Eindruck empfängt.
§. 31. 32.
2. Dieser Eindruck muß sich bis ins Gehirn und zwar
darinn bis in den Ursprung dieses Nerven fortpflanzen.
§. 43. 44.
3. Er muß daselbst die thierische Bewegung (materielle
Jdee) hervorbringen, die aus diesem äußern sinnlichen
Eindrucke der Natur nach entsteht, und sobald dieß ge-
schieht, entwickelt die Vorstellungskraft der Seele die äus-
sere Empfindung. §. 34. 25.
§. 46.

Eine äußere Empfindung durch einen gegebenen
Nerven wird gehindert, oder kann nicht entstehen:

1. Wenn

3 Abſchn. Der Nerven. Aeußere Empfindungen.
365. (Vergl. §. 35.) Soll alſo ein Theil des Koͤr-
pers empfindlich ſeyn,
ſo muß er Nerven haben, die
ſolcher aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke faͤhig ſind, welche ſich
ungehindert bis zum Gehirne fortpflanzen und daſelbſt die
materielle Jdee einer Vorſtellung, die dieſem Eindrucke
eigen iſt, erzeugen koͤnnen. Je mehr ſolcher Nerven ein
Theil hat, je leichter dieſelben einen aͤußern ſinnlichen Ein-
druck annehmen, und je ungehinderter ſie ihn bis ins Ge-
hirn an ihren Urſprung fortpflanzen koͤnnen, §. 43. deſto
empfindlicher iſt er. Je weniger ſolcher Nerven ein Theil
hat, ob er gleich deſto mehr andre haben moͤchte, je ſchwe-
rer es iſt, ihnen aͤußere ſinnliche Eindruͤcke beyzubringen,
das iſt, je mehr ſie vor jeder oder vor vielen Beruͤhrun-
gen gedecket und verborgen liegen, und je mehr Hinder-
niſſe vorhanden ſind, welche den Fortgang der aͤußern ſinn-
lichen Eindruͤcke zum Gehirne unterbrechen oder abwen-
wenden, deſto unempfindlicher iſt er. §. 34.

§. 45.

Nunmehr laͤßt ſich erklaͤren, was zur Hervorbrin-
gung einer aͤußern Empfindung in der Seele
erfo-
dert werde.

1. Es muß ein Nerve ſo geruͤhret werden, daß ſein
Mark davon einen aͤußern ſinnlichen Eindruck empfaͤngt.
§. 31. 32.
2. Dieſer Eindruck muß ſich bis ins Gehirn und zwar
darinn bis in den Urſprung dieſes Nerven fortpflanzen.
§. 43. 44.
3. Er muß daſelbſt die thieriſche Bewegung (materielle
Jdee) hervorbringen, die aus dieſem aͤußern ſinnlichen
Eindrucke der Natur nach entſteht, und ſobald dieß ge-
ſchieht, entwickelt die Vorſtellungskraft der Seele die aͤuſ-
ſere Empfindung. §. 34. 25.
§. 46.

Eine aͤußere Empfindung durch einen gegebenen
Nerven wird gehindert, oder kann nicht entſtehen:

1. Wenn
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[61/0085] 3 Abſchn. Der Nerven. Aeußere Empfindungen. 365. (Vergl. §. 35.) Soll alſo ein Theil des Koͤr- pers empfindlich ſeyn, ſo muß er Nerven haben, die ſolcher aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke faͤhig ſind, welche ſich ungehindert bis zum Gehirne fortpflanzen und daſelbſt die materielle Jdee einer Vorſtellung, die dieſem Eindrucke eigen iſt, erzeugen koͤnnen. Je mehr ſolcher Nerven ein Theil hat, je leichter dieſelben einen aͤußern ſinnlichen Ein- druck annehmen, und je ungehinderter ſie ihn bis ins Ge- hirn an ihren Urſprung fortpflanzen koͤnnen, §. 43. deſto empfindlicher iſt er. Je weniger ſolcher Nerven ein Theil hat, ob er gleich deſto mehr andre haben moͤchte, je ſchwe- rer es iſt, ihnen aͤußere ſinnliche Eindruͤcke beyzubringen, das iſt, je mehr ſie vor jeder oder vor vielen Beruͤhrun- gen gedecket und verborgen liegen, und je mehr Hinder- niſſe vorhanden ſind, welche den Fortgang der aͤußern ſinn- lichen Eindruͤcke zum Gehirne unterbrechen oder abwen- wenden, deſto unempfindlicher iſt er. §. 34. §. 45. Nunmehr laͤßt ſich erklaͤren, was zur Hervorbrin- gung einer aͤußern Empfindung in der Seele erfo- dert werde. 1. Es muß ein Nerve ſo geruͤhret werden, daß ſein Mark davon einen aͤußern ſinnlichen Eindruck empfaͤngt. §. 31. 32. 2. Dieſer Eindruck muß ſich bis ins Gehirn und zwar darinn bis in den Urſprung dieſes Nerven fortpflanzen. §. 43. 44. 3. Er muß daſelbſt die thieriſche Bewegung (materielle Jdee) hervorbringen, die aus dieſem aͤußern ſinnlichen Eindrucke der Natur nach entſteht, und ſobald dieß ge- ſchieht, entwickelt die Vorſtellungskraft der Seele die aͤuſ- ſere Empfindung. §. 34. 25. §. 46. Eine aͤußere Empfindung durch einen gegebenen Nerven wird gehindert, oder kann nicht entſtehen: 1. Wenn

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/85>, abgerufen am 26.04.2024.