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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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3 Abschn. Der Nerven. Die äußerlichen Sinne.
licher Eindrücke von einer besondern Art, mithin auch nur
zu einer besondern Art äußerlicher Empfindungen fähig
sind, heißen, in Beziehung auf diese besondre Empfin-
dungskraft ihrer Nerven, Gliedmaßen der (äußerli-
chen) Sinne.
Bey den Menschen werden deren fünfe
unterschieden: hingegen haben andre empfindende Thiere
deren weniger, und vielleicht einige deren mehr.

§. 56.

Die in der Haut überall vertheilten Nervenspitzen sind
besonders solcher äußerer sinnlicher Eindrücke fähig, wo-
durch die Seele von der Berührung der Flächen der Kör-
per äußere Empfindungen erhält. Dieser Sinn heißt der
Sinn des Gefühls;
daher setzet man auch den eigentli-
chen Sitz desselben in die Fingerspitzen. Allein der Begriff
vom Sinne des Gefühls ist sehr unbestimmt, und verliert
sich im allgemeinen Begriffe der äußerlichen Empfindun-
gen. §. 34. Denn wir empfinden durch ihn Wärme, Käl-
te, Schwere, Feuchtigkeit, Trockenheit, Hartes und
Weiches, u. s. w. Wenn man sagt, daß alle fünf äuße-
re Sinne nur Arten des Gefühls sind, so versteht man dar-
unter nicht den Sinn des Gefühls, sondern die äußere Em-
pfindung überhaupt. Wenn man aber gar, wie Le Cat,
des Sens S. 15. die Liebe nur für eine Art des Gefühls
hält, so versteht man den Unterschied der Triebe von den
Empfindungen nicht.

§. 57.

Die Nerven der Zunge und des Gaums sind gewisser
äußerer sinnlicher Eindrücke, von aufgelöseten Salzen und
von Oelen, fähig, die kein andrer Nerve davon empfängt,
und diese Empfindlichkeit der Zunge und des Gaums
heißt der Sinn des Geschmacks. Durch ihn unter-
scheidet die Seele hauptsächlich die Nahrungsmittel des
Körpers.

§. 58.

3 Abſchn. Der Nerven. Die aͤußerlichen Sinne.
licher Eindruͤcke von einer beſondern Art, mithin auch nur
zu einer beſondern Art aͤußerlicher Empfindungen faͤhig
ſind, heißen, in Beziehung auf dieſe beſondre Empfin-
dungskraft ihrer Nerven, Gliedmaßen der (aͤußerli-
chen) Sinne.
Bey den Menſchen werden deren fuͤnfe
unterſchieden: hingegen haben andre empfindende Thiere
deren weniger, und vielleicht einige deren mehr.

§. 56.

Die in der Haut uͤberall vertheilten Nervenſpitzen ſind
beſonders ſolcher aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke faͤhig, wo-
durch die Seele von der Beruͤhrung der Flaͤchen der Koͤr-
per aͤußere Empfindungen erhaͤlt. Dieſer Sinn heißt der
Sinn des Gefuͤhls;
daher ſetzet man auch den eigentli-
chen Sitz deſſelben in die Fingerſpitzen. Allein der Begriff
vom Sinne des Gefuͤhls iſt ſehr unbeſtimmt, und verliert
ſich im allgemeinen Begriffe der aͤußerlichen Empfindun-
gen. §. 34. Denn wir empfinden durch ihn Waͤrme, Kaͤl-
te, Schwere, Feuchtigkeit, Trockenheit, Hartes und
Weiches, u. ſ. w. Wenn man ſagt, daß alle fuͤnf aͤuße-
re Sinne nur Arten des Gefuͤhls ſind, ſo verſteht man dar-
unter nicht den Sinn des Gefuͤhls, ſondern die aͤußere Em-
pfindung uͤberhaupt. Wenn man aber gar, wie Le Cat,
des Sens S. 15. die Liebe nur fuͤr eine Art des Gefuͤhls
haͤlt, ſo verſteht man den Unterſchied der Triebe von den
Empfindungen nicht.

§. 57.

Die Nerven der Zunge und des Gaums ſind gewiſſer
aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke, von aufgeloͤſeten Salzen und
von Oelen, faͤhig, die kein andrer Nerve davon empfaͤngt,
und dieſe Empfindlichkeit der Zunge und des Gaums
heißt der Sinn des Geſchmacks. Durch ihn unter-
ſcheidet die Seele hauptſaͤchlich die Nahrungsmittel des
Koͤrpers.

§. 58.
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[75/0099] 3 Abſchn. Der Nerven. Die aͤußerlichen Sinne. licher Eindruͤcke von einer beſondern Art, mithin auch nur zu einer beſondern Art aͤußerlicher Empfindungen faͤhig ſind, heißen, in Beziehung auf dieſe beſondre Empfin- dungskraft ihrer Nerven, Gliedmaßen der (aͤußerli- chen) Sinne. Bey den Menſchen werden deren fuͤnfe unterſchieden: hingegen haben andre empfindende Thiere deren weniger, und vielleicht einige deren mehr. §. 56. Die in der Haut uͤberall vertheilten Nervenſpitzen ſind beſonders ſolcher aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke faͤhig, wo- durch die Seele von der Beruͤhrung der Flaͤchen der Koͤr- per aͤußere Empfindungen erhaͤlt. Dieſer Sinn heißt der Sinn des Gefuͤhls; daher ſetzet man auch den eigentli- chen Sitz deſſelben in die Fingerſpitzen. Allein der Begriff vom Sinne des Gefuͤhls iſt ſehr unbeſtimmt, und verliert ſich im allgemeinen Begriffe der aͤußerlichen Empfindun- gen. §. 34. Denn wir empfinden durch ihn Waͤrme, Kaͤl- te, Schwere, Feuchtigkeit, Trockenheit, Hartes und Weiches, u. ſ. w. Wenn man ſagt, daß alle fuͤnf aͤuße- re Sinne nur Arten des Gefuͤhls ſind, ſo verſteht man dar- unter nicht den Sinn des Gefuͤhls, ſondern die aͤußere Em- pfindung uͤberhaupt. Wenn man aber gar, wie Le Cat, des Sens S. 15. die Liebe nur fuͤr eine Art des Gefuͤhls haͤlt, ſo verſteht man den Unterſchied der Triebe von den Empfindungen nicht. §. 57. Die Nerven der Zunge und des Gaums ſind gewiſſer aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke, von aufgeloͤſeten Salzen und von Oelen, faͤhig, die kein andrer Nerve davon empfaͤngt, und dieſe Empfindlichkeit der Zunge und des Gaums heißt der Sinn des Geſchmacks. Durch ihn unter- ſcheidet die Seele hauptſaͤchlich die Nahrungsmittel des Koͤrpers. §. 58.

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/99>, abgerufen am 26.04.2024.