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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.

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§. 29.

Wenn A ist und B ist auch; wenn A nicht
ist und B ist auch nicht; wenn dieses allemal
richtig zutrift; wenn endlich kein drittes Ding,
kein C, eben so genau mit A und B harmoni-
ret, als sie selbst unter einander; so kan ich
gantz gewiß behaupten, daß A entweder die
Ursach von B sey, oder daß B, A würcke. §.
22. Wenn also S ist, und M ist auch, wenn
S nicht ist, und M ist auch nicht; wenn dieses
allemal zutrift; und wenn endlich kein C vor-
handen ist, von welchen sich dieses ebenfalls be-
haupten läßt; so wird entweder S, M würcken;
oder M ist die Ursach von S. Nun ist S alle-
mal, wenn M ist; S ist nicht, wenn M nicht
ist, dieses geschicht allemal; §. 26. Es ist auch
kein C da, welches eben so genau mit ihnen
verbunden wäre, als es S und M unter sich
selbst sind: also findet zwischen ihnen beyden
Ursach und Würckung statt. Jch habe von
diesem Schlusse nichts weiter mehr zu erwei-
sen, als das hintere Glied des Untersatzes,
nemlich: daß mit S und M kein C verbunden
sey, welches so genau übereinstimme, als S und
M selbst. Den Beweis dieses Satzes kan ich
nirgends anders woher, als aus der Erfah-
rung leiten. Jch sage: die Erfahrung lehret,
daß alle die Dinge, welche mit S und M genau
verbunden zu seyn scheinen, abwesend seyn kön-
nen, wenn sie zugegen sind; oder sie können
zugegen seyn, wenn S und M abwesend sind.

Wir
§. 29.

Wenn A iſt und B iſt auch; wenn A nicht
iſt und B iſt auch nicht; wenn dieſes allemal
richtig zutrift; wenn endlich kein drittes Ding,
kein C, eben ſo genau mit A und B harmoni-
ret, als ſie ſelbſt unter einander; ſo kan ich
gantz gewiß behaupten, daß A entweder die
Urſach von B ſey, oder daß B, A wuͤrcke. §.
22. Wenn alſo S iſt, und M iſt auch, wenn
S nicht iſt, und M iſt auch nicht; wenn dieſes
allemal zutrift; und wenn endlich kein C vor-
handen iſt, von welchen ſich dieſes ebenfalls be-
haupten laͤßt; ſo wird entweder S, M wuͤrcken;
oder M iſt die Urſach von S. Nun iſt S alle-
mal, wenn M iſt; S iſt nicht, wenn M nicht
iſt, dieſes geſchicht allemal; §. 26. Es iſt auch
kein C da, welches eben ſo genau mit ihnen
verbunden waͤre, als es S und M unter ſich
ſelbſt ſind: alſo findet zwiſchen ihnen beyden
Urſach und Wuͤrckung ſtatt. Jch habe von
dieſem Schluſſe nichts weiter mehr zu erwei-
ſen, als das hintere Glied des Unterſatzes,
nemlich: daß mit S und M kein C verbunden
ſey, welches ſo genau uͤbereinſtimme, als S und
M ſelbſt. Den Beweis dieſes Satzes kan ich
nirgends anders woher, als aus der Erfah-
rung leiten. Jch ſage: die Erfahrung lehret,
daß alle die Dinge, welche mit S und M genau
verbunden zu ſeyn ſcheinen, abweſend ſeyn koͤn-
nen, wenn ſie zugegen ſind; oder ſie koͤnnen
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[72/0102] §. 29. Wenn A iſt und B iſt auch; wenn A nicht iſt und B iſt auch nicht; wenn dieſes allemal richtig zutrift; wenn endlich kein drittes Ding, kein C, eben ſo genau mit A und B harmoni- ret, als ſie ſelbſt unter einander; ſo kan ich gantz gewiß behaupten, daß A entweder die Urſach von B ſey, oder daß B, A wuͤrcke. §. 22. Wenn alſo S iſt, und M iſt auch, wenn S nicht iſt, und M iſt auch nicht; wenn dieſes allemal zutrift; und wenn endlich kein C vor- handen iſt, von welchen ſich dieſes ebenfalls be- haupten laͤßt; ſo wird entweder S, M wuͤrcken; oder M iſt die Urſach von S. Nun iſt S alle- mal, wenn M iſt; S iſt nicht, wenn M nicht iſt, dieſes geſchicht allemal; §. 26. Es iſt auch kein C da, welches eben ſo genau mit ihnen verbunden waͤre, als es S und M unter ſich ſelbſt ſind: alſo findet zwiſchen ihnen beyden Urſach und Wuͤrckung ſtatt. Jch habe von dieſem Schluſſe nichts weiter mehr zu erwei- ſen, als das hintere Glied des Unterſatzes, nemlich: daß mit S und M kein C verbunden ſey, welches ſo genau uͤbereinſtimme, als S und M ſelbſt. Den Beweis dieſes Satzes kan ich nirgends anders woher, als aus der Erfah- rung leiten. Jch ſage: die Erfahrung lehret, daß alle die Dinge, welche mit S und M genau verbunden zu ſeyn ſcheinen, abweſend ſeyn koͤn- nen, wenn ſie zugegen ſind; oder ſie koͤnnen zugegen ſeyn, wenn S und M abweſend ſind. Wir

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/102>, abgerufen am 26.04.2024.